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Warum heißt es "zwischen den Jahren"? Fakten zum Jahreswechsel

Stand: 28.12.2024, 09:51 Uhr

Die Zeit "zwischen den Jahren" von Weihnachten bis zum Dreikönigstag ist für viele eine ganz besondere. Doch woher stammt der Begriff eigentlich? Und was hat es dabei mit den sogenannten "Raunächten" auf sich?

Sie sind besinnlich und geheimnisvoll zugleich: die "Raunächte", die zwölf Nächte vom Weihnachtsfest bis zum 6. Januar. Viele Menschen nutzen die Tage "zwischen den Jahren", um innezuhalten. Sie schließen mit den vergangenen Monaten ab und stecken sich neue Ziele für das kommende Jahr.

Rund um die Raunächte und die Zeit "zwischen den Jahren" ranken sich aber auch zahlreiche Mythen, sie verbinden Aberglauben und Brauchtum.

Hier ein kurzer Überblick zum Ursprung der Begriffe und zu Jahreswechsel-Ritualen.

Woher kommt der Begriff "zwischen den Jahren"?

Die Formulierung "zwischen den Jahren" bezieht sich auf eine Lücke zwischen dem Mond- und dem Sonnenkalender. Das Mondjahr ist nur 354 Tage lang und damit elf Tage kürzer als der astronomisch korrekte Jahresverlauf der Erde um die Sonne.

Bevor ab dem 16. Jahrhundert der gregorianische Kalender die Zeitzählung vereinheitlichte, endete das alte Jahr in weiten Teilen Europas mit dem 24. Dezember, während das neue am 6. Januar begann. Diese Lücke musste rechnerisch gefüllt werden, die fehlenden Tage beziehungsweise Nächte wurden einfach hinten angehängt. Daher heißt es "zwischen den Jahren".

Jene zwölf Nächte sind allerdings keine Erfindung der christlichen Kirchen, betont Brauchtumsforscherin Lisa Maubach im Interview mit Deutschlandfunk Kultur. Sie seien an der Schnittstelle zwischen Dämonenglauben und Christentum entstanden:

"Menschen haben versucht, sich diese Zeit zu erklären, und dies dann über mythologische Sagen und Gestalten, die Stürme herbeigebracht haben. Dass das wilde Dämonen sind, die über den Himmel ziehen und Winde mitbringen. Und auch für Unheil sorgen, zum Beispiel Eisregen." Dr. Lisa Maubach, Brauchtumsforscherin

Was hat es mit den "Raunächten" auf sich?

Kälte, Dunkelheit, Stürme, Eis und Schnee waren in früheren Zeiten typisch für diese Tage im Jahr. Alten Sagen nach ziehen in den sogenannten "Raunächten" Frau Holle, Frau Perchte oder Wotan und die Wilde Jagd über das Land.

Die Tage und Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar gelten als Schwellenzeit, in der die Grenze zwischen der physischen Welt und dem Geisterreich besonders durchlässig sein soll.

Wer in alten Zeiten nicht musste, ging nicht nach draußen. Dort sei es "nicht nur dunkel, sondern stockfinster" gewesen, berichtet Kunsthistoriker Torkild Hinrichsen dem NDR:

"Das ist eine Zeit, in der die Jahreszeiten gegeneinander kämpfen und im Grunde nichts normal ist, weil die Geister losgelassen sind." Prof. Torkild Hinrichsen, Kunsthistoriker

Jahreswechsel-Rituale damals

"Ausräuchern" als Raunächte-Ritual | Bildquelle: picture alliance / blickwinkel/F. Hecker

Früher waren "zwischen den Jahren" bestimmte Tätigkeiten verpönt. So vermieden es unsere Vorfahren beispielsweise zu misten, zu spinnen und zu nähen - und vor allem, Leinen zu waschen. Denn wenn zu Neujahr Wäsche aufgehängt sei, könnten böse Geister sie als Leichentücher für das beginnende Jahr nutzen, so der Aberglaube. Unglück schien vorprogrammiert. Außerdem wurden die Häuser und Ställe mit Weihrauch, Weihwasser und anderen Kräutern "ausgeräuchert", um sich gegen Böses neu zu wappnen.

So entstand möglicherweise auch der Name: aus "Rauchnächten" wurden "Raunächte". Allerdings ist das nur eine Theorie, abschließend geklärt ist das nicht. Einer anderen Theorie zufolge stand das mittelhochdeutsche Wort "rûch" (haarig) Pate, das heute in der Kürschnerei als "Rauware" oder "Rauchware" für Pelzprodukte bekannt ist. Es würde die mit Fell bekleideten Dämonen beschreiben, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben.

Jahreswechsel-Rituale heute

Manche Rituale, wie das "Ausräuchern", haben sich bis heute zumindest ansatzweise gehalten, vor allem in Süddeutschland und Österreich. Auch waren seit jeher die Tage "zwischen den Jahren" dazu da, sich zu besinnen und aufs neue Jahr vorzubereiten. Eine Tradition, der wir heutzutage ebenso nachgehen. Laut alter Überlieferungen sind die Raunächte zudem Entscheidungszeiten, in denen sich die Zukunft deuten lässt.

Brauchtum und Spiritualität rund um die Raunächte erfreuen sich aktuell zunehmender Aufmerksamkeit - auch auf Social Media. Hier finden sich beispielsweise Anleitungen zum "Ritual der 13 Wünsche".

Bei diesem Orakel werden 13 Zettel mit je einem Wunsch versehen und in einen Topf geworfen. In jeder Raunacht wird ein Wunsch blind gezogen, dann verbrannt und so dem Universum überlassen. Für die Erfüllung des 13. Wunsches "ist man selbst zuständig", erklärt Brauchtumsforscherin Maubach.

Wer vom Ritual der 13 Wünsche noch nichts gehört haben sollte, der dürfte eine Abwandlung aber sicherlich kennen: das Bleigießen in der Silvesternacht. Und auch das Böllern um Mitternacht hat einen Bezug zu den Raunächten. Damit sollten ursprünglich Dämonen vertrieben werden.

Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 29.12.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.