Seit dieser Woche ist es amtlich: die Bonner Seilbahn wird nicht im Ortsteil Holtdorf halten. Eine von der Stadt Bonn in Auftrag gegebene Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass die geplante Verlängerung ab Ramersdorf nicht wirtschaftlich vorteilhaft ist. Das Ergebnis sei eindeutig, hieß es von der Grünen Fraktion in Beuel. Man nehme die objektiven Untersuchungen der Fachleute ernst.
Die SPD in der Bezirksvertretung zeigte sich enttäuscht. Ihre Hoffnung durch eine Verlängerung der Seilbahn, die anliegenden Ortschaften vom Durchgangsverkehr zu entlasten, hatte sich nicht erfüllt. Die geplante Seilbahn – vom linksrheinischen Venusberg über den Rhein bis ins rechtsrheinische Beuel – wäre nach Angaben der Stadt Bonn die erste urbane, in den öffentlichen Nahverkehr eingebundene Seilbahn in Deutschland.
Bürgerdialog zum Projekt im April
Bürger bei der Infoveranstaltung zur geplanten Bonner Seilbahn.
2.000 Anwohnerinnen und Anwohner hatte die Stadt zur Infoveranstaltung eingeladen, 320 kamen schließlich. Die Stadt wollte zum einen über den Planungsstand informieren, zum anderen Verbesserungsvorschläge und Kritik der Bürgerinnen und Bürger aufnehmen, um sie gegebenenfalls bei der Planung zu berücksichtigen.
Kritik an der Stadt Bonn
Es ist eine bunte Mischung, die im Bürgerzentrum Dottendorf zusammengekommen ist: Auf der einen Seite Befürworter der Seilbahn, aber auch Gegner. Der Sprecher einer Bürgerinitiative ist vor Ort und kritisiert, dass nur 320 zur Veranstaltung zugelassen wurden. Man müsse alle mitnehmen.
Experten stehen Bürgern Frage und Antwort beim Seilbahnprojekt.
Schnell ist klar: die Stadt will informieren. Dazu hat sie vier Themenbereiche eingerichtet. Jeweils 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer können zu einem bestimmten Thema wie "Trassenführung" Fragen an die zuständigen Experten stellen und Anregungen geben. Die werden aufgeschrieben und an Stellwände gepinnt.
Mit dem Deutschlandticket über den Rhein
Auch Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner ist gekommen, um für das Seilbahn-Projekt zu werben. Für sie ist das Projekt wichtig, um den ÖPNV attraktiver zu machen und mehr Menschen vom Auto weg zu bekommen. Sie will auch nicht ausschließen, dass die Seilbahn eine touristische Sog-Wirkung erzeuge. Schließlich sei es die erste Seilbahn in Deutschland, die ins ÖPNV-Angebot integriert werde. Mit dem Deutschland-Ticket könne man zum Beispiel so auch mit der Seilbahn über den Rhein fahren.
Über 60 Millionen Euro
66 Millionen Euro soll der Bau und Betrieb kosten. Allerdings ist die Kostenschätzung aus dem Jahr 2019. Es gilt als sicher, dass es mehr werden wird. 90 Prozent davon wollen Bund und Land finanzieren. Aktuell laufen noch Gutachten für die konkrete Planung. Doch Seilbahn-Experte Florian Schweiger erklärt, dass die Trassenführung schon sehr sicher sei. Spielraum gebe es noch bei den Standorten der Stützpfeiler.
Baustart unklar
Gegner des Projekts sehen die hohen Kosten kritisch und halten die Betriebskosten für zu niedrig kalkuliert. Außerdem seien die Auswirkungen auf Natur und Umwelt noch nicht absehbar. Schließlich verlaufe die Trasse über ein Landschaftsschutzgebiet. Sicher scheint, dass das politische Ziel, die Seilbahn bis 2028 in Betrieb zu nehmen illusorisch ist. Doch wenn die konkrete Planung abgeschlossen ist, kann es schnell gehen. Nur zwei Jahre, schätzen Experten, werde der Bau dauern.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort