Kommunen am Limit: Ansturm auf Wohngeld
Stand: 25.01.2023, 11:45 Uhr
Durch die Wohngeldreform haben seit diesem Jahr dreimal so viele Haushalte Anspruch auf Unterstützung für ihre Miete. Bei den Kommunen sorgt das für viel Arbeit und einigen Problemen.
Von Sebastian Auer
Im Mülheimer Sozialamt türmen sich die Anträge - buchstäblich. Die Beschäftigten haben alle Hände voll zu tun, die Anträge auf Wohngeld abzuarbeiten. "Im Januar vor einem Jahr hatten wir 50 Anträge für Wohngeld. In den vergangenen Wochen waren es über 600", sagt Thomas Konietzka, Leiter des Mülheimer Sozialamtes.
Dreimal so viele Anspruchsberechtigte in NRW
Wohngeld können Menschen beantragen, bei denen das Gehalt oder die Rente nicht ausreicht, um die Miete zu bezahlen. Auch aufgrund hoher Inflation hatte die Bundesregierung zum Jahreswechsel den Kreis der Berechtigten deutlich erweitert. In NRW haben nun 480.000 Haushalte Anspruch auf die Sozialleistung. Vorher waren es 160.000.
"Die Antragsstellung ist kompliziert."
"Ein Problem ist auch, dass die Antragstellung sehr umfangreich und kompliziert ist. Fast alle Anträge müssen wir zur zunächst zurückschicken, weil noch Unterlagen fehlen", sagt Thomas Konietzka vom Mülheimer Sozialamt. Immerhin: Zum Monatsende sollen von den rund 600 Anträgen die ersten 50 bewilligt sein.
In Köln rechnen sie mit Wartezeiten von bis zu drei Monaten. In Bonn gibt es jetzt ein provisorisches "Wohngeldcenter" im Foyer des Stadthauses. So will man dem Ansturm Herr werden. In den ersten Wochen des Jahres seien bereits 500 Anrufe eingegangen, weil es so viele Fragen gebe.
Ohnehin können die Anträge derzeit nur vorläufig bewilligt werden. Denn mit der Wohngeldreform wird in den Städten auch eine neue Software zur Bearbeitung benötigt. Die muss das Land zur Verfügung stellen. Aber das Computerprogramm ist noch nicht fertig.
Anträge können nur vorläufig bewilligt werden
Die zuständige Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) sieht die Schuld darin beim Bund. Der hätte die Wohngeldreform erst zum Ende des Jahres beschlossen. Vorher hätte man in ihrem Ministerium nicht tätig werden können. Sie geht davon aus, dass es sich erst im Frühjahr deutlich entspannt.