Stühle mit den Fotos der Hamas-Geiseln stehen auf dem Bebelplatz in Berlin

Ein Jahr nach dem Hamas-Überfall: So wird des 7. Oktobers gedacht

Stand: 05.10.2024, 06:00 Uhr

Vor bald einem Jahr überfiel die islamistische Terrormiliz Hamas Israel. In NRW wird der Opfer des 7. Oktobers gedacht.

Seit dem 7. Oktober vergangenen Jahres um 6.29 Uhr unserer Zeit (5.29 Uhr in Israel) ist die Welt eine andere, als sie vorher war. In den folgenden zwölf Monaten entbrannte im Nahen Osten ein brutaler Krieg, der bereits zehntausende Todesopfer gefordert hat und sich jeden Tag gefährlicher zuspitzt.

Weltweit verhärteten sich seitdem vielerorts die Fronten zwischen Judentum und Islam, in Deutschland stieg die Zahl der antisemitischen Vorfälle rasant.

Was ist geschehen?

Im Morgengrauen des 7. Oktober 2023 überwanden mehrere hundert Kämpfer der radikalislamistischen Hamas mit Sprengstoff und Bulldozern die Grenze zwischen dem von Palästinensern bewohnten Gebiet Gaza zu Israel. Sie überfielen fast 50 jüdische Dörfer, gingen von Tür zu Tür, töteten Bewohner und brannten deren Häuser nieder. Insgesamt 1.170 Israelis und Menschen anderer Nationalitäten wurden getötet, allein beim Nova-Technofestival mindestens 370 junge Menschen. Tausende Raketen feuerte die Hamas aus dem Gazastreifen auf israelische Gemeinden nahe der Grenze.

Die israelische Armee reagierte erst nach Stunden. Einem Armeebericht zur Folge trafen die ersten israelischen Soldaten ab 13.30 Uhr im mit am schlimmsten betroffenen Kibbuz Beeri ein. Bis dahin hatte die Hamas insgesamt 255 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Viele sind mittlerweile in Gefangenschaft umgekommen, etwa 100 Geiseln befinden sich noch immer in den Händen der Hamas.

Israel startete eine Gegenoffensive mit bis heute andauernden massiven Angriffen auf den Gazastreifen. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums wurden dort seither mehr als 41.700 Menschen getötet, ein Großteil von ihnen Zivilisten. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden, die Vereinten Nationen stufen diese Zahl jedoch als glaubwürdig ein. Mehr als zwei Millionen Einwohner Gazas befinden sich nach UN-Schätzungen seitdem auf der Flucht vor den Bomben Israels.

Israel weitete seine Angriffe im Lauf der Zeit auch auf andere Länder aus und bombardierte Ziele in Syrien, Libanon und Iran. Dabei wurden offenbar auch zahlreiche wichtige Führer der Hamas getötet. Mehrere mit der Hamas verbündete Länder und Gruppierungen griffen ihrerseits wiederholt Israel mit Raketen an.

Angesichts der vielen unschuldigen Todesopfer besonders in Gaza und der katastrophalen humanitären Lage dort gab es mittlerweile Aufforderungen der UN und verschiedener Staaten an Israel zur Mäßigung.

Veranstaltungen in NRW

Zum Jahrestag des Überfalls durch die Hamas, der die aktuelle Gewaltspirale auslöste, sind in NRW verschiedene Aktionen geplant. Einige finden schon am Sonntag statt. Eine Auswahl:

Ein Jahr nach dem Hamas-Überfall: So wird des 7. Oktobers gedach

WDR Studios NRW 04.10.2024 01:03 Min. Verfügbar bis 05.10.2026 WDR Online


Sonntag, 6. Oktober

  • 15.00 Uhr: Unter dem Titel "Antifa heißt Israelsolidarität" laden unter anderem die Kölner Antifaschistische Gruppe CGN und das Bündnis gegen Antisemitismus Köln zu einem Aufzug vom Roncalliplatz am Dom bis zum Chlodwigplatz auf. Es soll Reden zu Antisemitismus und Antifeminismus geben.
  • 16.00 Uhr: Gedenkmarsch in Düsseldorf ab Graf-Adolf-Platz bis Johannes-Rau-Platz, wo anschließend eine Kundgebung stattfinden wird. Reden wollen die Beigeordnete für Kultur der Stadt Düsseldorf, Miriam Koch, sowie die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur (Grüne). Veranstalter sind die Jüdische Gemeinde Düsseldorf gemeinsam mit der Organisation "Marsch des Lebens", dem Jüdischen Studierendenverband NRW, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Düsseldorf und dem israelischen Kulturverein Kehila NRW.
  • 19.30 Uhr: "Ein Jahr Krieg in Israel und Gaza": Juden, Christen und Muslime aus dem Oberbergischen laden zu einer interreligiösen Gedenkstunde im Oberbergischen Dom nach Gummersbach ein. Drei Vertreter der abrahamitischen Religionen werden je eine kurze Ansprache halten: Abraham Lehrer, Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland; Rafet Öztürk, Dialogbeauftragter der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DiTiB) Köln; Christoph Bersch, Kreisdechant der katholischen Kirchengemeinden im Oberbergischen Kreis.

In Essen ist eine pro-palästinensische Demonstration angekündigt. Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen äußerte die Befürchtung, dass es den Teilnehmenden weniger um das Leid der Menschen im Nahen Osten gehe, sondern viel mehr um die Verbreitung radikalislamistischer Parolen.

In Köln ist für den Nachmittag außerdem eine Demo unter dem Motto "Stoppt den Genozid, Freiheit für Palästina" angekündigt. Start und Ziel sind aber noch unklar. Im Kölner Grüngürtel soll es am Nachmittag eine Demo für die Freilassung der israelischen Geiseln geben.

Montag, 7. Oktober

  • 5.29 Uhr: Mahnwachen unter dem Motto Motto: "Never forget October 7th" an vielen Orten, unter anderem in Düsseldorf (Paul-Spiegel-Platz vor der Düsseldorfer Synagoge) und Dortmund (Steinwache). Initiiert wird die Mahnwache, die zeitgleich weltweit stattfinden soll, von der Kampagne "Marsch des Lebens". Weitere Orte sind unter anderem Berlin, Warschau, Belfast, Lima und New York City. Die Jüdischen Gemeinde Düsseldorf will zudem um 18.00 Uhr auf dem Synagogenvorplatz mit 1.200 Kerzen still an die Opfer erinnern.
  • 14.00 Uhr: Gedenken der Opfer des terroristischen Überfalls der Hamas auf Israel in der Wandelhalle des Düsseldorfer Landtags. Reden werden Parlamentspräsident André Kuper, Ministerpräsident Hendrik Wüst, der Gesandte des Staates Israel in Deutschland, Guy Gilady sowie der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer.
  • 16.30 Uhr: Mahnwache/Gedenkveranstaltung "Pro Israel" am Prinzipalmarkt in Münster
  • 16.30 Uhr: Gedenkveranstaltung auf der Siegbrücke in Siegen. Veranstaltet durch ein Aktionsbündnis aus der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland, dem Aktiven Museum Südwestfalen, dem Tacheles – Netzwerk gegen Antisemitismus Siegen, der Erwachsenenbildung des Kirchenkreises Siegen, sowie dem Kreisjugendring Siegen-Wittgenstein.
  • 17.00 Uhr: Gedenkstunde im Rathaus Minden.
  • 17.30 Uhr: Schweigeminute auf dem Alten Markt in Bielefeld mit anschließender Kundgebung.

In Münster ist eine Demo vor der Redaktion der Westfälischen Nachrichten (WN) unter dem Titel "WN - Komplizen des Genozids" angekündigt, Start ab 13.00 Uhr. Ebenfalls in Münster ab 18.00 Uhr: Mahnwache Pro Palästina, genauer Ort noch unbekannt.

Veranstaltungen in Berlin

  • 05.20 Uhr: Mahnwache "Never Forget October 7th" am Brandenburger Tor mit Namenslesung der Opfer.
  • 11.00 Uhr: Gedenkveranstaltung vor dem Berliner Abgeordnetenhaus mit der Präsidentin Cornelia Seibeld und dem israelischen Botschafter Ron Prosor.
  • 17.00 Uhr: Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Steinmeier in Berlin: Interreligiöser Gottesdienst, an dem auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner teilnimmt, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Anschließend Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Stiller Gedenkweg von der Gedächtniskirche zum Jüdischen Gemeindehaus, Fasanenstraße.
  • 18.00 Uhr: Mahnwache gegen Antisemitismus am Bebelplatz
  • 20.00 Uhr: "Zwischen Trauer und Trauma" - Gespräch zwischen dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und dem Autoren Ahmad Mansour im Theater Stachelschweine, Tauentzienstraße.
  • 20.00 Uhr: Robert Habeck spricht mit Michel Friedman über die Folgen des 7. Oktobers und den Krieg in Nahost. Berliner Ensemble, Großes Haus.

Für 17.00 Uhr ist eine Demonstration "Solidarität mit Palästina" auf dem Hermannplatz angekündigt.

Eine zunächst verbotene pro-palästinensische Demonstration in Frankfurt darf nun zunächst doch stattfinden. Ein Eilantrag beim Verwaltungsgericht gegen das Verbot hatte am Freitagnachmittag Erfolg. Die Stadt will die Veranstaltung aber weiterhin verhindern.

Polizei fürchtet Krawalle

Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnte vor dem Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel bereits vor einer Zunahme israelfeindlicher und antisemitischer Protesten. "Der Jahrestag könnte ein Trigger-Ereignis für weite Teile des Protestspektrums sein", sagte Präsident Thomas Haldenwang. Schwerpunkt der Proteste dürfte nach Einschätzung der Behörde Berlin sein.

Auch die Gewerkschaft der Polizei teilte mit, man blicke mit Sorge auf die kommenden Tage. Bereits in den vergangenen Tagen habe man beobachtet, dass sich die Gewaltbereitschaft der propalästinensischen Szene auf dem Straßen verstärkt in Hass, Antisemitismus und Gewaltexzessen entlade.

Quellen:

  • Landtag NRW
  • Deutsche Presse Agentur
  • Evangelische Pressedienst 
  • Evangelischer Kirchenkreis an der Agger
  • Jüdische Gemeinde Düsseldorf
  • Wuppertal-live.de
  • Organisation "Marsch des Lebens"
  • Antifaschistische Gruppe CGN 

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 06.10.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.