Der Angeklagte Kevin P. steht unter anderem wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Er hatte ein Video seiner Tat an den Aufsichtsratsvorsitzenden von Alemmania Aachen und auch an Cheftrainer Heiner Backhaus geschickt.
Der soll laut Staatsanwaltschaft mit den Worten "richtig so" auf P.´s Gewaltvideo reagiert haben. Heiner Backhaus bestreitet jedoch, das Gewaltvideo des Hooligans gesehen zu haben.
Backhaus: "Wurde schlecht über Fanszene informiert"
Dem WDR gegenüber sagt Backhaus, das er das Video nicht geöffnet habe. Kommentiert habe er lediglich den Begleittext, in dem Kevin P. geschrieben habe, dass er sich um Gerechtigkeit kümmere. Dies habe er mit "richtig so" kommentiert, weil ihm Alemannia den Hooligan als sozial engagierten Mann vorgestellt habe, der Suppe für Obdachlose koche.
Das werde er bei seiner Zeugenaussage am kommenden Dienstag beweisen können, so Backhaus. Der Trainer wirft der Führung des Drittligisten vor, nach seinem Amtsantritt im September 2023 schlecht über die Fanszene informiert worden zu sein.
Aufsichtsratsvorsitzender lässt Amt ruhen
Aufsichtsratschef Marcel Moberz hat bereits vor Prozessbeginn bekannt gegeben, sein Amt ruhen zu lassen. Ihm wird vorgeworfen, das Video nicht nur gesehen, sondern auch weiterverbreitet zu haben. Deshalb wurde bei einer Hausdurchsuchung am vergangenen Freitag sein Handy sichergestellt. Wörtlich habe Moberz laut Anklage zur gezeigten Gewalt geschrieben: "Ich hätte gerne gesehen, wie der weggeht, aber der ist wohl eher gerobbt."
Kevin P. gehörte zur Hooliganszene
Der 38jährige Kevin P. gehörte 14 Jahre zur Hooliganszene am Aachener Tivoli. Sein Geld verdiente er als Türsteher im Rotlichtmilieu. Dort soll er nicht nur den versuchten Totschlag begangen haben, sondern auch weitere Gewalttaten. Angeklagt ist er darüberhinaus wegen unerlaubten Waffenbesitzes und des Handels mit mehr als drei Kilogramm Amphetamin.
Im Gerichtssaal brach dem Angeklagten Kevin P. beim Verlesen seines Statements heute immer wieder die Stimme weg. Knapp zwei Stunden schilderte P. im Detail seine Lebensgeschichte. Es ging um die Drogensucht seiner Eltern, Gewaltexzesse, aber auch um seine Verbindungen zur Alemannia. Der Prozess ist auf elf Verhandlungstage angesetzt.
Quellen:
- Landgericht Aachen
- Reporter vor Ort
- Staatsanwaltschaft Aachen