UEFA: EM-Verkauf

Nachhaltigste Fußball-EM aller Zeiten? So wollen NRW-Städte das schaffen

Stand: 14.11.2023, 16:12 Uhr

Die Organisatoren der Fußball-EM in Deutschland im nächsten Sommer haben die "nachhaltigste EM aller Zeiten" angekündigt. Kritiker sehen aber noch großen Nachholbedarf, auch an den Spielorten in NRW.

Von Peter HildPeter Hild

Bei der Stadt Düsseldorf klingen die geplanten Maßnahmen für eine größere Nachhaltigkeit bei der Fußball-Europameisterschaft im kommenden Sommer schon recht konkret.

Zum einen sollen zwei zusätzliche Brunnen mit kostenlosem Trinkwasser im Stadtzentrum und am Rheinpark aufgestellt werden, die Fans zum Ausfüllen nutzen können und die dauerhaft erhalten bleiben.

An anderer Stelle heißt es: "Unverzichtbare Werbematerialien wie Fahnen und Bauzaun-Banner werden aus überwiegend recycelten Materialien hergestellt. In Kooperation mit Partnerunternehmen sollen Materialien in Upcycling Maßnahmen überführt werden."

Austragungs-Städte wollen und sollen mehr Nachhaltigkeit umsetzen

Nach Vorgaben der UEFA und des deutschen Organisationskomitees sollen die Austragungs-Städte im kommenden Jahr deutlich mehr Nachhaltigkeit umsetzen. Dazu gehört etwa der Einsatz von Mehrweggeschirr in den Fan-Zonen oder von ökologisch produziertem Strom in den Stadien.

Philipp Lahm und andere Menschen stehen neben dem Euro 24 Pokal

Die Stadt Köln setzt auf umweltfreundliche Mobilität

Darüber hinaus setzen die EM-Spielorte in NRW - wie etwa die Stadt Köln - auf einen umfassenden Einsatz von Bus und Bahn (in diesem Fall über die Kölner Verkehrsbetriebe) sowie auf Angebote von zusätzlichen Leihfahrrädern oder -rollern. Aber auch Inklusion und Teilhabe sollen eine wichtige Rolle spielen, etwa indem auch Menschen mit Behinderung Volunteers werden sollen. Die Stadt Gelsenkirchen will außerdem 900 Kinder aus benachteiligten Familien ins Stadion einladen.

"Wir setzen zum Beispiel auf eine nachhaltige Beschaffung der Teamkleidung, achten auf Öko- und Fair Trade-Siegel", erläuterte Nicole Mündelein von der Stadt Dortmund vergangene Woche im Deutschlandfunk. Man wolle durch die Europameisterschaft nochmal einen besonderen Schub für alle Nachhaltigkeitsthemen bei den Menschen in der Stadt erreichen, so Mündelein.

BUND sieht "gigantischen Nachholbedarf"

Umweltschützer befürchten, dass die Ankündigungen wie bei früheren Turnieren zu "leeren PR-Formeln" werden könnten. "Bisher fehlen klare, nachvollziehbare ökologische Zielvorgaben", betont Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW, "wenn ich die derzeitige Realität in unseren Fußballstadien sehe, gibt es da noch einen gigantischen Nachholbedarf".

Jansen begrüßt die Idee, den Fans zur Europameisterschaft ein Kombiticket bereitzustellen, mit dem sie neben dem Stadioneintritt auch Bus und Bahn nutzen können sollen. "Ich würde mir in den Spielorten eine konkrete Checkliste wünschen, die auch abgehakt werden kann, damit die Maßnahmen und Effekte transparent nachvollziehbar sind", so Jansen. Viele Städte hätten in dieser Hinsicht ihre Hausaufgaben bisher noch nicht hinreichend erledigt.

Städte wollen "Umdenken auslösen"

Die vier Spielorte in NRW - Düsseldorf, Dortmund, Gelsenkirchen und Köln - wollen mit ihren Nachhaltigkeitsmaßnahmen vor allem "ein Umdenken bei den Menschen auslösen", erklärt Gregor Timmer, Leiter des Kölner Sportamtes, in dem das EM-Büro der Stadt angesiedelt ist.

"Wir werden hier keine Europameisterschaft der Messung machen können, sondern werden hier themenorientiert arbeiten, um Dinge zu realisieren", sagt Timmer. Die Stadt wolle Aufbruch signalisieren, indem sie die Maßnahmen anbiete. Die Fans müssten dann aber auch mitziehen, sonst könne man keine großen Effekte in Sachen Nachhaltigkeit erzielen.