Gut ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel wird weggeschmissen. Deshalb hat der WWF den 2. Mai als Tag der Lebensmittelverschwendung gewählt, weil statistisch gesehen alle Lebensmittel, die bis zu diesem Datum produziert werden, im Müll landen.
Es ist natürlich Irrsinn, so viel Essen einfach wegzuwerfen. Welche Lebensmittel werfen wir weg und wo geht das meiste Essen in der Produktionskette verloren? Lebensmittelabfälle treten in der gesamten Herstellungskette auf, von der ursprünglichen Erzeugung bis hin zu den privaten Haushalten.
Das Statistische Bundesamt hat berechnet, dass 54 Prozent des Mülls auf die Haushalte, also uns Verbraucher, entfallen. 30 Prozent gehen schon bei der Herstellung verloren durch Überproduktion, Ausschuss, beschädigte Produkte oder Nebenprodukte, die wir nicht nutzen, vor allem bei der Fleischerzeugung, weil Teile der Tiere nicht verwertet werden. Neun Prozent gehen schließlich in der Gastronomie verloren und sieben Prozent im Groß- und Einzelhandel.
Und welche Lebensmittel werfen wir weg? Die Liste der weggeworfenen Lebensmittel wird von Obst und Gemüse angeführt, es folgen Backwaren, Getränke, Milchprodukte und bereits zubereitete Lebensmittel.
Verpackung oder Klimaschutz? Es kommt auf den Einzelfall an
Wie kann nun ausgerechnet Plastik helfen, die Verschwendung zu reduzieren? Wir wollen doch eigentlich Plastik reduzieren. "Wir müssen das ganze Bild sehen. Es gibt kein Ja oder Nein zum Plastik", sagt Sonja Pannenbäcker, Referentin Lebensmittel und Ernährung von der Verbraucherzentrale Bremen im Gespräch mit dem WDR.
"Wenn gut recyclingfähige Kunststoffe in möglichst geringer Menge eingesetzt werden, ist das besser als das Essen wegzuwerfen." Es sei viel wichtiger, auf die großen Umverpackungen zu verzichten. "Wichtig ist, so wenig Verpackung und Kunststoff wie möglich zu verwenden. Die Verpackungsgrößen müssen auf das Produkt angepasst sein", fordert Pannenbäcker. "Mehrfach-Verpackungen sind hingegen schädlich, auch mehrlagige Kunststoffe, denn die sind schlecht zu recyceln."
In Deutschland gibt es immer mehr Single-Haushalte. Hier helfen Unverpackt-Läden, Verpackung zu vermeiden und die richtige Menge zu kaufen. Aber: "Verpackte Lebensmittel haben den Vorteil, das Essen vor Schädlingen zu schützen und es überhaupt transportierfähig zu machen", so Pannenbäcker. In unverpacktem Müsli könnten sich schnell Motten verbreiten.
"Und nur verpackte Lebensmittel haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Nehmen Sie Rucola-Salat. Wenn Sie ihn aus der Kunststoffverpackungen nehmen, fällt er schnell in sich zusammen. Die Verpackung hilft, die Feuchtigkeit zu erhalten", erklärt die Expertin. "Mittlerweile gibt es auch Bohnen in Gläsern zu kaufen. Aber auch das ist nur gut, wenn das Glas ein Mehrweg-Glas ist. Einweg ist immer ein Problem". Es komme daher immer auf die Art der Verpackung an.
Verpackungen machen die Produkte länger haltbar
Das sieht auch Birgit Faltermayr so. Sie arbeitet am Fraunhofer Institut in Freising. Dort werden recyclingfähige, biobasierte Lebensmittelverpackungen entwickelt. Faltermayr ist sich um das Spannungsfeld zwischen Haltbarkeit und Verpackung bewusst. Aber man müsse es immer im Einzelfall sehen. Beim Mineralwasser sprächen weite Transportwege eher für Kunststoff, das sei leichter als Glas und die Herstellung von Glas sei energieintensiv. "Hat man eine Mineralquelle vor Ort, dann fällt der Transport nicht so ins Gewicht, dann ist Glas wahrscheinlich die bessere Variante", sagt sie.
Generell dürften Lebensmittelverpackungen nicht verteufelt werden, das Essen sei ohne Verpackung einfach kürzer haltbar. "Nehmen Sie eine Tüte Kartoffelchips. Wenn Sie die öffnen, sind die frisch und knusprig, lassen Sie die einen Tag liegen, dann wissen Sie, was die Verpackung leistet. Auch Fleisch wird durch Verpackung erst länger haltbar, da müssen wir den Sauerstoff fernhalten", sagt Faltermayr.
Die wichtigsten Tipps gegen die Verschwendung
Natürlich hilft es immer, achtsamer mit den Lebensmitteln umzugehen. Im Jahr 2021 wurden in der EU 58,4 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das entsprach einer durchschnittlichen Abfallmenge von 131 Kilogramm pro Kopf.
Jeder kann aber durch einfache Verhaltensweisen Lebensmittelabfälle reduzieren. Die wichtigsten sind laut Verbraucherzentrale, die Mahlzeiten gut zu planen und passend einzukaufen, die Lebensmittel richtig zu lagern und kreativ mit Resten zu kochen. Das schone nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch den Geldbeutel.
Übrigens: Während wir in Europa durch das Überangebot und die Überproduktion leichtfertig mit den Lebensmitteln umgehen, sind die Probleme in ärmeren Ländern der Welt ganz andere: Da ist die Infrastruktur oft unzureichend und es fehlen Lager- und Kühlmöglichkeiten, sodass große Lebensmittelmengen einfach verderben.
Unsere Quellen:
- Gespräch mit Sonja Pannenbecker, Referentin Lebensmittel und Ernährung, Verbraucherzentrale Bremen e.V.
- Gespräch mit Birgit Faltermayr, Expertin für Verfahrensentwicklung Polymerrecycling beim Fraunhofer Institut Freising
- verbraucherzentrale.de
- Statistisches Bundesamt
Kommentare zum Thema
Wir leben zu zweit, mein Mann und ich. Ich würde gerne kleine Abpackungen kaufen, aber leider sind die großen Verpackungen meist billiger als kleine. Beispiel Apfelmus: Ein kleines Glas ist meist 20 bis 30 Cent teurer als ein großes. Also kaufen wir das kleine, und meistens muss ich später den Rest in den Müll tun. So ist es auch bei Toastbrot, und bei vielen anderen Dingen. Klar, es geht schneller, große Mengen abzufüllen. Trotzdem bleibt der Preis am Verbraucher hängen, für weniger mehr bezahlen zu müssen..
Es wird ganz vergessen,Menschen die im Supermarkt, irgendwo Lebensmittel,ob Obst oder TK, aus der Kühlung, hin legen, weil Mensch diese nicht mehr kaufen möchten. Grad TK-Ware bei den Süßigkeiten hinlegen ist schon Alttag im Supermarkt. Traurig. so wird tag täglich Lebensmittel verschwendet und müssen entsorg werden.Und das sind PrivatMenschen, die sowas machen. Traurig