Kommentar: Ausgerechnet Merkel

Stand: 27.04.2023, 13:51 Uhr

Angela Merkel soll den NRW-Staatspreis erhalten. Eine Preisträgerin, die nicht unbedingt den Kriterien des Preises entspricht.

Von

Diese Spitze gegen Friedrich Merz ist wirklich preiswürdig: Hendrik Wüst verleiht den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen an Angela Merkel, ausgerechnet. "Für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohl des deutschen Volkes", wie die Staatskanzlei schreibt.

Gefragt haben dürfte der CDU-Ministerpräsident aus Düsseldorf den CDU-Parteichef in Berlin – immerhin auch ein Nordrhein-Westfale – wohl kaum. Dass Merz ihn zu dieser Entscheidung beglückwünscht, ist auch wenig wahrscheinlich. Das, sagen wir mal, reservierte Verhältnis von Merz zu Merkel ist ein öffentliches Geheimnis. Ein wohlkalkulierter Hintersinn also, der niemandem verborgen bleibt, der aber trotzdem in harmlosem Gewand daherkommt.     

Bausch, Beitz, Hüsch - und dann Merkel?

Fragen wir den Preis selbst. In der Beschreibung heißt es: "Der Staatspreis wird an Persönlichkeiten verliehen, die herausragende Leistungen erbracht haben und Nordrhein-Westfalen durch Werdegang und Wirken verbunden sind". Wohlgemerkt: Und Nordrhein-Westfalen verbunden sind, nicht oder.

Wüst schreibt nun, dass Angela Merkel stets eine besondere Beziehung zu Nordrhein-Westfalen gehabt habe. Besondere Beziehung. Vieldeutiger geht es kaum. Und außer Hendrik Wüst kann sich wohl auch kaum jemand an diese besondere Beziehung erinnern. Zumindest nicht im Sinne des Preises. Dass man nicht 16 Jahre Kanzlerin ist, wenn man alles falsch macht, ist klar. Insofern mag die Aufregung um das Großkreuz in besonderer Ausführung, das Bundespräsident Steinmeier Merkel verliehen hat, etwas überzogen sein. Aber Staatspreis NRW? 

"Kein Preis parteipolitsicher Opportunität"    

Lore Lorenz und Pina Bausch, Hanns Dieter Hüsch, Gottfried Böhm, Gerhard Richter, Jürgen Habermas, Berthold Beitz, Günther Uecker. In der Historie des Preises dominieren die Künstler und Feingeister, die Ikonen und Botschafter des Landes, prägende Gestalten. Mit Verlaub: Um Angela Merkel in dieser Reihe zu sehen, braucht es  eine besondere Brille. Es geht um einen Staatspreis und keinen Preis zeitgebundener parteipolitischer Opportunität.

Wir dürfen gespannt sein, wie es ausgerechnet der weitgereisten Französin Christine Lagarde in der Laudatio gelingt, den besonderen Bezug Angela Merkels zu Nordrhein-Westfalen herauszuarbeiten.

Weitere Themen