Die Synagoge in der Nachbarschaft
Aktuelle Stunde . 07.10.2024. 30:16 Min.. UT. Verfügbar bis 07.10.2026. WDR. Von Henry Bischoff.
Ein Jahr nach dem Hamas-Überfall: So hat NRW der Opfer gedacht
Stand: 08.10.2024, 08:02 Uhr
Vor einem Jahr überfiel die islamistische Terrormiliz Hamas Israel. In mehreren Städten in NRW ist heute der Opfer gedacht worden.
Das Gedenken begann bereits am frühen Montagmorgen um 5.29 Uhr. Vor der Synagoge in Düsseldorf gab es eine Mahnwache für die Opfer des Hamas-Angriffs auf Israel. Rund ein Dutzend Menschen waren gekommen, um ihre Solidarität mit Israel zu zeigen. Mit roten "Never forget" -Schildern in den Händen erinnerten sie an die Opfer des Hamas-Überfalls und an die Geiseln der Terroristen.
Um 18 Uhr entzündete die jüdische Gemeinde Düsseldorf, die größte in NRW, 1.200 Kerzen für die Opfer. Die Kerzen standen auf den sechs Stufen der Treppe, die zur Düsseldorfer Synagoge hochführen. Zur stillen Gedenkaktion kamen rund 150 Menschen. Sie wollten damit auch auf die mehr als 100 Geiseln aufmerksam machen, die noch immer in der Hand der Hamas sind.
Mahnwache in Dortmund
Auch in Dortmund versammelten sich bereits am Morgen hinter dem Hauptbahnhof neben der Gedenkstätte Steinwache mehrere Menschen und entzündeten Kerzen. Ihnen war es wichtig, kein politisches Statement abzugeben. Ihnen ging es nach eigenen Angaben vor allem darum, die Opfer nicht zu vergessen.
Am Abend gab es eine Kundgebung an der Reinoldikirche unter dem Motto "Gegen Antisemitismus und Terror - Bring them home now". Mehr als 350 Menschen waren gekommen. Viele hatten gelbe Luftballons in den Händen - weltweit das Zeichen für die immer noch verschleppten Geiseln. Auf der Bühne sprach unter anderem die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.
Pro Palästina-Demo in Bonn
In Bonn lasen seit dem Morgen Mahnwachen-Teilnehmer vor dem Alten Rathaus die Namen von Opfern und Geiseln des Angriffs vor. Immer wieder blieben Passanten stehen, um sich mit den Demonstrierenden zu solidarisieren. Am Nachmittag gab es zwei weitere Kundgebungen in Bonn für Frieden und Freiheit in/für Palästina. Bei der ersten (Motto: "Free Palestine") waren etwa 120 Teilnehmer, bei der zweiten ("Ein Jahr Genozid in Gaza") etwa 70. Die Veranstaltungen seien zunächst weitgehend störungsfrei verlaufen. Es seien allerdings vereinzelte Ermittlungsverfahren wegen verbotener Symbole mit Hamas-Bezug sowie verbotene Schriftzüge eingeleitet worden, sagte ein Polizeisprecher der dpa.
Auf dem Alten Markt steht ein unbesetzter, festlich geschmückter Tisch.
In Bielefeld versammelten sich am Abend einige hundert Menschen auf dem Alten Markt, um gemeinsam zu trauern und Solidarität zu zeigen. Zu Beginn und immer wieder zwischendurch wurden Namen der Opfer des terroristischen Angriff der Hamas verlesen. Dann gab es mehrere Redebeiträge und Musik. Mitten auf dem Alten Markt stand ein unbesetzter festlich geschmückter Tisch. Er steht für das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana, blieb aber leer. Denn er symbolisiere laut Veranstaltern die Leere, die die Opfer hinterlassen haben. Veranstalter waren die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld, die Deutsch-Israelische Gesellschaft Bielefeld, das Bündnis gegen Antisemitismus Bielefeld und das Bielefelder "Bündnis gegen Rechts".
Gedenken mit einer roten Rose.
In Siegen waren laut Polizei rund 180 Menschen bei einer Gedenkveranstaltung auf der Siegbrücke. Veranstaltet durch ein Aktionsbündnis aus der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland, dem Aktiven Museum Südwestfalen, dem Tacheles-Netzwerk gegen Antisemitismus Siegen, der Erwachsenenbildung des Kirchenkreises Siegen sowie dem Kreisjugendring Siegen-Wittgenstein.
Mit Kerzen und Schilder gedenken Menschen in Münster.
In Münster fand auf dem zentralen Prinzipalmarkt eine von mehreren Gedenkveranstaltungen statt. Das Motto: "Nichts ist vorbei." Dazu eingeladen hatte die Deutsch-israelische Gesellschaft. Einige Teilnehmer hatten Fotos der israelischen Geiseln aufgestellt, um zu erinnern. Viele Passanten blieben stehen und schauten sich diese an. Nach dem Gedenken auf dem Prinzipalmarkt gingen die Teilnehmer zur Synagoge und zeigten sich dort solidarisch mit den Jüdinnen und Juden, in dem sie Kerzen und Teelichter aufstellten.
In Bergisch Gladbach gab es am Abend ein Gedenkkonzert. Der Erlös aus dem Konzert geht an Waisenkinder in Israel. Der Gladbacher Pianist und Dirigent Roman Salyutov hatte die Veranstaltung initiiert und wollte damit mehr als gedenken: "Natürlich gedenken wir allen Opfern. Zugleich möchten wir den Blick auf unsere Straßen richten. Und auf diesen Straßen wird dieses Massaker kontinuierlich gefeiert, wird der Mord an Juden bejubelt. Diese Zustände bereiten uns größte Sorge."
In Essen-Altenessen schlossen sich nach vorläufiger Schätzung der Polizei zwischen 150 und 200 Menschen einem Demozug nach dem Motto "Gegen die wiederholte Aggression Israels" an. Einige Teilnehmer trugen palästinensische Fahnen oder von der linksextremistischen MLPD. Ein Polizist wurde von einem Demonstranten mit einer Fahnenstange leicht verletzt, als die Polizei gegen Ende der Demo eine Straßenkreuzung räumen wollten. Der Angreifer konnte laut Polizei festgenommen werden.
In der Innenstadt hatten sich zuvor ersten Angaben der Polizei zufolge etwa 150 Menschen unter dem Motto "Entwicklung im Nahen Osten" mit der Forderung "Waffenstillstand sofort" versammelt.
Israel: Gedenken an die Opfer des 7. Oktobers
Aktuelle Stunde . 07.10.2024. 36:35 Min.. UT. Verfügbar bis 07.10.2026. WDR. Von Susanna Zdrzalek.
Gedenkveranstaltungen auch schon am Sonntag
Bereits am Sonntag hatte es landesweit mehrere Veranstaltungen gegeben. So gab es unter anderem in Düsseldorf einen Gedenkmarsch ab Graf-Adolf-Platz bis Johannes-Rau-Platz, wo anschließend eine Kundgebung stattfand. Reden hielten die Beigeordnete für Kultur der Stadt Düsseldorf, Miriam Koch, sowie die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur (Grüne).
Zu einer interreligiösen Gedenkstunde im Oberbergischen Dom in Gummersbach hatten Juden, Christen und Muslime eingeladen. Drei Vertreter der abrahamitischen Religionen hielten je eine kurze Ansprache: Abraham Lehrer, Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland; Rafet Öztürk, Dialogbeauftragter der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DiTiB) Köln; Christoph Bersch, Kreisdechant der katholischen Kirchengemeinden im Oberbergischen Kreis.
Unter dem Titel "Antifa heißt Israelsolidarität" hatte unter anderem die Kölner Antifaschistische Gruppe CGN und das Bündnis gegen Antisemitismus Köln zu einem Aufzug vom Roncalliplatz am Dom bis zum Chlodwigplatz aufgerufen. Es wurden Reden zu Antisemitismus und Antifeminismus gehalten.
Wieder mehr Teilnehmende bei Pro-Palästina-Demo in Düsseldorf
Mit dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel jährt sich auch der Beginn des Krieges in Gaza, der eine Reaktion der israelischen Regierung auf den Überfall war. Gegen diesen Krieg und für einen unabhängigen Staat Palästina demonstrierten in Düsseldorf bereits am Samstag laut Polizei etwa 1.300 Menschen.
Die Demo von der Allianz Palästinensischer Vereine in NRW findet seit etwa einem Jahr alle zwei Wochen statt. Zu den ersten Pro-Palästina-Demos kamen bis zu 17.000 Menschen - zuletzt waren es laut Polizei im Schnitt etwa zwischen 100 und 300 Menschen gewesen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Deutsche Presse-Agentur
- Evangelische Pressedienst
- Evangelischer Kirchenkreis an der Agger
- Jüdische Gemeinde Düsseldorf
- Wuppertal-live.de
- Organisation "Marsch des Lebens"
- Antifaschistische Gruppe CGN