In Nordrhein-Westfalen entstehen weiter zu wenige Windräder, um die selbst gesetzten Ausbauziele zu erreichen. Das geht aus Zahlen hervor, die die "Fachagentur Windenergie an Land" am Freitag bekanntgeben wird. Sie liegen dem WDR bereits vor.
20 neue Windräder im dritten Quartal
Demnach sind im gerade zu Ende gegangenen, dritten Quartal des Jahres 20 neue Windräder ans Netz gegangen. Rechnet man die ersten neun Monate zusammen, sind dieses Jahr in NRW 67 Windräder zum ersten Mal in Betrieb genommen worden.
Die Ausbauziele, die sich die schwarz-grüne Koalition gegeben hat, sind wesentlich ehrgeiziger: Tausend neue Windräder sollen entstehen in der fünfjährigen Legislaturperiode bis 2027. Das entspricht im Schnitt 200 neuen Windrädern pro Jahr.
LEE: 1.000 MW Bruttozubau im Jahr nötig
Und auch der Blick auf die Strommengen, die durch die neuen Windräder erzeugt werden können, zeigt eine große Lücke zwischen "Soll" und "Ist": Mit den 67 neuen Windenergieanlagen sind in diesem Jahr bislang 275 Megawatt (MW) Leistung ans Netz gegangen. In der gleichen Zeit wurden auch einige ältere Anlagen abgeschaltet, der Nettozubau liegt deshalb etwas darunter, bei 259 MW.
Am Endes des Jahres werde man wohl bei einem Bruttozubau zwischen 350 und 400 MW landen, schätzt der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) auf Grundlage seiner Erfahrungen. Um die Ziele von schwarz-grün zu erreichen, seien aber 1.000 MW im Jahr nötig, so der Verband, der die Interessen der Ökostrom-Wirtschaft vertritt.
Nur leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr
Im Vergleich zu den 331 MW Zubau aus dem Jahr 2021 ist demnach dieses Jahr mit einer kleinen Steigerung zu rechnen. Diese reiche aber "hinten und vorne nicht, damit die Landesregierung ihre eigenen Ziele beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und beim Klimaschutz auch nur annähernd erreicht", so der LEE-Vorsitzende Reiner Priggen. Er fordert "die schnelle Abschaffung" der nach wie vor gültigen Tausend-Meter-Abstandsregel zwischen Windrädern und Wohnbebauung. Schwarz-grün plant, diese Regel frühestens im nächsten Jahr und zudem schrittweise abzuschaffen.
Darüber hinaus forderte Priggen schnellere Genehmigungsverfahren sowie die Möglichkeit, Windräder in Wirtschaftsforsten sowie in Industrie- und Gewerbegebieten aufzustellen.
Umstieg auf Erneuerbare Energien drängt
Erst in dieser Woche hatte die schwarz-grüne Landesregierung den Kohleausstieg von 2038 auf das Jahr 2030 vorgezogen. Darüber hinaus herrscht seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zunehmend Gasmangel in Deutschland, die russischen Gaslieferungen sind gestoppt. Beides erhöht den Druck auf die Regierung, die Stromversorgung zügig auf Windkraft und Photovoltaik umzustellen. Ein erfolgreicher Umstieg auf Erneuerbare Energien gilt zudem als wichtigste Einzelmaßnahme im Kampf gegen die Klimakrise.
Über dieses Thema berichtete der WDR-Hörfunk am Freitag, 07.10.2022 ab 05 Uhr.