Atommüll Zwischenlager Ahaus

Frühestens Sommer: Zeitpunkt der NRW-Atommüll-Transporte weiter unklar

Stand: 25.02.2025, 17:35 Uhr

Hochradioaktiver Atommüll soll von Jülich quer durch NRW nach Ahaus gebracht werden. Aktuell kommt Bewegung in die Pläne.

Von Tobias ZacherTobias Zacher

Wann die geplanten Atommüll-Transporte von Jülich nach Ahaus fahren, ist weiter unklar.

Das NRW-Wirtschaftsministerium prüft derzeit den Entwurf einer entsprechenden Transportgenehmigung. Nach WDR-Informationen ist geplant, dass das Land bis 21. März seine Stellungnahme abgibt. Dann läuft die entsprechende Frist ab, eine Verlängerung ist aber möglich. Am Dienstag beriet der Landtag unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einer Sondersitzung über den aktuellen Stand.

Transporte frühestens ab Sommer

Demnach könnte der Transport der 152 Castor-Behälter durch weite Teile NRWs frühestens im Sommer starten. Voraussetzung dafür ist, dass die weitere Genehmigung glatt verläuft, der genaue Streckenverlauf über die teils maroden Straßen NRWs zügig geplant ist und dann das aufwändige Konzept zur Absicherung der sensiblen Transporte flott erstellt wird.

Umweltschützer und Bürgerinitiativen haben bereits angekündigt, Klagen zu prüfen. Es ist denkbar, dass derartige Klagen die Transportpläne noch um Jahre verzögern.

Wann fahren Castoren von Jülich nach Ahaus?

WDR 5 Westblick - aktuell 25.02.2025 01:40 Min. Verfügbar bis 25.02.2026 WDR 5


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Für die Atomaufsicht ist in NRW das Wirtschafts- und Energieministerium zuständig. Eine Sprecherin teilt mit: "Eine Stellungnahme befindet sich in der Abstimmung. Diese ist jedoch für das BASE als genehmigende Stelle nicht bindend." Heißt im Klartext: Der Bund entscheidet eigenständig, ob die Transporte von Jülich nach Ahaus stattfinden - die NRW-Landesregierung wird zwar nach ihrer Einschätzung gefragt, an die muss sich der Bund aber nicht halten. BASE ist die Abkürzung für das "Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung".

SPD: Transporte nur "Frage der Zeit"

Eben diese Behörde hatte in der Vergangenheit die Vorbereitungen für den Transport der Atommüll-Behälter vorangetrieben. Die Alternative - der Atommüll bleibt in Jülich und wird da in einem neu zu bauenden, modernen Zwischenlager erstmal weiter verwahrt - hatte sie eher stiefmütterlich behandelt. Für die SPD im Landtag ist es deshalb "nur noch eine Frage der Zeit", bis die Castoren durch NRW rollen. "Das Genehmigungsverfahren für die Atomtransporte scheint nach unserer Einschätzung wohl nur noch Formsache zu sein", sagte André Stinka, der energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion.

Die schwarz-grüne Landesregierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass sie sich für "eine Minimierung von Atomtransporten" einsetzen will. Weiter heißt es dort: "Im Fall der in Jülich lagernden Brennelemente bedeutet dies, dass wir die Option eines Neubaus eines Zwischenlagers in Jülich vorantreiben." Es ist die Lösung, die auch von mehreren Umweltschutzverbänden wie BUND NRW oder "Ausgestrahlt" favorisiert wird. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), deren Beschäftigte die Route sichern müssten, hatte die Transporte als "unverhältnismäßig" bezeichnet.

Ministerium: "Mittel für Flächenerwerb zur Verfügung gestellt"

"In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat die Landesregierung nichts getan, die Transporte zu verhindern und den Bund vom Neubau eines Zwischenlagers in Jülich zu überzeugen", meint SPD-Mann Stinka. "Wäre die Verhinderung der Atomtransporte eine Priorität der Landesregierung, hätte sie für den Bau eines neuen Zwischenlagers in Jülich auch eigene Mittel dem Bund anbieten können", kritisierte er.

Dieser Darstellung widerspricht das Grünen-geführte Wirtschafts- und Energieministerium. man habe im Gegenteil Grundstücke für ein mögliches neues Zwischenlager gesichert: "Als Landesregierung haben wir im Landeshaushalt die notwendigen finanziellen Mittel für einen Flächenerwerb zur Verfügung gestellt, die weiteren Entscheidungen liegen nicht in der Verantwortung der Landesregierung", hieß es auf WDR-Anfrage. Die Beschlüsse des Koalitionsvertrages seien für die Landesregierung weiter gültig.

Jahrzehntealter Atommüll

In Jülich lagern bis heute rund 300.000 tennisballgroße Brennelemente-Kugeln in 152 gelben Caster-Behältern. Dabei handelt es sich um Abfall des atomaren Forschungsreaktors Jülich, der 1988 nach mehreren Störfällen endgültig stillgelegt wurde.

Der Standort Jülich galt lange nicht als ausreichend erdbebensicher, deshalb wurde bereits 2014 der Transport des Atommülls ins Zwischenlager Ahaus angeordnet. Seitdem wird über dieses Vorhaben diskutiert, denn auch am Sicherheitsstand von Ahaus gibt es Kritik. Inzwischen gilt ein mögliches neues Lager am Standort Jülich unter Fachleuten doch als ausreichend erdbebensicher.

Unsere Quellen:

  • Eigene Recherche
  • Wirtschafts- und Energieministerium
  • SPD-Fraktion im Landtag
  • GdP
  • BUND
  • "Ausgestrahlt"