Studiogespräch: WDR-Digitalexperte Jörg Schieb zu Facebooks Faktencheck
Aktuelle Stunde . 07.01.2025. 17:16 Min.. UT. Verfügbar bis 07.01.2027. WDR.
Annäherung an Trump: Kurswechsel bei Facebook und Instagram
Stand: 07.01.2025, 19:47 Uhr
Inhalte sollen auf Instagram, Facebook und Threads zukünftig weniger stark moderiert werden - aber was bedeutet das für die Nutzer der sozialen Medien?
Von Gavin Karlmeier
Facebook, Instagram und Threads stellen sich inhaltlich neu auf - das hat Meta-Gründer Mark Zuckerberg heute in einem Video auf der Plattform Instagram bekanntgegeben. Dabei geht es vor allem um die kontroversen Themen Moderation, Umgang mit politischen Inhalten und Löschung von Hassrede.
“Community Notes” statt Faktenchecks
Meta werde, so Zuckerberg, zukünftig darauf verzichten, mit Faktencheckern zusammenzuarbeiten. Bislang werden Inhalte, die potenzielle Desinformationen enthalten, durch Journalisten und Wissenschaftler unabhängig überprüft - und entsprechend gekennzeichnet. Stattdessen setzen Facebook, Instagram und Threads nun auf eine Funktion namens "Community Notes". Diese gibt es im Netzwerk X (ehemals Twitter) schon länger. Dabei können Nutzerinnen und Nutzer auf X Inhalte selbst überprüfen, korrigieren oder Kontext liefern.
Für die bisherigen Faktenchecks hatte Facebook mit vielen verschiedenen Partnern zusammengearbeitet - in Deutschland waren das etwa die dpa, Correctiv oder AFP. Studien zeigen allerdings, dass “Community Notes” die Interaktionen bei irreführenden Inhalten nicht zwangsläufig reduzieren.
Lockerer Umgang mit Content-Moderation geplant
Darüber hinaus plant Meta nun, die automatisierte Überprüfung von Inhalten stark einzudämmen - laut Zuckerberg sollen in der Vergangenheit viele Inhalte fälscherlicherweise gelöscht oder gesperrt worden sein. Stattdessen setze man nun darauf, dass Nutzer bei einem erkannten Verstoß gegen die Gemeinschaftsrichtlinien die Inhalte selbst melden müssen.
Diese Gemeinschaftsrichtlinien sollen selbst auch verschlankt werden - und vor allen in den Themenbereichen "Gender" und "Migration" sollen Beschränkungen wegfallen, sodass Menschen nach Zuckerbergs Aussage nun stärker ihre Überzeugungen zum Ausdruck bringen können sollen.
Politische Inhalte könnten zurückkommen
Eine weitere Änderung betrifft die Verbreitung politischer Inhalte auf der Plattform: Erst letztes Jahr hatte Meta angekündigt, dass Nutzer Inhalte, die sich mit politischen Themen auseinandersetzen, nicht mehr empfohlen bekommen.
Hier kündigt Zuckerberg eine Kehrtwende an und will diese wieder stärker ausspielen - allerdings bleibt unklar, in welcher Form. Zuckerberg verspricht, Wert auf "freundliche" und "positive" Communities zu legen.
Zuckerberg sucht die Nähe zu Donald Trump
Meta möchte zudem zukünftig eng mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump zusammenarbeiten. Laut Zuckerberg deshalb, um die Möglichkeiten der freien Meinungsäußerungen vor Einfluss und Zensur durch andere Regierungen zu schützen. Dabei nannte Zuckerberg explizit Europa als Beispiel für institutionalisierte Zensur. In der EU gilt seit einiger Zeit das "Gesetz über digitale Dienste" (Digital Services Act), der große Tech-Plattformen reguliert und dazu verpflichtet, stärker gegen illegale Inhalte vorzugehen und die Grundrechte der Nutzer auch auf sozialen Netzwerken zu schützen.
Die Zusammenarbeit mit dem Republikaner Trump wird von Beobachtern auch kritisch gesehen. Kritisiert wird, dass Zuckerberg seine Netzwerke stark an das Netzwerk X von Elon Musk annähert, das viele der oben genannten Änderungen bereits eingeführt hat. In seinem Statement spricht Zuckerberg davon, dass sich die öffentliche Meinung zuletzt verändert habe, sodass die Plattform gezielt Maßnahmen gegen die Einschränkung der Meinungsäußerung ergreifen will.
Musk hatte im vergangenen US-Wahlkampf Donald Trump mit mehr als 250 Millionen US-Dollar unterstützt. Zuckerberg hatte zuletzt eine Million Dollar für den Fonds zur Amtseinführung von Donald Trump gespendet.
Quellen:
- Video von Zuckerberg auf Instagram
- Tagesschau.de