![Regionalverkehr in NRW | Bildquelle: WDR/dpa/Roberto Pfeil Regionalverkehr in NRW](/nachrichten/regionalbahn-nrw-verkehr-100~_v-gseapremiumxl.jpg)
NRW: Minister Krischer reformiert Schienen-Regionalverkehr
Stand: 06.02.2025, 06:20 Uhr
Hunderttausende Pendler fahren jeden Tag mit Regionalexpress, Regionalbahn oder S-Bahn. Das Angebot soll besser werden.
Von Tobias Zacher
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) arbeitet an einer Strukturreform im Schienen-Personennahverkehr (SPNV). Dadurch sollen unter anderem Verbindungen verbessert werden. Das kündigte Krischer im Interview mit dem WDR5 Morgenecho an. Zu diesem Zweck will er das ÖPNV-Gesetz des Landes in diesem Jahr überarbeiten. Davon betroffen sind Bahnverbindungen per Regionalexpress, Regionalbahn oder S-Bahn.
Künftig ein Aufgabenträger statt drei
Konkret sollen die drei so genannten Aufgabenträger im SPNV zu einer NRW-weiten Gesellschaft zusammengeführt werden.
Bislang sind für Planung, Ausschreibung, Vergabe und Controlling des regionalen Bahnverkehrs drei Behörden zuständig: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und go.Rheinland. Doch dieses Modell sei nicht mehr zeitgemäß, findet Krischer. "Da wird zwar gute Arbeit geleistet. Aber wir sind da von den Strukturen nicht gut aufgestellt", sagte er.
Durch die drei Verbünde gäbe es derzeit "Ineffizienzen": "S-Bahn-Takte sind nicht aufeinander abgestimmt. Es gibt viele Gremien und lange Entscheidungswege, die oft wichtige Entscheidungen unnötig verzögern", kritisierte der Verkehrsminister. Deshalb arbeite sein Haus gemeinsam mit den drei Aufgabenträgern an der Zusammenlegung.
Planung und Organisation aus einer Hand
Die drei Aufgabenträger sind in NRW die entscheidenden Stellen für die Planung und die Organisation des Regionalverkehrs auf der Schiene. Sie legen beispielsweise fest, wo wann wie viele Züge fahren sollen, damit die Menschen in NRW gut angebunden sind. Entsprechend dieser Planung schreiben sie Bahnverbindungen aus. Darauf können sich Verkehrsunternehmen bewerben.
So kommt es, dass beispielsweise die Linien RE1 und RE5 von National Express betrieben werden, RE9 und S6 von der DB Regio NRW oder RB50 und RE78 von der Eurobahn. Diesen Betrieb kontrollieren die Aufgabenträger, sie bezahlen ihn auch. "Wir haben es mit großen Konzernen zu tun: Mit der DB, mit National Express, die hier fahren. Und wenn man dann den größten Nachfragemarkt dreiteilt - dann schwächt man sich selber", sagte Krischer mit Blick auf Verhandlungen zwischen den drei Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen. Mit nur einem großen Aufgabenträger könne man in Zukunft in den Verhandlungen ganz anders auftreten - das könne auch die Betriebsqualität für die Fahrgäste verbessern, so Krischer.
Tarife machen die Verkehrsverbünde
Nicht zuständig sind die drei Aufgabenträger dagegen für die Tarifgestaltung bei den Tickets. Das übernehmen in NRW die vier Verkehrsverbünde: VRS, AVV, VRR und Westfalentarif. Sie sind bei Bahnfahrenden deshalb häufig bekannter als die Aufgabenträger.
Bei den vier Verbünden handelt es sich um Zusammenschlüsse von kommunalen Verkehrsunternehmen. Das Land kann sie deshalb - anders als die Aufgabenträger - nicht selbst reformieren, dafür wären die Städte und Kreise zuständig. Der Tarifdschungel in NRW, mit dem Bahnfahrende ohne Deutschlandticket noch immer konfrontiert sind, wird deshalb durch die Reform der Aufgabenträger nicht unmittelbar behoben.
Fahrgastzahlen über Vor-Corona-Niveau
Inzwischen fahren laut Statistischem Landesamt IT.NRW mehr Menschen mit dem SPNV als im Vor-Corona-Jahr 2019. Das liegt auch am Deutschlandticket, das in NRW drei Millionen Menschen nutzen. Zugleich ist das Angebot verbesserungswürdig: 2023 fielen so viele Regionalexpresse, Regionalbahnen und S-Bahnen aus wie noch nie. Diejenigen Züge, die fuhren, waren lediglich zu 78,1 Prozent pünktlich.
Unsere Quellen:
- Interview Oliver Krischer im WDR5 Morgenecho
- Qualitätsbericht SPNV NRW 2023
- IT.NRW
- Eigene Recherche