Iraner tanzen auf der Kölner Domplatte | sv

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Tod des iranischen Präsidenten: Warum Menschen in NRW feiern

Stand: 21.05.2024, 10:30 Uhr

Der Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi bei einem Hubschrauberabsturz löst auch in NRW Emotionen aus. In Köln kam es am Montag zu einer "Freuden"-Kundgebung, nachdem schon am Vortag Menschen ausgelassen auf der Domplatte getanzt hatten.

Von Sabine Meuter

Ursprünglich war es eine Demo, zu der sie sich auf der Kölner Domplatte eingefunden hatten: Frauen und Männer machten am Sonntagnachmittag ihrem Unmut über die Hinrichtung von politischen Gefangenen im Iran Luft. Die Menschenrechtsorganisation "Free Human" hatte zu den Protesten aufgerufen.

Als sich dann die Nachricht, dass es einen Unfall mit dem Präsidentenhubschrauber des iranischen Staatschefs Ebrahim Raisi gegeben habe, wie ein Lauffeuer verbreitete, formierten sich Demonstrierende spontan zu einem Tanz – vor Freude. Stunden später stellte sich heraus, dass Raisi den Hubschrauberabsturz nicht überlebt hat und mit ihm weitere Menschen ums Leben gekommen sind, darunter Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian.

"Freuden"-Kundgebungen - und Trauer im iranischen Staatsfernsehen

Auch der iranisch-stämmige WDR-Reporter Bamdad Esmaili berichtet, dass es Menschen sowohl im Iran als auch außerhalb des Landes gibt, die den Tod ausgelassen feiern - und zum Beispiel tanzen, backen oder Feuerwerkskörper in den Himmel schießen. Zu "Freuden"-Kundgebungen kam es am Montag auch in Berlin, Frankfurt und Köln. Ein WDR-Reporter vor Ort berichtet, dass zur "Freuden"-Kundgebung in Köln Menschen aus ganz NRW gekommen seien. Sie hofften auf ein Ende des Regimes.

Reaktionen auf den Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi

05:54 Min. Verfügbar bis 20.05.2026

Ganz anders die Reaktionen im iranischen Staatsfernsehen: Dort überwiegt Trauer - und es heißt, mit Raisi sei eine wichtige Person des Regimes gestorben, die "beliebt" und "populär" gewesen sei.

Raisi lehnte die westliche Kultur ab

Raisi stand für Geschlechtertrennung und die Todesstrafe. Die westliche Kultur lehnte er ab. Seit 1988 war er nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen und der UNO mitverantwortlich für Massenhinrichtungen politischer Gefangener im Iran. Im Herbst 2022 war es zu regimekritischen Protesten im Iran gekommen, die Raisi blutig niederschlagen ließ, zugleich aber Reformbereitschaft andeutete. Die Proteste hatten weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

Im Juli 2023 war der regimekritische Rapper Toomaj Salehi zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt worden. Seine Familie in Bochum zeigte sich sehr besorgt. Dann, Monate später, der Schock: Gegen Salehi war die Todesstrafe verhängt worden. Eine Nachricht, die nicht nur in NRW, wo es eine große iranische Community gibt, die Menschen aufrüttelt.

Strack-Zimmermann und Laschet kritisieren Beileidsbekundungen

Auf Kritik stieß, dass der EU-Ratsvorsitzende Charles Michel nach dem Tod von Raisi und Amirabdollahian den Angehörigen kondolierte. "Die EU drückt ihr aufrichtiges Beileid zum Tod von Präsident Raisi und Außenminister Abdollahian sowie weiteren Mitgliedern ihrer Delegation und der Besatzung bei einem Hubschrauberabsturz aus", hatte Michel im Onlinedienst X gepostet. "Unsere Gedanken sind bei ihren Familien."

Die Düsseldorfer FDP-Politikerin Agnes Strack-Zimmermann nannte dies gegenüber dem WDR "ungeheuerlich". "Wenn man jemanden zu kondolieren hat, dann den tausenden Familien, deren Mitglieder ermordet, gehängt und hingerichtet wurden." Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet äußerte gegenüber dem WDR sein Unverständnis über die Beileidsbekundungen des EU-Ratsvorsitzenden.

Djir-Sarai im Studiogespräch (MOMA)

Bijan Djir-Sarai, FDP-Generalsekretär

Auch FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai mit Wahlkreis in Neuss äußerte Kritik an Michels Beileidsbekundung. "Man darf auch nicht vergessen, wer Herr Raisi war, bevor er Präsident wurde", sagte Djir-Sarai am Dienstag im ARD-"Morgenecho". "Herr Raisi als Person ist für eklatante Menschenrechtsverletzungen im Iran verantwortlich."

Kein Politikwechsel im Iran in Sicht

Doch jetzt, nach dem Tod von Raisi, werden die Karten neu gemischt. Ob es zu einem Politikwechsel im Iran kommen könnte? Bamdad Esmaili glaubt dies nicht: "Ich gehe nicht davon aus, dass sich etwas ändert", sagt er. Die Regierungsgeschäfte übernimmt übergangsweise der Erste Vizepräsident Mohammed Mochber. Der 68-Jährige soll binnen 50 Tagen eine neue Präsidentenwahl abhalten, wie es ebenfalls in der Verfassung vorgesehen ist. Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei rief eine fünftägige Staatstrauer aus. Mochber gilt als enger Vertrauter Chameneis, wie es auch bei Raisi der Fall war.

Quellen:

  • WDR-Reporter Bamdad Esmaili
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur AFP
  • Agnes Strack-Zimmermann gegenüber dem WDR
  • Armin Laschet gegenüber dem WDR

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