Pathologhe Julius Keil schaut durch ein Mikroskop

Neue Jobs für entlassene US-Forscher bald in NRW?

Stand: 28.03.2025, 15:00 Uhr

"Die Professoren sind der Feind.", sagt die US-Regierung und entlässt Forscher. Eine Chance für den Wissenschaftsstandort NRW?

Von Selina MarxSelina Marx

"Der Endzweck der Wissenschaft ist: Wahrheit." Dieses Zitat wird Lessing zugeschrieben. Zu einer Zeit, als wir noch das Land der Dichter und Denker waren. Bevor die USA uns den Rang abliefen und einen Nobelpreisträger nach dem anderen produzierten.

Doch um "die Wahrheit" und die Wissenschaft ist es aktuell schlecht bestellt in den USA. Trump setzt mit seinem Vize J. D. Vance um, was dieser schon 2021 angekündigt hat: "Wenn wir die Dinge tun wollen, die wir tun wollen, dann müssen wir die Universitäten in diesem Land offen und aggressiv attackieren." Oder noch deutlicher: "Die Professoren sind der Feind."

Seit Trump wieder an der Macht ist, wurden staatliche Fördermittel für Universitäten und Institute gekürzt, Forscher entlassen oder in ihrer Arbeit beschnitten. Bleiben darf nur, wer die Wahrheit des Präsidenten ausspricht. Fakten werden zur Nebensache. Ein schier unglaublicher Prozess im einstigen Eldorado der Wissenschaft.

Doch des einen Leid, des anderen Chance. Galt in Deutschland bisher ein Aufenthalt in den USA als wichtiger 'step' auf der Karriereleiter eines Forschers, können wir den Spieß nun (wieder) umdrehen. Schließlich träumen Politiker in NRW schon lange von hochkarätigen Forschungslaboren und innovativen Unternehmen im transformierten Braunkohlerevier.

Und es hat in der Vergangenheit sogar schon funktioniert: Einer, der 2015 aus den USA zurückkehrte, war der Virologe Hendrik Streeck aus Bonn.

Und es könnten noch mehr renommierte Forscher werden. Diese Woche verkündete Ministerpräsident Wüst immerhin schon mal: "Wer sich bei Trump nicht wohlfühlt, ist bei Hendrik Wüst herzlich willkommen."

Ein netter Willkommensgruß. Joa. Baden-Württemberg plant derweil eine Landesagentur, die den Fachkräften bei der Einwanderung helfen soll und der Berliner Senat will einen Fonds für Forschende aus den USA aufsetzen. Und NRW?

Man arbeite an einer Strategie, heißt es vage aus dem Wissenschaftsministerium. Besser wäre es, Ina Brandes und Hendrik Wüst würden von Medienminister Nathanael Liminski lernen. Er bekämpft die USA schon länger an anderer Front: im Netz und auf den einschlägigen US-amerikanischen Social-Media-Plattformen. Um dort gegen Hass und Hetze effizienter vorgehen zu können, hat NRW eine KI-Software entwickelt, die strafbare Inhalte aufspürt. Andere Länder kopieren sie bereits. Auf den Erfolg angesprochen, sagte Liminski trocken: "Wenn Terrorunterstützer und Radikale im Porsche unterwegs sind, dann dürfen Behörden nicht im Polo hinterherfahren."

Es ist Zeit, dass NRW auch Wissenschaftlern einen Porsche hinstellt.

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