Lehrkräftemangel: 8.000 Stellen in NRW derzeit unbesetzt
Stand: 09.12.2024, 15:15 Uhr
Seit Amtsantritt hat die NRW-Schulministerin tausende Menschen zusätzlich an die Schulen geholt. Der Lehrkräftemangel ist aber geblieben.
Von Martina Koch
Dorothee Feller (CDU) sieht sich dennoch auf einem guten Weg. In den vergangenen Jahren sei der Personalbedarf an den öffentlichen Schulen durch gestiegene Schülerzahlen größer geworden. Vor diesem Hintergrund sei die Zahl der unbesetzten Stellen mit 8.000 in diesem Dezember im Vergleich zum Jahr 2022 nicht weiter gestiegen.
Allerdings ist die Zahl der freien Stellen nur im Vergleich zu 2022 stabil geblieben. Im Jahr dazwischen, im Dezember 2023, waren nur 7.100 Stellen unbesetzt, also deutlich weniger als jetzt. Gleichzeitig ist aber auch die Gesamtzahl der Stellen an den Schulen gewachsen.
Mehr Lehramtsanwärter in Grundschulen
Trotzdem schaut die Schulministerin optimistisch in die Zukunft, denn "es entscheiden sich wieder mehr junge Menschen für den Schuldienst", freut sich Feller. Laut Schulministerium haben in diesem Jahr mehr als 6.600 Personen den Vorbereitungsdienst (Referendariat) angetreten, davon gut 1.543 an Grundschulen – so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Dennoch ist der Lehrkräftemangel an den Grundschulen mit aktuell 3.000 unbesetzten Stellen nach wie vor am größten. "Jede unbesetzte Stelle ist eine zu viel", räumt Feller ein, "wir arbeiten weiter intensiv daran, dass unbesetzte Stellen möglichst rasch besetzt werden können."
Für Lehrkräfte: weniger Teilzeit - mehr Abordnungen
Schulministerin Dorothee Feller
Deshalb hat die Ministerin die Teilzeit-Möglichkeiten eingeschränkt. Wer keine kleinen Kinder betreuen muss oder Eltern pflegt, soll Vollzeit unterrichten. Im Vergleich zu April 2023 sind rund 2.000 Lehrkräfte weniger in voraussetzungsloser Teilzeit, teilt das Schulministerium mit. Gleichzeitig ist die Zahl der Lehrkräfte, die an unterversorgte Schulen abgeordnet werden, gestiegen - auf nun 9.300. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW hält das allerdings für Notfallmaßnahmen. Diese würden eher kontraproduktiv auf die Personalgewinnung wirken, betont der Landesvorsitzende Stefan Behlau.
Opposition kritisiert Mangelverwaltung
Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, wirft Dorothee Feller vor, die Probleme nicht im Griff zu haben. Die Ministerin versuche, "mit Alltagshelfern und Zwangsversetzungen zu kaschieren, dass es an nachhaltigen Lösungen fehlt." Die FDP fordert deshalb faire Arbeitsbedingungen und weniger Bürokratie in den Schulen.
Auch die SPD erwartet mehr von der Schulministerin. Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion wirft Feller Aktionismus vor. Engin sieht vor allem die Lage der Schulen mit besonderen Herausforderungen kritisch. Dort, kritisiert die SPD-Politikerin, würden nur etwa halb so viele Lehrkräfte eingestellt wie an Schulen in besseren Lagen, obwohl es eigentlich umgekehrt sein müsste.
Unsere Quellen:
- Pressemitteilung des NRW-Schulministeriums
- Pressemitteilungen der Landtagsfraktionen von SPD und FDP
- Statement des Verbands Bildung und Erziehung (VBE)
Über das Thema berichten wir am 09.12.2024 auch im WDR Hörfunk in der Sendung WDR aktuell.