Wie jedes Jahr treffen sich die Reichen und Mächtigen ab heute in Davos in der Schweiz - zum Weltwirtschaftsforum. Und ebenfalls wie jedes Jahr gibt die Hilfsorganisation Oxfam einen Bericht heraus, wie das Vermögen weltweit verteilt ist - als kleiner Gegenpol sozusagen.
Oxfam liefert beeindruckende Zahlen: Das Vermögen eines durchschnittlichen Milliardärs wächst rasant: Um zwei Millionen US-Dollar - jeden Tag. Betrachtet man nur die Top 10 mit Männern wie Elon Musk und Amazon-Gründer Jeff Bezos sind es sogar 100 Millionen Dollar tägliche Einkünfte.
Deutschland auf Rang 4
130 Milliardäre zählt Oxfam in Deutschland, das sind neun mehr als im letzten Jahr. Das sind die viertmeisten, hinter den USA, China und Indien. Auf den Top-Plätzen sind wie immer Unternehmer: Etwa Klaus-Michael Kühne, gebürtiger Hamburger, der nichts mit der bekannten Senfmarke zu tun hat. Stattdessen ist er Haupteigentümer einer Logistikfirma - umgerechnet 38 Milliarden Euro soll er besitzen.
Auch der Name Dieter Schwarz taucht auf, der Unternehmer, der unter anderem Kaufland und Lidl aufgebaut hat. Die Vermögen sind nur geschätzt, deswegen variieren die Platzierungen etwas. Laut Manager Magazin ist Schwarz sogar noch reicher als Kühne, die Zeitschrift Forbes sieht ihn auf Platz 2.
Viel Erben, wenig Steuern zahlen
Warum wächst die Zahl der Milliardäre? Das hat laut Oxfam vor allem einen Grund: "Heute profitieren Superreiche und Konzerne von Steuersenkungen", steht im Bericht, "während die Steuern für Milliarden von Menschen gestiegen sind." Denn es gebe einen wichtigen Unterschied zwischen den Top-Verdienern und der Mittelschicht.
Der durchschnittliche Verdiener bezieht sein Geld durch Arbeit - und darauf fallen viele Steuern und Abgaben an. Bei den Superreichen kommt das Einkommen eher aus Unternehmensanteilen - und darauf zahlen sie unterm Strich weniger Steuern.
Auch Erben spielen eine Rolle. Oxfam rechnet damit, dass 70 Prozent des Vermögens der Milliardäre aus Erbschaften stammt. Das wäre - auch im internationalen Vergleich - eine extrem hohe Zahl. Allerdings kritisiert Wirtschaftswissenschaftler Maximilian Stockhausen vom Institut für Wirtschaftsforschung, dass die Oxfam-Berechnung hier intransparent sei. Andere Studien kämen zu deutlich niedrigeren Ergebnissen.
Vermögenssteuer: Unklar, was sie bringt
Schnell meldete sich heute Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) zu Wort - mit der Forderung nach einer Vermögenssteuer. Sie könne die Lücke zwischen Arm und Reich zumindest ein wenig schließen. Auch Wirtschaftsminister Habeck oder Gesundheitsminister Lauterbach haben sich schon dafür ausgesprochen.
In der Wirtschaftswissenschaft ist das Mittel umstritten: Es gibt Ökonominnen und Ökonomen, die sie für sinnvoll, gerecht und durchsetzbar halten. Andere haben Zweifel. "Sie hätte nur einen minimalen Effekt", sagt etwa Wirtschaftsforscher Stockhausen - und gleichzeitig sei sie sehr aufwendig umzusetzen.
Unsere Quellen:
- Oxfam Deutschland
- forbes.com
- Manager Magazin
- Statistisches Bundesamt
- Institut für Wirtschaftsforschung (IW)
Über dieses Thema berichtet der WDR am 20.01.25 auch in WDR Aktuell - Der Tag um 12 und auf WDR2