Ankerprojekte sollen Strukturwandel im Rheinischen Revier vorantreiben
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Ankerprojekte sollen Strukturwandel im Rheinischen Revier vorantreiben
Stand: 11.03.2024, 15:06 Uhr
Um die Zukunft nach dem Ende der Braunkohle konkreter zu machen, wählten das Land und die Region 19 Ankerprojekte aus. Eine bunte Liste unterschiedlichster Vorhaben.
Von Sabine Tenta
Bereits in knapp sechs Jahren soll Schluss sein mit der Braunkohleförderung im Rheinischen Revier, das sich komplett neu erfinden muss. Auch um die abstrakte Vokabel "Strukturwandel" greifbarer zu machen, haben sich das Land und Vertreter der Region auf 19 sogenannte Ankerprojekte verständigt.
Sie sollen verstärkt vorangetrieben werden und in den nächsten drei bis fünf Jahren sichtbar machen, "wo die Reise hingeht", wie es NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) am Montag in Jülich formulierte. Sie traf sich dort mit Landräten, Bürgermeistern und Vertretern der Zukunftsagentur Rheinisches Revier.
Breites Spektrum an Ankerprojekten
Mona Neubaur in Jülich
Neubaur sprach von einem "großen Hebel", mit dem die Ankerprojekte "Strahlkraft entwickeln sollen". Als Beispiele nannte sie den "Brainergy Park", einen Technologie- und Gewerbepark in Jülich, in dem 4.000 bis 5.000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen.
Schaut man sich die Liste der Ankerprojekte an, findet man eine große Bandbreite an Vorhaben: Sie reicht von einem Rad- und Wanderweg rund um den Tagebau Hambach und die Sophienhöhe, genannt "Hambach-Loop", über die "Dörfer der Zukunft" - also die Reaktivierung der geretteten Dörfer Morschenich, Keyenberg, Kuckum, Unterwestrich, Oberwestrich und Berverath - bis hin zum Hyperscale-Rechenzentrum des Techriesen Microsoft.
Beispiel Modellpapierfabrik in Jülich
Ebenfalls zu den Ankerprojekten gehört die Modellpapierfabrik in Jülich. Mit ihr soll die "modernste Papierindustrie Europas" entstehen, wie Neubaur das ambitionierte Ziel formulierte. Bis 2045 soll eine klimaneutrale Papierfertigung aufgebaut werden, die im Vergleich zur bisherigen Produktion 80 Prozent des Energiebedarfs in der Fertigung einsparen will. Denn die Papierindustrie gehört zu den energiehungrigen Zweigen der Wirtschaft und verbraucht 6,7 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der deutschen Industrie. Pro Tonne Papier werden aktuell 610 Kilogramm CO2 ausgestoßen.
Die Modellpapierfabrik gehört zu den Vorhaben, die schon länger in Planung sind und nun den Status "Ankerprojekt" erhalten haben. Nach Auskunft von Thomas Hissel, Erstem Beigeordneten der Stadt Düren, "stehen die Bagger schon bereit" für den Baubeginn.
Ankerprojekte "im Schaufenster"
Der Landrat des Rhein-Erft-Kreises, Frank Rock (CDU) betonte am Montag in Jülich, dass "alle Projekte" in der Region wichtig seien. Er hofft, dass durch die Fokussierung auf 19 Ankerprojekte der Strukturwandel "sichtbarer wird für die Bürger". Oder, wie Thomas Hissel es formulierte, es geht um "Projekte, die wir ins Schaufenster stellen".
Kabinett wird Ankerprojekte beschließen
"Sehr zeitnah", so die Ankündigung von Wirtschaftsministerin Neubaur, werde das NRW-Kabinett die Ankerprojekte beschließen. Für den Oberbürgermeister von Mönchengladbach, Felix Heinrichs (SPD), ist dies auch ein Zeichen von Verbindlichkeit, wenn die gesamte Landesregierung die Ankerprojekte mitträgt.
Thomas Hissel aus Düren unterstrich nach dem Treffen mit Mona Neubaur, dass "viel Geld und viele Ideen" für den Strukturwandel da seien. Konkret sind es 14,8 Milliarden Euro, die Bund und Land in die Transformation des Rheinischen Reviers stecken. Davon entfallen 1,95 Milliarden Euro auf die Ankerprojekte. Laut NRW-Wirtschaftsministerium sind bislang 177 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 1,53 Milliarden Euro bewilligt.