Kluge Köpfe braucht das Land - aber kommen die auch? Westpol 30.03.2025 16:16 Min. UT DGS Verfügbar bis 30.03.2026 WDR

Trump kürzt an Unis: Wie kann NRW US-Forscher für sich gewinnen?

Stand: 28.03.2025, 16:18 Uhr

Für viele Forscher in den USA wird die Luft gerade dünn. Trumps Wissenschaftspolitik greift die freie Forschung massiv an - für NRW eine Chance kluge Köpfe herzuholen. In anderen Ländern passiert längst mehr.

Von Mathea SchülkeNicolas Vordonarakis

2021 waren die Koffer gepackt und der deutsche Krebsforscher Alpaslan Tasdogan kam zurück nach NRW. Zurück aus den USA. Dort hatte er einige Jahre an der University of Dallas in Texas unter guten Bedingungen an schwarzem Hautkrebs geforscht. Bei seiner Rückkehr entschied er sich ganz bewusst für NRW.

Krebsforscher Prof. Dr. Alpaslan Tasdogan | Bildquelle: WDR

Chancen hätte er auch an der Charité in Berlin oder anderen renommierten Universitäten wie München oder Heidelberg gehabt. Hier im Land bekam er eine Förderung durch das NRW-Rückkehrerprogramm: 1,25 Millionen Euro. Davon konnte er sich spezielle Geräte für seine Forschung anschaffen. "Ich sehe das Programm als Katalysator meiner wissenschaftlichen Karriere", so Tasdogan.

Heute forscht er an der Uni Duisburg-Essen an neuen Therapien gegen den gefährlichen Hautkrebs und beobachtet das, was in den USA passiert eher aus der Ferne. Wie es dort für die Forschung weitergeht, sei aktuell noch ungewiss. Setze sich die Situation unter Trump so fort wie aktuell, sei dies "für die Wissenschaft ein herber Rückschlag" - und zwar auf beiden Seiten des Atlantiks.

Donald Trump setzt die Universitäten in den USA stark unter Druck. Mit scharfer Rhetorik und mit Geld. So kürzte die US-Regierung unter anderem massiv Gelder an der renommierten Columbia University. Trumps Vorgehen löste Proteste in mehreren US-Städten aus.

Was macht NRW zur Zeit überhaupt?

Die NRW-Landesregierung beruft sich auf sein Rückkehrerprogramm, wenn es um die Frage geht, ob bereits genug getan wird, um Forscher aus den USA zu gewinnen. Ein Programm, das aber keine aktuelle Reaktion auf Trump ist, sondern bereits 18 Jahre besteht. Seit 2007 wurden laut Wissenschaftsministerium rund 70 vielversprechende junge Forscherinnen und Forscher nach NRW geholt.

Das Ministerium betont: Trotz knapper Kassen im Land werde eine Strategie erarbeitet, um die Wettbewerbsfähigkeit für Spitzenforscher zu steigern - auch jenseits des Rückkehrerprogrammes.

Andere (Bundes-)Länder sind schon weiter

In anderen Teilen von Deutschland ist man schon einen Schritt weiter. Zum Beispiel in Berlin. Dort soll gezielt ein eigener Fonds eingerichtet werden, um mit zusätzlichem Geld von sich zu überzeugen. In Baden-Württemberg soll sich eine Landesagentur extra um das Management bei der Einwanderung von US-Wissenschaftlern kümmern.

Auch unsere niederländischen Nachbarn haben bei dem Thema Potential erkannt und wollen ebenfalls Geld in die Hand nehmen. Beim Staatsbesuch des niederländischen Ministerpräsidenten, Dick Schoof, in dieser Woche blieb NRW-Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) auf Frage nach Maßnahmen eher vage.

"Wir werden sehr genau darauf achten, was wir an Profit aus der jetzigen Situation in den USA ziehen können." Insbesondere dort, wo man in der Forschung schon besonders gut sei, wolle das Land attraktiv sein. "Wer immer sich bei Herrn Trump nicht wohlfühlt, ist bei Hendrik Wüst herzlich willkommen.", fügte er mit leichtem Lächeln hinzu.

Wie aggressiv werben?

NRW-Oppositionsführer Jochen Ott, SPD | Bildquelle: Rolf Vennenbernd/ dpa

Die Opposition im NRW-Landtag spricht jetzt schon von einer Riesenchance. "Da klopfen ja auch schon Leute an und das muss ein geordneter Prozess sein", sagt Jochen Ott von der SPD. "Wenn wir das nicht angehen, werden das andere Europäer und andere Bundesländer tun."

Der Fraktionschef fordert Bürokratie-Abbau und eine kluge Auswahl der Bewerber. Die Landesregierung müsse sich zum Beispiel schnell um Wohnraum und Kita-Plätze für potentielle Forscher kümmern. Zur Zeit "schlafe NRW" und es fehle ein "aktives Konzept".

NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes, CDU | Bildquelle: WDR

Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) bremste am Freitag im Landtag aber auch etwas. Sie habe eine sehr differenzierte Meinung: Die Forschungseinrichtungen in den USA seien auch Partner mit denen man "in vielen gemeinsamen Projekten" zusammenarbeite und das auch in Zukunft wolle, "wenn das Regime Trump ein Ende findet".

Es scheint Einigkeit in der NRW-Politik darüber zu herrschen, dass man sich beim Brain Drain in den USA als Auffangbecken anbieten sollte. Nur darüber, wie aggressiv und offen das passieren soll, herrscht Uneinigkeit.

Wenn, dann schnell und gezielt..

"Es muss schnell was passieren", sagt Ulrike Malmendier im WDR-Interview. Sie forscht als Ökonomin zur Zeit in Berkley in den USA und berät die deutsche Bundesregierung als Wirtschaftsweise. Sie plädiert dafür, sich jetzt nicht "mit der Gießkanne" um Forscher zu bemühen "und dabei jeden Standort in Deutschland zu berücksichtigen."

Es müsse ganz stark darüber nachgedacht werden, in welchen Bereichen internationale Schwerpunkte gesetzt werden könnten, etwa in angewandter Künstlicher Intelligenz, Krebs- oder Klimaforschung. Sie fordert, man müsse "knallhart sagen, wo können wir hervorragend sein und mit mehr Mitteln reingehen."

Eine Beobachtung macht Malmendier bei allen Problemen aber auch: Der Wissenschaftsstandort USA habe weiterhin gute Bedingungen, um Leute anzulocken. "Das bringt man auch so schnell nicht aus dem Gleichgewicht."

Quellen:

  • Ina Brandes im Düsseldorfer Landtag
  • Interview Alpaslan Tasdogan
  • Interview Jochen Ott, SPD
  • Interview Ulrike Malmendier
  • Wissenschaftsministerium NRW
  • Reporter beim Staatbesuch Niederlande

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen: Am 30.03.2025 um 19:30 Uhr in Westpol.