"Nein, ich wollte nicht Papst werden. Ein Mensch, der Papst werden will, liebt sich nicht selbst." Bei einer Fragestunde mit Jesuitenschülern, 2023
Das Oberhaupt der katholischen Kirche ist am Morgen des Ostermontags im Alter von 88 Jahren im Vatikan gestorben. Kurz nach Bekanntgabe läutete im Kölner Dom die größte Glocke, die Petersglocke oder "dicke Pitter", als Zeichen der Trauer. Der Kölner Dompropst Guido Assmann, der an der Spitze des Domkapitels steht, würdigte den Verstorbenen für sein bescheidenes Auftreten, mit dem der Papst viele Sympathien gewonnen habe.
Zugleich sei Franziskus auch ein Papst gewesen, der polarisiert habe, so der Dompropst. "Einige seiner Äußerungen und Entscheidungen sind als unverbindlich oder missverständlich kritisiert worden - und haben auch uns Christinnen und Christen im Erzbistum Köln herausgefordert", so Assmann.
Ein Papst aus Argentinien
"Wie ihr wisst, war es die Pflicht des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben. Wie es scheint, sind meine Kardinalsbrüder nahezu bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu bekommen." Erster Auftritt am 13. März 2013
Papst Franziskus war der erste Papst aus Südamerika und auch der erste, der dem Orden der Jesuiten angehört. In einem Interview über sein Heimatland Argentinien erzählt Franziskus im Januar 2023 folgende Anekdote:
"Ich weiß nicht, ob Sie diese theologisch-kulturelle Geschichte kennen, dass die Schutzengel einiger Länder wütend auf Gott waren und ihm sagten: 'Vater, du warst ungerecht zu uns ... du hast jedem unserer Länder einen Reichtum gegeben: Vieh, Landwirtschaft, Bergbau. Und den Argentiniern hast du alles gegeben. Alles! Sie haben den ganzen Reichtum.' Und es heißt, dass Gott ein wenig nachdachte. - 'Aber um das auszugleichen, habe ich Argentinien Argentinier gegeben.'"
Das Leid der Flüchtlinge
Er wolle eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen, sagte Franziskus nach seiner Wahl. Migration war für ihn eines der größten Probleme der Gegenwart. Seine erste Reise als Papst führte ihn nach Lampedusa. Vor der italienischen Insel waren zu dieser Zeit bereits mehr als 10.000 Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen.
"Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt. Es betrifft uns nicht. Es interessiert uns nicht. Es geht uns nichts an! (...) Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit genommen, zu weinen!" Predigt auf Lampedusa, 2013
Einige Jahre später sagte er zu Migranten auf der griechischen Insel Lesbos, er sei gekommen, um ihnen zu sagen, dass er ihnen nahe sei: "Ich bin hier, um eure Gesichter zu sehen und euch in die Augen zu schauen. Augen voll Angst und Erwartung, Augen, die Gewalt und Armut gesehen haben, Augen gerötet von zu vielen Tränen."
"Wir leben in einer Epoche der Mauern und des Stacheldrahts." Zum Umgang vieler Staaten mit Migration, 2021
Globale Wohlstandskultur
Bereits in seiner ersten Enzyklika "Evangelii Gaudium" schrieb Franziskus "Diese Wirtschaft tötet". Der Satz schaffte es weltweit auf die Plakate von Sozial- und Umweltaktivisten, auf die von Attac und den Demonstranten von Lützerath. Die deutliche Kapitalismuskritik kam in konservativen Kreisen nicht gut an.
"Und so vergeuden wir unsere gottgegebenen Geschenke, indem wir uns mit Schnickschnack beschäftigen. Wir verschwenden unser Geld für Spiel und Getränke und drehen uns um uns selbst." Auf den Philippinen, 2015
In seiner dritten Enzyklika mit dem Titel "Fratelli tutti" äußerte Franziskus ernsthafte Sorgen um diese Welt. Für ihn war die Corona-Pandemie so etwas wie die letzte Warnung. Der "harte und unerwartete Schlag dieser außer Kontrolle geratenen Pandemie" habe uns dazu gezwungen, wieder an "alle zu denken anstatt an den Nutzen einiger", schreibt der Papst.
Die Zerstörung der Umwelt
"Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann." Enzyklika "Laudato si", 2015
Im Mai 2024 ging er in einer Botschaft beim Weltklimagipfel COP28 noch weiter und nannte die Zerstörung der Umwelt "eine Beleidigung Gottes, eine Sünde, die nicht nur persönlich, sondern auch strukturell ist, eine Sünde die alle Menschen stark gefährdet, besonders die Schwächsten unter uns, und die einen Konflikt zwischen den Generationen auszulösen droht."
Missbrauch in der katholischen Kirche
Franziskus hatte zunächst die Hoffnung auf Reformen in der katholischen Kirche geweckt.
"Sollte in der Kirche auch nur ein Missbrauchsfall ausfindig gemacht werden - was an sich schon eine Abscheulichkeit darstellt -, so wird dieser Fall mit der größten Ernsthaftigkeit angegangen." Zum Abschluss des Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan, 2019
Bei vielen wich dieses Gefühl später einer gewissen Ernüchterung. Er reformierte zwar die Vatikan-Behörden und gab der Kurie eine neue Verfassung, weitere Reformen versandeten aber. Bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche brauchte der Papst für viele lange, um einen Kurs zu finden.
In der Missbrauchsaffäre des Erzbistums Köln wirft der Papst Kardinal Woelki "große Fehler" vor. Doch dürfen er und die Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff im Amt bleiben.
Homosexualität
Ende 2023 macht der Papst den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare frei, homosexuelle Partnerschaften werden aber weiter nicht mit einer herkömmlichen Ehe gleichgestellt.
"Wer bin ich, um zu urteilen?" Papst Franziskus im Juli 2013 auf die Frage nach einem angeblich schwulen Priester.
Verhältnis zum emeritierten Papst Benedikt XVI.
Als Papst Franziskus sein Amt übernimmt, lebt sein Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt, weiterhin im Vatikan. Einmal sagte er: "Wir sind Brüder." Ein anderes Mal wählte er einen anderen familären Vergleich:
"Es ist, wie den Großvater im Hause zu haben, einen weisen Großvater." Über den fast zehn Jahre älteren Papst Benedikt
Hoffung bei dem Blick nach vorn
Vor zwei Jahren scherzte Franziskus über seinen Gesundheitszustand nach einer Absage einer Reise wegen einer Bronchitis, "wie sie sehen, bin ich am Leben."
"Um wirklich zu leben, kann man nicht sitzen bleiben. Leben heißt immer: sich in Bewegung setzen, auf den Weg machen, träumen, planen, offen für die Zukunft sein." Predigt im Petersdom, 2024
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur AFP
- Nachrichtenagentur KNA
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 21.04.2025 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 12.45 Uhr.