Nachdem sich Comedian Luke Mockridge über behinderte Sportler bei den Paralympics lustig machte, streicht der Sender Sat1 jetzt eine geplante Show mit dem Moderator. Seine hämischen Scherze über Para-Sportler passten nicht zu den Werten des Senders, teilte ein SAT.1-Sprecher mit. Darüber hatte zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Was ist passiert? Die Paralympics in Paris enden gerade, da sorgt ein Video mit Comedian Luke Mockridge für große Empörung. Das Video zeigt ihn im Podcast "Die Deutschen". Dort tauschen sich die beiden Hosts mit Mockridge über Para-Athleten aus. Beim lustigen Geplänkel über die behinderten Sportler fasst der 35-Jährige den olympischen Wettbewerb der Schwimmer unter anderem so zusammen: "Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen." Seine Gastgeber finden das so lustig, dass sie gleich mit in die Häme einsteigen und sich vor Lachen dabei in ihren Sesseln biegen.
"Menschenverachtend und widerlich"
Das Video wurde zwar schon Mitte August veröffentlicht, doch für Diskussionen sorgte es erst richtig, als sich Kristina Vogel dazu äußerte. Die ehemalige Bahnradfahrerin, die seit einem Unfall 2018 selbst im Rollstuhl sitzt, kommentierte in den sozialen Netzwerken die Aussagen und bezeichnete sie als menschenverachtend und widerlich.
Im WDR-Interview stellt Vogel klar: "Man darf über mich Witze machen". Ihre Freunde sagten etwa schon mal: "Kristina bleib sitzen, ich gehe schon." Aber was Mockridge gesagt habe, sei nicht witzig, damit habe der Comedian eine Grenze überschritten.
Mockridge entschuldigt sich
Mittlerweile hat Mockridge sich auf Instagram mit folgenden Worten entschuldigt. "Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen, besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele", schrieb er. "Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid."
Wie kommt die Entschuldigung bei Kristina Vogel an? "Ich finde es immer ehrlicher, wenn man sich vor eine Kamera stellt und Herz zeigt", sagt die Sportlerin gegenüber dem WDR.
Grundsätzlich sei sie Comedians dankbar, die Menschen mit Behinderung in ihr Programm aufnehmen. "Wenn man sichtbar ist, erreicht man andere Bubbles und gehört zum Alltag dazu."
Grenzenlose Satire?
Auch unter dem Youtube-Video zum Podcast hagelt es Kritik. "Comedy ist was anderes als über Leute herziehen", schreibt dort eine Userin. Andere finden die Kommentare zu den Paralympics "unfassbar dumm", "unterste Schublade" , "ganz, ganz mies".
Es gibt aber auch andere Meinungen zu dem kritisierten Podcast: "Comedy kennt keine Grenzen", schreibt jemand. Ein anderer kommentiert: "Verstehe diesen Shitstorm überhaupt nicht".
Einladung vom Verband
Der deutsche Behindertensportverband (DBS) wollte dem Beitrag keine größere Aufmerksamkeit widmen. Schon vor der Entschuldigung hatte der DBS auf die Verspottung mit einer Einladung für Mockridge reagiert. "Wir möchten dazu ermuntern, sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind - und, um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind." Der Comedian erklärte, dass er die Einladung annehmen wolle.
Über dieses Thema berichten wir auch am 08.09.2024 in der Aktuellen Stunde im WDR-Fernsehen
Unsere Quellen:
- Interview mit Kristina Vogel
- Nachrichtenagentur dpa
- Youtube