
Kommentar: Auf dem richtigen Weg, aber Achtung vor Nebenwirkungen
Stand: 31.03.2025, 17:35 Uhr
Die NRW-Krankenhausreform sorgt für viel Veränderung. Im Sinne der Patienten? Im Sinne der bestmöglichen Behandlung, meint Nadja Bascheck.
Von Nadja Bascheck
Als Kind habe ich mir mal den Arm gebrochen. Ganz ungeschickt beim Rodeln. Meine Mutter ist sofort mit mir ins nächste Krankenhaus gefahren, wir hatten zum Glück eins bei uns im Ort. Schnell haben die Ärzte festgestellt, dass ich operiert werden muss – ich kam in ein anderes Krankenhaus.
Zugegeben: Dieser Vorfall ist lange her und etwas zu allgemein, als dass man sagen könnte, so sollte es immer laufen. Aber er zeigt: es ist sinnvoll, dass ich im Notfall schnell in ein Krankenhaus komme – und dass ich dann im Zweifel weitergeschickt werde. In diese Richtung geht auch die neue Krankenhausplanung, zumindest ist das die große Idee dahinter.
Zu oft haben bislang Kliniken Behandlungen angeboten, auf die sie nicht spezialisiert waren. Denn diese Behandlungen haben gutes Geld gebracht. Kein Wunder also, dass man Knie- und Hüft-OPs in vielen Häusern bekommen konnte.
Das soll sich ändern. Geht es nach NRWs Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, soll nicht mehr jede Klinik alles machen. Ich finde: Das ist ganz im Sinne der Patienten. Denn mal ehrlich: Woher soll ich als Laie denn wissen, welche Klinik für meine Krankheit am besten aufgestellt ist, das beste Personal hat und am meisten Erfahrung?
Nicht jeder kann im Internet recherchieren, nicht jeder spricht Deutsch, nicht jeder versteht Arztbriefe voller medizinischer Fachbegriffe. Ich finde es daher richtig, dass ich als Patientin dahin geführt werde, wo ich am besten aufgehoben bin.
Es geht Laumann auch darum, dass Krankenhäuser sich nicht gegenseitig kaputtmachen. Gerade erleben wir, dass viele rote Zahlen schreiben, einige sogar insolvent werden. Diese Entwicklung ist nicht gut. Wo ein Krankenhaus schließt, bricht Versorgung weg. Dass das fast unkontrolliert passiert, ist schlecht. Gerade deshalb ist vernünftige Planung wichtig.
Immerhin: Wer sich den Arm bricht, soll auch in Zukunft noch schnell ins nächste Krankenhaus kommen. Wer aber einen geplanten Eingriff bekommt, muss längere Fahrtwege in Kauf nehmen. Das ist eine Zumutung. Nicht jeder ist mobil, vom ÖPNV im ländlichen Raum will ich gar nicht erst anfangen. Das ist nicht immer im Sinne von Patient und Besucherin. Aber wenn es im Sinne der Behandlung ist, dann wird es kaum anders gehen.
Es ist noch viel zu tun auf dem Weg zu einem gesünderen System. Die Politik muss jetzt dranbleiben und auf die Nebenwirkungen achten: Dass zum Beispiel Geburtskliniken schließen, weil sich der Betrieb nicht mehr lohnt, kann nicht gewollt sein. Geburten wurden fast überall genehmigt. Sie dürfen nicht aus der Versorgung fallen.
Es ist noch viel Bewegung drin. Oder, um es mit Laumanns Worten zu sagen: "Es ruppelt". Veränderungen sind anstrengend. Das weiß jeder von uns. Aber sie sind auch nötig. Wenn sie im Sinne der Patienten sind. Für eine gute Versorgung – und zwar für jeden.