Das Bild zeigt Personen beim Meeting.

Gründerpreis vergeben: Krise erreicht die Start-up-Szene

Stand: 28.10.2024, 20:41 Uhr

Die Konjunktur lahmt. Und Start-ups sind laut IHK anfällig in der Krise. Zugleich gibt es auch positive Trends in der Gründerszene.

Von Martin TeiglerMartin Teigeler

In Düsseldorf ist am Montagabend der NRW-Gründungspreis vergeben worden. Preisgelder von insgesamt 60.000 Euro gingen an die prämierten Unternehmen. Mit dem Event werden der Einsatz und die Risikobereitschaft in jungen Unternehmen gewürdigt.

Preise gingen nach Aachen, Olpe und Rheine

Platz eins ging an die Ideenschmiede Incoretex aus Aachen. Sie bietet eine Plattform an, die dabei hilft, Produkte intelligenter zu machen. Den zweiten Preis bekam Greis Beschichtungstechnik aus Olpe für innovative Oberflächenbeschichtungen. Platz drei sicherte sich SO DONE aus Rheine für eine KI-basierte Lösung, die Hassmeldungen im Internet aufspürt.

Der Alltag für Gründer ist hart. Und das erst Recht, wenn die deutsche und die nordrhein-westfälische Wirtschaft nicht rund läuft, so wie im Moment. Aber es gibt auch positive Trends: So ist zum Beispiel Leverkusen zu einem wichtigen Ort für Unternehmensgründungen geworden.

Nordrhein-Westfalen habe sich "zu einem der führenden Start-up-Standorte in Deutschland entwickelt", sagt Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). 2023 verzeichnete NRW allerdings im Vorjahresvergleich einen leichten Rückgang der Start-up-Neugründungen (minus acht Prozent).

NRW habe sich tatsächlich "nach Berlin als wichtiger Standort für Start-ups etabliert", sagt Thomas Grigutsch von der Bergischen IHK. Aber mit den immer "dunkleren konjunkturellen Wolken wird es auch für Gründer zunehmend schwierig". Das gelte zum Beispiel für Kooperationen mit Mittelständlern, die für viele Start-ups wichtig seien. "Da droht schon die Gefahr, dass solche Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen wegen der schlechten Wirtschaftslage beendet oder eingeschränkt werden."

Forderung nach weniger Bürokratie

Ein zweiter Effekt sei die Zunahme von Notgründungen, sagt Grigutsch: "In einer schwachen Konjunktur machen sich erfahrungsgemäß mehr Menschen selbstständig, ohne über das richtige unternehmerische Konzept zu verfügen."

Was Gründern in der Krise helfen könnte, sei ein Abbau von Bürokratie. Denn gerade junge Unternehmerinnen und Unternehmer hätten "am Anfang keinen Kopf und keine Fachleute dafür, jede komplizierte Vorschrift zum Arbeitsschutz oder im Steuerrecht umzusetzen".

Finanzprobleme und weniger Mitarbeiter

Der deutsche Start-up-Verband legte unlängst eine Umfrage vor, die zeigte, dass Gründer die Wirtschaftsflaute spüren. Demnach sank die Zahl der Beschäftigten erstmals seit Jahren - von durchschnittlich 18,6 auf 16,9. Die Hälfte der Befragten bewertete die aktuelle Finanzierungssituation negativ. Außerdem hakt es bei der Zusammenarbeit zwischen Start-ups und etablierter Wirtschaft. Nur 37,5 Prozent der befragten Start-ups sehen die Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Unternehmen positiv.

Bereits Anfang 2024 hatte eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young ergeben, dass die Bereitschaft, in Jungunternehmen zu investieren, weiter abnimmt - und zwar drastisch. So wurden in NRW im vergangenem Jahr 331 Millionen Euro investiert. Ganze 136 Millionen Euro weniger als im Vorjahr.

Aber es gibt eben auch die positiven Befunde: Junge Unternehmen in NRW seien "innovativ, exportstark und wachstumsorientiert", teilte die NRW-Bank Mitte Oktober mit. Im Durchschnitt geben junge Unternehmen in Nordrhein-Westfalen demnach 5,2 Prozent ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Für Deutschland insgesamt liegt dieser Anteil bei 4,8 Prozent.

Start-ups sind am Mittwoch auch Thema im Wirtschaftsausschuss des Landtags. Die FDP fordert die Landesregierung auf, "das Gründungsklima für Frauen zu verbessern". Zum Beispiel sollen Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Weiterbildung in finanziellen Fragen verbessert werden. Außerdem soll es mehr Vernetzungsplattformen für junge Gründerinnen geben.

Über dieses Thema berichten wir am 28.10.2024 im "Westblick" auf WDR 5 .

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