Auf einer Ein-Cent-Münze findet er bequem Platz, in Land- und Forstwirtschaft findet er ein reichhaltiges Nahrungsangebot, das seinen Einzug in Deutschland begünstigen dürfte: der Japan-Käfer. Zum ersten Mal in diesem Jahr sind jetzt lebende Japan-Käfer in Baden-Württemberg entdeckt worden. Zuvor war man bereits durch sein Auftreten in der benachbarten Schweiz alarmiert, weil der etwa einen Zentimeter große Fraßschädling aus Asien die Blätter, Blüten oder Früchte von mehr als 300 Pflanzenarten befällt.
Erste Funde des Japan-Käfers in Baden Württemberg
Die Einzelfunde jetzt in Baden-Württemberg - weiter von der Grenze entfernt - lösten aber keine besonderen Schutzmaßnahmen aus, sagte Frauke Rinke vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe. Seit 2021 habe es jedes Jahr einzelne Funde gegeben, die Tiere seien mutmaßlich eingeschleppt worden, etwa über Lastwagen. Davon gehe man auch jetzt erst mal aus. Der Pflanzenschutzdienst habe in den betroffenen Gebieten die Anzahl der aufgehängten Fallen umgehend erhöht, um sicherzustellen, dass es sich tatsächlich nur um Einzelfunde handelt.
Japan-Käfer - harmloser Einwanderer oder invasive Art?
Es gibt einen Stichtag, der heimische Arten von zugewanderten unterscheidet - das ist das Jahr 1492, in dem Christoph Kolumbus den amerikanischen Kontinent entdeckt hat. Pflanzen und Tiere, die davor schon in Deutschland vorkamen, gelten als heimisch. Jene die später kamen, werden als Neophyten (Pflanzen) beziehungsweise Neozoen (Tiere) bezeichnet. Laut Naturschutzbund (Nabu) NRW gibt es in Deutschland 1.280 fremde Arten, die etabliert sind sowie 1.410, die neu sind, aber nur unbeständig oder lokal vorkommen.
Diese Einteilung sagt noch nichts darüber aus, ob diese Arten auch invasiv, also eine Bedrohung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt sind. So werden die "Einwanderer" erst bezeichnet, wenn sie heimische Arten zu verdrängen drohen. Nabu-Sprecherin Birgit Königs erklärt, dass es im Wesentlichen drei Gründe gibt, die eine Einstufung als invasive Art nach sich ziehen: Wenn sie eine Bedrohung in den Bereichen Naturschutz, Wirtschaft und Gesundheit darstellen. Dies gelte etwa für Insekten wie die Tigermücke, die Viren auf Menschen übertragen können.
Königs verweist auf die EU-Liste invasiver Arten, auf der insgesamt 88 Tier- und Pflanzenarten gelistet sind, die "Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können". In Deutschland kämen mindestens 46 dieser Arten wildlebend vor.
Nutria: Die Nagetiere wurden rund um das Jahr 1900 wegen ihres Fells eingeführt. Sie schädigen nachhaltig die Ufervegetation und gelten als invasiv, weil sie so für den Verlust von Lebensraum anderer Tiere verantwortlich sind. Mittlerweile werden sie auch bejagt. Dr. Manfred Aletsee vom NABU NRW sagte dem WDR, "sie krempeln ganze Uferbereiche um".
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Wie bereitet sich NRW auf den Japan-Käfer vor?
Je kleiner der Einwanderer, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich eine Ansiedlung verhindern lässt, so die Nabu-Expertin. Es sei zwar schon einmal gelungen eine Ansiedlung des nordamerikanischen Ochsenfrosches zu verhindern, weil man eine Population bei Bonn sehr früh erkannt habe, aber mit Insekten ließe sich das nicht vergleichen: "Wenn sie die wahrnehmen, sind die schon so weit verbreitet, dass sie die nicht mehr loswerden."
Ein Grund zur Panik sei dies noch lange nicht: "Bei so einer neuen Art, die auftaucht, muss man das sehr intensiv beobachten", sagt Königs.
Intensiv beobachtet wird der Japan-Käfer schon lange, versichert Gerhard Renker vom Pflanzenschutzdienst NRW. Schon seit 2019 wird der Käfer per Lockstofffallen-Monitoring gesucht. Gefunden habe man in NRW noch keinen.
Urlauber könnten Japan-Käfer nach NRW bringen
Dass der Japan-Käfer aus Asien - auch "Popillia japonica" genannt - in NRW auftauche, sei wahrscheinlich. Eine Einschleppung über Reisende oder Warentransporte hält Renker dabei für die naheliegendste Reiseroute. "Ein begattetes Weibchen kann zum Problem werden, wenn man es nicht frühzeitig entdeckt", so Renker. Daher ist er auch froh, dass sich derzeit viele Bürger und Bürgerinnen an seine Behörde wenden.
Alle Fotos, die unter pflanzengesundheit@lwk.nrw.de eingingen, würden überprüft. Das seien schon viele gewesen, doch bis dato seien ausnahmslos einheimische Käfer abgelichtet worden. Wahlweise kann man einen mutmaßliche Japan-Käfer-Fund auch über die vom Nabu unterstützte App "Naturgucker" prüfen lassen.
Steckbrief: So erkennt man einen Japan-Käfer
- Größe: ca. ein Zentimeter
- Kopf: metallisch glänzend grün
- Flügel: braun
- Besondere Merkmale: fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibseite und zwei weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs
Wie groß ist die Bedrohung durch den Japan-Käfer?
Eine konkrete Bedrohung besteht laut Renker nicht. Würde man in einer der an wichtigen Verkehrsknotenpunkten und Warenumschlagsplätzen aufgestellten Lockfallen 50 Japan-Käfer finden, hätte man ein Problem, doch in den vergangenen fünf Jahren fand man nicht einen einzigen. Ändere sich das, habe der Pflanzenschutzdienst einen Notfallplan in der Schublade, mit dem man die Ausbreitung des Schädlings stoppen könnte. Das sei 2012 beim westlichen Maiswurzelbohrer schon einmal gelungen. "Sowas ist möglich, aber grundsätzlich schwer", so Renker. Daher sei es umso wichtiger, eingewanderte Käfer so früh wie möglich zu finden.
Unsere Quellen:
- Gespräch mit dem Naturschutzbund NRW
- Gespräch mit dem Pflanzenschutzdienst NRW
- Nachrichtenagentur dpa