Thorsten Neumann ist seine Vorfreude auf die neue Session kaum zu nehmen. Er kümmert sich im Karnevalsverband in Mönchengladbach um die Veranstaltungen und ist froh, dass auch viele Gesellschaften wieder voll in den letzten Vorbereitungen stecken.
"Alle wollen wieder und alle können wieder, das ist das Wichtigste. Viele haben ja auch überlegt, ob sie überhaupt diese Session erleben werden", erklärt Neumann. Die meisten Vereine haben die vergangenen Jahre jedoch ganz gut überstanden, hört man von vielen Verantwortlichen quer durchs Land.
Gestiegene Nachfrage bei vielen Vereinen
Viele Menschen hätten wieder Lust, unbeschwert zu feiern. Die Nachfrage nach Karten sei so groß wie seit Jahren nicht, berichten zahlreiche Gesellschaften, auch Frank Schiffers vom Festausschuss in Viersen am Niederrhein: "Viele würden sich wünschen, sie hätten größere Säle oder mehr Kartenkontingente, wir spüren einfach den großen Wunsch nach Ablenkung und Auszeit bei den Menschen."
Und das trotz vielerorts durch die Inflation deutlich gestiegenen Preisen und Kosten. Doch bereits zum Ende der vergangenen Session haben viele Karnevalsvereine in NRW ein größeres Interesse bei den Narren festgestellt, durch Rekordzuschauerzahlen bei ihren Rosenmontagszügen.
Das scheint sich aktuell fortzusetzen, erklärt Simon Schmid von Festausschuss in Bonn: "Die Vorfreude ist da, wir sind positiv. Unbeschwertes Feiern scheint dieses Jahr bei vielen wieder ganz weit oben zu stehen." Deshalb planen die Bonner auch ein deutlich größeres und längeres Bühnenprogramm als sonst am 11.11. zum Sessionsauftakt auf dem Marktplatz in der Innenstadt.
Nahost-Konflikt in den Hinterköpfen
Es könnte also in diesem Jahr alles wieder unbeschwerter und fröhlicher sein, wenn seit einem Monat die täglichen Bilder und Nachrichten vom Krieg im Nahen Osten nicht auch viele Karnevalisten erreicht hätten. "Man hat schon ein komisches Bauchgefühl, ist das alles richtig, was wir machen und planen", sagt Eckhard Schüler vom Festausschuss in Hamm.
Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie und mit dem Ukraine-Krieg hätten jedoch gezeigt, wie wichtig es sei, den Menschen gerade in Krisenzeiten für ein paar Stunden Spaß, Freude und Ablenkung zu bieten, so Schüler.
Das sieht auch Lothar Schwarze vom Bund Ruhr-Karneval als zentrale Aufgabe der Karnevalisten: "Die Leute lechzen danach, etwas von uns geboten zu bekommen, um die Alltagssorgen mal kurz vergessen zu können."
Größerer Andrang in vielen Städten erwartet
Auch in diesem Jahr mischt sich unter die Karnevalisten in NRW neben großer Vorfreude immer noch ein Stück Unsicherheit nach zuletzt schwierigen Jahren. Trotzdem sind für den 11.11. viele große Feiern im ganzen Land geplant, zu denen die meisten auch deutlich mehr närrische Besucher als sonst in den Innenstädten erwarten, weil der Sessionsstart auf das Wochenende fällt. Mitspielen muss dann nur noch das Wetter.
Allein in Köln rechnen Beobachter mit einem vielleicht noch nie dagewesenen Besucherandrang. Mehr als 1.000 Polizisten, rund 600 Mitarbeitende aus dem Ordnungsamt und mehr als 1.000 private Sicherheitskräfte sind im Einsatz, damit der Sessionsauftakt nicht aus dem Ruder läuft.
Schon in den vergangenen Jahren sei die Zahl der Feiernden "exponentiell gestiegen", heißt es in der rheinischen Karnevalshochburg.