Über strahlenden Sonnenschein freut sich Rolf Schwermer aus Essen gleich doppelt. Vor fünf Jahren hat er auf seinem Garagendach eine Photovoltaikanlage montiert. Die produziert seither rund die Hälfte des Stroms, die der Rentner und seine Frau verbrauchen. "Das merkt man im Portemonnaie", sagt der 68-Jährige. Außerdem mache es ein bisschen unabhängiger von Gas und Kohle.
Platz satt
So wie Rolf Schwermer könnten viele in NRW Sonne ernten. Nach Berechnungen des Landesumweltamtes schlägt Solarenergie das Potential der Windkraft um Längen. Allein auf den Dachflächen im Land wäre Platz für rund 81 Gigawattstunden installierte Leistung. Gebaut waren bis Ende 2021 gerade mal 6,3 Gigawatt.
Mehr Tempo beim Ausbau wünscht sich auch Energieminister Andreas Pinkwart (FDP). Geht es nach der Landesregierung, soll die installierte Photovoltaik-Leistung bis 2030 mindestens auf 18 Gigawatt verdreifacht werden. Zum Vergleich: Windkraft soll bis dahin auf gerade mal 12 Gigawatt verdoppelt werden - und schon das ist offenbar schwer erreichbar.
Solar schlägt Windkraft
Aus Sicht des FDP-Ministers bieten Solarmodule einen klaren Vorteil: Niemand muss sich vor Lärm und Schatten werfenden Riesenrotoren fürchten, kein Haus verlöre an Wert und niemand klagte dagegen. Anders als bei millionenschweren Windrädern, sind die Kosten auch für viele Privatleute zu stemmen.
"Es ist ein Stück Energiewende, die keinem weh tut", sagt auch Rolf Schwermer aus Essen. Neben seiner eigenen kleinen Anlage betreut er als Gründer einer Bürger-Energiegenossenschaft größere Solarparks auf Schuldächern und berät Interessenten, die ebenfalls in Sonnenstrom investieren möchten. "Der Markt boomt", sagt er. 40 Anfragen bekomme allein er im Monat, so viele wie noch nie. Neben dem Klimaschutz seien hohe Strompreise für die meisten der Grund für die hohe Nachfrage.
Handwerkermangel bremst Ausbau
Dass es deshalb auch schnell vorangeht mit dem Ausbau, damit rechnet Schwermer hingegen nicht. "Im Moment gibt es schlicht kein Material, da China als Hauptherstellerland nicht liefert", sagt er. Außerdem seien Handwerker auf Monate ausgebucht. Viele Firmen nähmen im Moment Aufträge erst für das kommende Jahr entgegen.
Für die Ausbaupläne der Landesregierung könnte das zum Problem werden. Um eine Verdoppelung der Kapazitäten bis 2030 zu schaffen, müssten in NRW pro Jahr 1.800 Megawatt zugebaut werden. 2021 waren es gerade mal knapp 700.
Neue Flächen freigeben
Dass die Lieferengpässe nicht von Dauer sind, hofft daher auch die Landesregierung und will sich dann für den Ausbau nicht nur auf Hausdächer beschränken. Parkplätze, Randstreifen oder auch Seen oder Deponien und Halden sollen genutzt werden und würden das Potential noch einmal fast verdoppeln.
Zudem stimme schon jetzt die Richtung. 2021 habe sich der Ausbau der Photovoltaik im sechsten Jahr in Folge erhöht. NRW liege weiter auf Platz drei aller Bundesländer.