Horst Dinspel aus Marienheide kann sein Haus nur noch über eine steile, provisorische Stahltreppe verlassen. Der Weg aus dem Haus und zurück kostet den Rentner viel Kraft. "Ich verlasse das Haus nur noch, wenn es unbedingt nötig ist. Ich habe keine andere Wahl“, sagt er dem WDR.
Der Grund: Ein Nachbar hat den Weg zum Haus der Dinspels gesperrt und ihnen verboten die kleine Straße zu betreten. Die Straße ist nämlich sein Privatbesitz.
Abmachung per Handschlag gilt nicht mehr
"Seit 1800 nutzen Anwohner die Straße, um zu ihren Häusern und zu ihren Gärten zu kommen“, berichtet Horst Dinspel. "Das war unter den Leuten im Dorf per Handschlag abgemacht.“ Doch der neue Eigentümer des Sträßchens fühlt sich daran nicht gebunden.
Nun sind die Dinspels und ihre Nachbarschaft abgeschnitten von der Straße. Familie Dinspel hat noch Glück, sie konnte ein kleines Grundstück neben ihrem Haus kaufen und darüber auf die nächste öffentliche Straße gelangen. Zwei ihrer Nachbarn dagegen haben keinen eigenen Zugang mehr zu einer öffentlichen Straße.
Folge: Der Oberbergische Kreis hat ihnen das Bewohnen ihrer Häuser verboten, denn Feuerwehr und Rettungsdienst können nicht mehr zu den Häusern gelangen. Betroffen ist unter anderem eine 85-jährige Rentnerin.
Häuser müssen geräumt werden
"Gemeinsam mit Nachbarn habe wir der Frau eine Treppe zu unserem Grundstück gebaut“, berichtet Anwohner Hermann Moos. "Sie ist jetzt über unser Grundstück zu erreichen. Deshalb erlaubt die Kreisverwaltung, dass die Frau noch bis an ihr Lebensende in dem Haus bleiben darf. Danach darf dort niemand mehr wohnen.“
Das Haus der Familie Arendt steht schon leer. Die Familie hatte mehr als zwanzig Jahre dort gelebt. Die Kinder sind in dem Haus aufgewachsen. "Mir blutet das Herz“, sagt Hausbesitzerin Joelle-Marie Arendt.
Gemeinde will sich nicht einmischen
Anwohner Horst Dinspel wüscht sich, dass die Gemeinde Marienheide das Sträßchen der Öffentlichkeit widmet, damit die Anwohnenden es wieder nutzen können. Die Gemeinde sagt aber, das sei nicht möglich, weil es sich um reinen Privatbesitz handelt. Die Nachbarschaft müsse untereinander eine Lösung finden. Der Eigentümer des Sträßchens hat Fragen des WDR bisher nicht beantwortet.
Unsere Quellen:
- Gemeinde Marienheide
- Reporter vor Ort
- Interviews mit Anwohnenden
Über dieses Thema berichtet der WDR am 07.03.2025 auch im Fernsehen: Lokalzeit Köln um 19:30 Uhr.