Armin Laschet Portrait

Armin Laschet hängt jetzt in der Ahnengalerie

Stand: 09.12.2024, 17:30 Uhr

Frühere Minsterpräsidenten des Landes ließen sich noch malen. Hannelore Kraft wollte ein Foto. Armin Laschet setzt die Reihe fort.

Von Thomas DrescherThomas Drescher

Wenn Hendrik Wüst morgens in den Flur zu seinem Büro einbiegt, werden ihn künftig nicht mehr die Blicke von Hannelore Kraft (SPD) und Jürgen Rüttgers (CDU) treffen. Als erstes blickt ihm von nun an Armin Laschet (CDU) aus dem Bilderrahmen entgegen, der seit Montag ganz vorne in der Ahnengalerie der Staatskanzlei hängt.

Das Portrait hatte Till Brönner fotografiert. Der gebürtige Viersener gilt als einer der besten Jazztrompeter des Landes und geht auch virtuos mit der Kamera um. Viele deutsche und internationale Stars ließen sich schon von ihm portraitieren.

Ahnengalerie: Diese Menschen regierten NRW

12 Regierungschefs hatte NRW bisher, inklusive des Amtsinhabers Hendrik Wüst. Wer waren die Menschen vor ihm?

NRW-Ministerpräsidenten

Rudolf Amelunxen (parteilos) 1946 - 1947: Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurde Amelunxen, ein Demokrat, von der britischen Besatzungsmacht zum Ministerpräsidenten ernannt. Der politische Spielraum des ersten Ministerpräsidenten war begrenzt. Seine Hauptaufgabe bestand in der Mangelverwaltung: Das Land lag in Trümmern. Hunger, Krankheit, Wohnungs- und Treibstoffmangel waren die beherrschenden Themen.

Rudolf Amelunxen (parteilos) 1946 - 1947: Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurde Amelunxen, ein Demokrat, von der britischen Besatzungsmacht zum Ministerpräsidenten ernannt. Der politische Spielraum des ersten Ministerpräsidenten war begrenzt. Seine Hauptaufgabe bestand in der Mangelverwaltung: Das Land lag in Trümmern. Hunger, Krankheit, Wohnungs- und Treibstoffmangel waren die beherrschenden Themen.

Aus seiner Rede vor dem Landtag 1946: "Wir müssen von uns aus (…) Sorge tragen, dass das Ruhrgebiet niemals wieder Waffen schmiedet, dass die Wirtschaft an Rhein und Ruhr auf friedliche Ziele der Menschheit ausgerichtet wird“, sagte Amelunxen vor dem Landtag. Sein Portrait stammt von Oswald Petersen.

Karl Arnold (CDU) 1947 - 1956: Karl Arnold war der erste frei gewählte Ministerpräsident des noch jungen Bundeslandes. Zuvor war der gelernte Schuhmacher Oberbürgermeister in Düsseldorf. Arnold gehörte zum linken Flügel der neu gegründeten CDU und stand für Arbeitnehmerrechte und sozialen Wandel. Das machte ihn zum Widersacher von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Aufgrund bundespolitischer Interessen wurde Arnold 1956 von seinem Koalitionspartner, der FDP, gestürzt.

In Arnolds Amtszeit fällt die Gründung der Montanunion – einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft für Kohle und Stahl. Karl Arnold gehört somit zu den Vordenkern der Europäischen Union. "Nordrhein-Westfalen will und wird das soziale Gewissen der Bundesrepublik sein“ sagte er in seiner Regierungserklärung. Am Ende seiner Amtszeit ließ er sich von Richard Schreiber porträtieren.

Fritz Steinhoff (SPD) 1956 - 1958: Der ehemalige Bergarbeiter Fritz Steinhoff war nach Kriegsende Bürgermeister von Hagen und Wiederaufbauminister im Kabinett seines Vorgängers Karl Arnold. Als dieser gestürzt wurde, kam Steinhoff auf die Regierungsbank.

In seiner kurzen Amtszeit kümmerte sich Fritz Steinhoff vor allem um die Förderung des Wohnungsbaus und der Jugendarbeit. Außerdem setzte er auf den Ausbau der Kernenergie und legte den Grundstein für die Kernforschungsanlage Jülich. Das Gemälde stammt von Richard Sprick.

Franz Meyers (CDU) 1958 - 1966 : Bei der Landtagswahl 1958 ging Franz Meyers für die CDU ins Rennen, nachdem der eigentliche Spitzenkandidat, Karl Arnold, plötzlich im Wahlkampf verstarb. Der „fixe Franz“ kam wegen seiner rheinische Lebensart bei Wählern und Journalisten gut an.

Meyers wollte eine größere Verbundenheit zwischen Westfalen und Rheinländern schaffen. Am liebsten hätte er das Land umbenannt, stieß aber mit seinen zum Teil skurrilen Vorschlägen auf keinen fruchtbaren Boden. Die Krise im Bergbau überschattete Meyers Amtszeit: Der Steinkohle-Absatz stagnierte, Tausende Bergleute verloren ihren Job, Zechen mussten schließen. Das Porträt wurde gemalt von Engelbert Hilbich

Heinz Kühn (SPD) 1966 – 1978: Der ehemalige Chefredakteur der Rheinischen Zeitung regierte das Land zwölf Jahre lang in einer Koalition mit der FDP. Er war ein Intellektueller, galt als weniger hemdsärmelig als sein Vorgänger. Das Zechensterben im Land ging weiter, begleitet von Protesten der Kumpel.

Kühn versuchte das Vertrauen der Leute zurückzugewinnen, entwickelte das Entwicklungsprogramm Ruhr. Durch die Gründung einer Dachgesellschaft, der Ruhrkohle AG, sollten die verbleibenden Betriebe stabilisiert werden. Während seiner Amtszeit entwickelte sich NRW zum Hochschulstandort – nicht zuletzt ein Verdienst seines Wissenschaftsministers und Nachfolgers Johannes Rau. Kühn wurde gemalt von Oswald Petersen.

Johannes Rau (SPD) 1978 - 1998: Mit Johannes Rau setzte sich die Ära der SPD in Nordrhein-Westfalen fort. Der gelernte Verlagsbuchhändler aus Wuppertal-Barmen erreichte dreimal die absolute Mehrheit für die SPD und regiert 20 Jahre das Land NRW.

Raus Erfolgsrezept war er selbst - nicht umsonst nannte man ihn "den Menschenfischer“: Er war den Menschen zugewandt, konnte zuhören und vermitteln. Diese Qualitäten brauchte er, denn politisch wehte der Wind rauh: Die Kohle- und Stahlkrise, ein riesiger Schuldenberg und eine Arbeitslosenquote von über zehn Prozent schüttelten NRW. Gemalt wurde Rau von Janet Brooks-Gerloff.

Wolfgang Clement (SPD) 1998 - 2002: Wolfang Clement, gebürtiger Bochumer und gelernter Journalist, war viele Jahre Kronprinz von Johannes Rau. Als dieser sein Amt zur Verfügung stellt, rückt Clement nach. Der SPD-Ministerpräsident Clement sah sich als Manager des Landes.

Mit ihm sollte NRW zukunftsfähig werden. Dafür setzte Clement auf den Ausbau moderner Technologien und die Förderung des Medienstandorts NRW. Außerdem veranlasste Clement den Umzug der Staatskanzlei von der alten Villa Horion in das stahlglänzende Düsseldorfer Stadttor. Gezeichnet wurde Clement von Ernst Günter Hansing.

Peer Steinbrück (SPD) 2002 - 2005: Als Ministerpräsident Wolfgang Clement plötzlich von der Landes- zur Bundespolitik wechselte, folgte ihm sein ehemaliger Wirtschafts- und Finanzminister Peer Steinbrück ins Amt. Weder Clement, noch Steinbrück entsprachen dem Typus „Landesvater“. Steinbrück, der gebürtige Hamburger, sagte von sich selbst, er sei "ein Kabeljau".

So richtig warm wurden die Nordrhein-Westfalen nicht mit ihrem neuen Ministerpräsidenten, der sich während seiner Amtszeit kein starkes Profil geben konnte. Bei der Landtagswahl 2005 standen die Zeichen auf Wechsel: Die SPD blieb weit hinter der CDU zurück. Das Gemälde stammt von Johannes Heisig.

Jürgen Rüttgers (CDU): 2005 - 2010
Nach fast 40 Jahren SPD-Regierung kam 2005 der Wechsel: Der heimatverbundene Rheinländer Jürgen Rüttgers wurde der Neue an der Spitze Nordrhein-Westfalens. Der CDU-Mann besiegelte während seiner Amtszeit das Ende der Kohlesubventionierung – ein jahrelanges Streitthema im Landtag.

Rüttgers versuchte immer wieder, Verbindungen zwischen sich und dem langjährigen Landesvater Johannes Rau herzustellen. Doch ähnlich wie bei seinem Vorgänger Steinbrück wollte der Funke zu den Menschen in NRW nicht überspringen. Der Wahlkampf 2010 wurde von einer Sponsoring-Affäre der Landes-CDU überschattet. Die CDU erlitt hohe Stimmverluste. Rüttgers ließ sich von Oliver Jordan malen.

Hannelore Kraft (SPD): 2010 - 2017
Hannelore Kraft, die Tochter eines Straßenbahnfahrers aus Mülheim an der Ruhr, wurde die erste Frau an die Spitze des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Nachdem weder Rot-Grün noch Schwarz-Gelb bei der Landtagswahl 2010 eine Mehrheit bekam, bildete die SPD zusammen mit den Grünen eine Minderheitsregierung. 2012 stellte sich die rot-grüne Koalition bei vorgezogenen Landtagswahlen auf eine sichere Basis.

Fünf Jahre lang regierte Hannelore Kraft danach das Land. Sie galt als menschlich warme „Kümmerin“, doch stießen die Schul- und Sicherheitspolitik der Koalition zuletzt auf wenig Gegenliebe im Land. Bei der Wahl 2017 musste die SPD hohe Stimmverluste hinnehmen, die CDU wurde stärkste Partei im Landtag. Kraft brach mit der Gemälde-Tradition und ließ sich von Jim Rakete fotografieren. Ihr Nachfolger präsentierte das Bild in der Ahnengalerie.

Armin Laschet (CDU): 2017 - 2021
Die Koalition von CDU und FDP wählte mit ihrer Ein-Stimmen-Mehrheit Armin Laschet zum 11. Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens. Der Sohn eines Bergmannes aus Aachen führte das Land durch bewegte Zeiten: Zuerst versuchte seine Landesregierung die Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Hambacher Forstes, später dann ebnete Laschet den Weg für den Ausstieg aus der Braunkohle und holte Milliardenhilfen des Bundes nach NRW.

Es folgten die Corona-Pandemie und das Jahrhunderthochwasser 2021. Laschet wurde Kanzlerkandidat der CDU und übergab das Amt vor Ablauf der Wahlperiode an Hendrik Wüst. Laschet setzt die Reihe der Fotoporträts fort mit dem Werk von Till Brönner.

"Besonnen und menschlich"

Der amtierende und der Ministerpräsident a.D. sagen einander viel Nettes, wie das in Feierstunden so üblich ist. "Besonnen und menschlich, mit großem Herz und Sinn für unser Land" - so habe Laschet die Geschicke Nordrhein-Westfalens geleitet, sagte Wüst. Er erinnerte an die Pandemie und an die Hochwasserkatastrophe, deren Herausforderungen die Amtszeit Laschets geprägt hätten. Dieser verstehe es wie nur wenige andere, Menschen zusammenzuführen. Seine Maxime sei stets gewesen, das Kompromisse besser sind als Konflikte.

Armin Laschet Portrait Enthüllung

Feierliche Enthüllung: Fotograf Till Brönner, Armin Laschet und Hendrik Wüst (v.l.n.r.)

Die seltsamen Streifen auf dem Schwarzweiß-Bildnis sind übrigens nicht Bestandteil des Kunstwerks. Sie stammen von der Deckenbeleuchtung und trieben die anwesenden Pressefotografen zur Verzweiflung.

Laschet sagte, mit seinem Fotografen verbinde ihn nicht nur die Heimat NRW, sondern auch die Leidenschaft für Europa. Bönner sei es gelungen, nicht nur ein authetisches und klares Bild von ihm als Politiker, sondern auch als Mensch zu transportieren.

Mit Blick auf seinen Nachfolger Wüst meinte Laschet: "Die nächsten 20 Jahre werden da keine neuen Bilder aufgehängt".

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