Bischöfin mahnt Trump | Kurzvideo
01:18 Min.. Verfügbar bis 22.01.2027.
"Have mercy, Mr. President" - Bischöfin appelliert an Trump
Stand: 22.01.2025, 14:59 Uhr
Eine Bischöfin hat Donald Trump im Gottesdienst um Barmherzigkeit für Migranten und Queere gebeten. Das gefiel dem US-Präsidenten gar nicht.
Es ist Tradition, dass es in den USA auch einen Gebetsgottesdienst zur Amtsübernahme des Präsidenten gibt. In der National Cathedral in Washington nahmen deshalb jetzt Präsident Donald Trump und sein Gefolge auf den Holzbänken Platz, um zu beten und Geistlichen zuzuhören.
Die anglikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde nutzte die Chance, um dem neuen US-Präsidenten ins Gewissen zu reden. Bei ihrer Predigt appellierte sie an Trump, keine Abschiebungen illegaler Einwanderer anzuordnen.
Mehrheit der Einwanderer keine Kriminellen
Auch wenn die Menschen keine Staatsbürger seien und nicht über die erforderlichen Papiere verfügten, bestehe die überwiegende Mehrheit der Einwanderer nicht aus Kriminellen. "Sie zahlen Steuern und sind gute Nachbarn. Sie sind treue Mitglieder unserer Kirchen und Moscheen, Synagogen und Tempel", sagte Budde.
Mit Blick auf LGBTQI+-Menschen in den USA sagte Budde: "Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben." In Familien in den USA, auch republikanischen, fürchteten nun schwule, lesbische und transsexuelle Kinder um ihr Leben. In seiner Antrittsrede am Montag hatte Trump erklärt, dass künftig in den USA nur noch zwei Geschlechter anerkannt werden.
Massenabschiebungen und Notstand gegen Migration
Trump ist seit Montag Präsident der USA. Es ist seine zweite Amtszeit. In seiner Antrittsrede kündigte er an, "Millionen und Abermillionen krimineller Ausländer" abschieben zu lassen. Später erließ er Dekrete, um die geplante Massenabschiebung von Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis in Gang zu setzen.
Nur wenige Stunden nach Amtsantritt rief er an der Grenze zu Mexiko den Notstand aus und befahl der Armee, die Grenze zu überwachen. Trumps Grenzschutzbeauftragter Tom Homan kündigte an, sofort mit der Fahndung nach illegal Eingewanderten zu beginnen, vor allem nach Straftätern. Gleichzeitig machte er klar, dass auch Migranten, die keine Straftaten begangen haben, abgeschoben werden sollen. Trump erlaubt Einwanderungsbehörden, Menschen auch in Kirchen, Schulen und Krankenhäusern aufzugreifen.
Kurz nach der Amtseinführung ging die spanischsprachige Version der offiziellen Webseite des Weißen Hauses offline. Auf der Seite www.whitehouse.gov/es/ erschien am Mittwoch die Fehlermeldung "Error 404". Über einen Button gelangten Nutzer von dort zu einem Image-Video mit Trump-Aufnahmen.
Auf dem Button stand "Go Home"
Zwischenzeitlich stand auf dem Button "Go Home", was sowohl als Aufforderung zur Rückkehr auf die Homepage, aber auch als "Geh nach Hause" ausgelegt werden könnte. Die Formulierung wurde später zu "Go To Home Page" geändert. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte, man arbeite an einer Wiederherstellung. Einige Teile der Webseite des Weißen Hauses seien wegen Update-Arbeiten nach dem Regierungswechsel nicht erreichbar.
Termine von Asylsuchenden plötzlich gestrichen
Derweil spielen sich an der Grenze zu Mexiko schon jetzt dramatische Szenen ab: Menschen, die in die USA wollen, mussten feststellen, dass die App CBP One nicht mehr funktioniert. Mit der App konnten Asylsuchende einen Termin mit dem Amt vereinbaren, um ihren Fall bewerten zu lassen. Auch schon vereinbarte Termine sind plötzlich gestrichen, die Menschen sind verzweifelt und entsetzt.
Zehntausende sitzen jetzt an der Grenze fest. Die mexikanische Grenzstadt Tijuana hat den Ausnahmezustand ausgerufen. Viele Menschen stehen vor dem Nichts, weil sie für ein US-Visum alles aufgegeben haben.
Trump will auch den in seiner ersten Amtsperiode begonnenen Bau der Hunderte Kilometer langen Grenzmauer wieder aufnehmen. Die US-Streitkräfte sollen die "Grenzen versiegeln"
Trumps Reaktion auf Appell der Bischöfin
Die Bischöfin hatte bei ihrem Appell an den Präsidenten vermutlich das Leid all dieser Menschen vor Augen. Doch der reagierte unmittelbar nach dem Gebetsgottesdienst in der Washington National Cathedral mit Spott und Häme auf die Mahnung und Bitte um eine barmherzigere Politik. "Nicht sehr aufregend, oder?", höhnte er vor Reportern. "Das hätte sie besser machen können."
Einen Tag später ging er noch heftiger in die Offensive: Die "sogenannte Bischöfin" sei eine "linksradikale Trump-Hasserin", schrieb er auf seiner Online-Plattform "Truth Social". Der Präsident warf ihr vor, ihre Kirche ungebührlich in die politische Debatte eingebracht zu haben.
Vor allem habe die Geistliche versäumt, die hohe Zahl illegal eingewanderter Migranten zu erwähnen, die in den USA Menschen umgebracht hätten. Ohnehin sei der gesamte Gottesdienst "langweilig und uninspiriert" gewesen. Von Budde und ihrer Kirche forderte Trump eine Entschuldigung.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur KNA, AP