Bischöfe haben neue Missbrauchsbeauftragte gewählt

Aktuelle Stunde 28.09.2022 05:52 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Kirchen-Reformen zu Sexuallehre: Große Differenzen bei NRW-Bischöfen

Stand: 28.09.2022, 06:00 Uhr

Katholische Sexuallehre adé? Daraus ist bei den Reform-Gesprächen "Synodaler Weg" nichts geworden. Bei der Vollversammlung der Bischöfe sind die Gespräche nun noch einmal Thema. So positionieren sich die NRW-Bischöfe.

Von Theodor Dierkes

Ein Riss geht durch die katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus. Eine Minderheit von Bischöfen hat bei der letzten Vollversammlung des "Synodalen Weges" ein wichtiges Grundsatzpapier gekippt.

Der 30-seitige Text verwarf katholische Regeln um Verhütung und Geschlechtlichkeit, sprach homosexuellen Partnerschaften sowie wiederverheirateten Geschiedenen Gottes Segen zu und bezeichnete nicht-heterosexuelle Orientierungen als gleichwertig. Außerdem formuliert der Text eine Vergebungsbitte: "Alle Menschen, die unter den Auswirkungen kirchlicher Sexuallehre gelitten haben, bitten wir von Herzen um Vergebung."

Unter anderem Aachens Bischof Helmut Dieser hatte das Papier vorgestellt und eindringlich um Zustimmung gebeten. In einem Interview der ZEIT-Beilage "Christ und Welt" hatte er unter anderem Homosexualität als "gottgewollt" bezeichnet und damit die traditionelle katholische Lehre in Frage gestellt. Der Erzbischof und die drei Weihbischöfe seines Nachbarbistums Köln erklärten sich jedoch bei der Versammlung in Frankfurt ausdrücklich kritisch zu dem Papier.

Zwei-Drittel-Mehrheit unter Bischöfen verfehlt

Zunächst hatte es nach einer klaren Zustimmung zu dem Papier ausgesehen. Zwar ging Kölns Weihbischof Schwaderlapp vor der Entscheidung auf Distanz, insgesamt schwiegen die Kritiker aber. So kam es zum Eklat: 82 Prozent der rund 200 anwesenden Delegierten einschließlich der Bischöfe stimmten für eine Annahme, jedoch nur rund 60 Prozent der Bischöfe. Damit war die nötige Zweidrittel-Mehrheit verfehlt.

Erst bei der nachfolgenden heftigen Diskussion äußerten sich Kölns Kardinal Woelki und die zwei anderen Weihbischöfe Steinhäuser und Puff ebenfalls kritisch. Als Begründung nannten die Kritiker den Treueeid auf Papst und Lehre, den Bischöfe leisten müssen. Außerdem die Nichtübereinstimmung des Papiers mit der traditionellen Lehre und dem bisherigen katholischen Menschenbild, das zum Beispiel nur Männer und Frauen kennt und jede diverse Existenz ausschließt.

Trotz der enormen Verärgerung vieler Teilnehmender, trotz der Drohung, die Reformgespräche aufzugeben und unter enormem Vermittlungseinsatz hat die Versammlung weitere sieben Papiere angenommen. Themen waren unter anderen die Rolle der Frauen, die Mitbestimmung des Kirchenvolks und die Anerkennung für nicht-heterosexuelle Menschen.

Auch in diesen Fragen galt: Köln stellt sich in der Regel dagegen, Aachen, Essen und Paderborn einhellig dafür und Münster ist gespalten: Gegen die Linie von Bischof Felix Genn erwies sich Weihbischof Stefan Zekorn als entschiedener Reformgegner.

Schwarz-Münster-Paderborn gilt nicht mehr

"Was ist die Steigerungsform von Schwarz? Schwärzer? Nein Münster! Und am Schwärzesten? Paderborn!" Das haben Theologen vor 40 Jahren in NRW gewitzelt. Das war einmal. Heute gilt als Steigerungsform: "Schwarz - Münster - Köln."