Illustration von Priestern der katholischen Kirche

Machtkampf beim Konklave: So wird der neue Papst gewählt

Stand: 22.04.2025, 16:22 Uhr

Der neue Papst wird hinter verschlossenen Türen gewählt. Wer wird der Nachfolger von Franziskus? Wie der Krimi in Rom abläuft.

Nach dem Tod von Papst Franziskus wird das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche von den wahlberechtigten Kardinälen im Konklave bestimmt. Diese Zusammenkunft im Vatikan findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Ralph Fiennes als Cardinal Lawrence in einer Szene des Films "Konklave" .

Der Vatikan-Film "Konklave"

Was genau geschieht, dringt nicht nach außen. Das regt die Fantasie an: Im März wurde die Verfilmung des Vatikan-Thrillers "Konklave" mit einem Oscar ausgezeichnet. Bereits 2009 kam der Film "Illuminati" in die Kinos. Beide Male wurde die Wahl eines neuen Papstes als ein Mix aus Intrigen, Machtgehabe und Anfeindungen inszeniert.

Auch wenn Fiktion und Realität vermutlich nicht deckungsgleich sind: Die Papst-Wahl ist durchaus spannungsgeladen. Was man darüber wissen muss.

Was passiert bis zum Konklave?

Am Dienstagmorgen sind die ersten Kardinäle im Vatikan angekommen und haben zwei Entscheidungen getroffen: Der Leichnam von Papst Franziskus wird am Mittwoch in den Petersdom überführt. Bald danach können sich Menschen von ihm verabschieden.

Am Samstag soll dann der Verstorbene in Rom beigesetzt werden. Nach Angaben des Vatikans findet um zehn Uhr auf dem Petersplatz eine Trauermesse statt. Es werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet. Darunter sind Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Donald Trump.

Der Petersdom im Vatikan in der Abenddämmerung

Der Petersdom im Vatikan

Die nächste Versammlung der Kardinäle findet am Mittwochnachmittag statt. Laut Vatikan sind zu diesen Treffen alle Kardinäle eingeladen. Dazu zählt auch der erstinstanzlich wegen Veruntreuung von Vatikangeldern zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilte Kardinal Angelo Becciu. Ob er seine Stimme bei der Papst-Wahl abgeben darf, ist noch unklar.

Wie wird die Papst-Wahl organisiert?

Ist ein Papst gestorben, beginnt die sogenannte Sedisvakanz - die Übergangszeit zwischen zwei Pontifikaten. Während dieser Zeit versammeln sich die Kardinäle täglich zur sogenannten Generalkongregation, um das Konklave, also die Wahl des künftigen Papstes, vorzubereiten.

Das Konklave beginnt 15 bis 20 Tage nach dem Tod des Papstes, also im aktuellen Fall zwischen dem 5. und 10. Mai.

Wer hat das Sagen in dieser Zwischenzeit?

Nach dem Tod verlieren die Chefs fast aller Vatikan-Behörden ihr Amt. Geschäftsführend sind nun die Sekretäre zuständig.

Das Schwarzweißfoto zeigt Papst Franziskus I. am 11.05.2016 bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz, er winkt und lächelt

Hat vorgesorgt: Papst Franziskus

Damit zwischen den Amtszeiten des verstorbenen und des neuen Papstes keine heimlichen Finanztransaktionen stattfinden, hat Papst Franziskus im Mai 2023 eine Neuerung eingeführt. In dieser Übergangszeit bleibt neben dem Kämmerer auch der Generalrevisor des Heiligen Stuhls im Amt. Er ist für die Prüfung finanzieller Angelegenheiten zuständig.

Wer darf am Konklave teilnehmen?

Kardinäle betreten die Sixtinische Kapelle vor der Papstwahl (2013)

Wahl in der Sixtinischen Kapelle

Insgesamt gibt es 252 Kardinäle. Wahlberechtigt sind jedoch nicht alle, sondern nur die Unter-80-Jährigen. Das sind momentan 135 Kardinäle aus aller Welt. Sie versammeln sich in der Sixtinischen Kapelle, die wegen ihrer Deckengemälde von Michelangelo weltberühmt ist.

Wie läuft das Konklave ab?

Die Kardinäle verpflichten sich zu Beginn der Versammlung zu absoluter Geheimhaltung, auch die Wahlgänge finden geheim statt. Das Wort "Konklave" bedeutet, dass die Wahl hinter verschlossenen Türen erfolgt. Es stammt aus dem Lateinischen: "cum clave" bedeutet "mit dem Schlüssel". Die Kardinäle werden von der Außenwelt total abgeschirmt.

Zahlreiche rot gekleidete Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle

Beim Konklave sind Handys verboten

Die Sixtinische Kapelle und das Gästehaus Domus Sanctae Marthae werden vor dem Einzug in die Kapelle genau inspiziert und auf elektronische Abhörmaßnahmen untersucht. Deswegen sind auch Handys und Kameras für die Kardinäle verboten. Sie dürfen außerdem kein Fernsehen schauen, Radio hören oder Zeitung lesen.

Wie wird die Außenwelt auf dem Laufenden gehalten?

Schwarzer Rauch über der Sixtinischen Kapelle zeigt an, dass in dem jeweiligen Wahlgang noch kein Kandidat die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten hat. Das Konklave mit seinen streng geheimen Wahlgängen kann nach wenigen Stunden vorbei sein, aber auch Tage dauern: Ein Zeitlimit gibt es nicht.

Weißer Rauch aus einem Schornstein des Vatikans steigt nach der Papstwahl auf

Weißer Rauch zeigt die erfolgreiche Wahl an

Am Nachmittag des ersten Wahltages findet eine erste und einzige Wahl statt, danach wird viermal täglich gewählt. Wurde ein neuer Papst gefunden, steigt weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle auf, zudem läuten die Glocken des Petersdoms. Dann tritt der sogenannte Kardinalprotodiakon - derzeit der französische Kardinal Dominique Mamberti - auf den Hauptbalkon des Petersdoms und verkündet: "Habemus Papam" ("Wir haben einen Papst"). Anschließend erscheint der neue Papst und spricht den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis").

Welche aussichtsreichen Kandidaten gibt es?

Theo Dierkes, Mitglied der WDR-Religionsredaktion, nennt vier Favoriten, die nach seiner Einschätzung Chancen haben, zum neuen Papst gewählt zu werden. Dazu gehört der ungarische Kardinal Péter Erdő, der "zum konservativen Lager innerhalb der katholischen Kirche" zählt. Aus dem progressiven Lager kommt der italienische Kardinal Matteo Zuppi. "Er steht der Gemeinschaft Sant'Egidio nahe, die sich unter anderem für Frieden und Menschenrechte einsetzt", so Dierkes.

Theo Dierkes in der Aktuellen Stunde im Studiogespräch zu Papst Benedikts Beisetzung

WDR-Religionexperte Theo Dierkes

Die Position des "Brückenbauers" zwischen diesen beiden Flügeln wiederum nimmt der italienische Kardinal Pietro Parolin ein. "Aussichten hat auch Pierbatista Pizzaballa", sagt Dierkes: "Der italienische Kardinal ist Lateinischer Patriarch von Jerusalem und vermittelt im Israel-Palästina-Konflikt."

Wer von ihnen die größten Chancen hat, sei schwer zu sagen, betont Dierkes. Möglich seien alle. Welcher Mann auch immer Papst werde, fest stehe: "Wenn er innerkirchlich als progressiv bezeichnet wird, ist er weltlich gesehen immer noch ein Konservativer."

Wie steht es mit Kardinal Woelki aus Köln?

Rainer Maria Woelki gehört zwar zu den drei deutschen Kardinälen, die beim Konklave den Nachfolger von Papst Franziskus mitwählen - neben Gerhard Ludwig Müller und Reinhard Marx. Aber als "papabile", also als Papstanwärter, gilt keiner von ihnen.

Was für einen Nachfolger wünschen sich Kirchenvertreter aus NRW?

Auf die Frage, welche Eigenschaften der neue Papst haben soll, nannte Woelki im Interview mit der WDR-Fernsehsendung "Aktuellen Stunde" am Montagabend drei Dinge: Er müsse ein Herz für die Menschen haben, das Werk von Franziskus fortführen und "der Kirche wieder ein Stück Stabilität geben".

Bischof Franz-Josef Overbeck hält eine Rede

Essener Bischof Franz-Josef Overbeck

Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, setzte am Dienstag einen etwas anderen Schwerpunkt. Er wünsche sich "einen, der die jetzt schon wahrgenommenen, aber auch schon auf den Weg gebrachten Reformschritte der Kirche im Blick" habe. "Der ganz lebendig" auch auf die Nöte der Kirche, auf den Frieden, auf die Weltwirtschaft "und auf die Bewahrung der Schöpfung achtet".

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Kardinal Woelki in der Aktuellen Stunde, 21.04.2025
  • Planet Wissen: Konklave und Papstwahl
  • Nachrichtenagenturen Reuters, AFP, EPD und KNA

Über dieses Thema berichten wir am 22.04.2025 auch im WDR-Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.