Es ist ein wenig Stolz und ganz viel Professionalität, die Henrik Hanstein ausstrahlt, als um 11:55 Uhr das Los mit der Nummer 562 aufgerufen wird. Die Silberversteigerung im Kunsthaus Lempertz am Kölner Neumarkt erreicht ihren Höhepunkt als das kleine Teeextrakt-Kännchen, eine der stilbildenden Ikonen des Bauhauses, den Besitzer wechselt. Der 74-Jährige Auktionator ist mit dem Bauhaus eng verbunden, er kannte zum Beispiel den Meister der keramischen Werkstatt am Bauhaus, Gerhard Marcks, wohnte in dessen Haus in Köln-Müngersdorf.
Teekanne gehörte der Künstlerin selbst
Der Chef von Lempertz präsentiert dann die Teekanne aus Neusilber, einer Legierung aus Kupfer, Nickel und Zink, sehr würdevoll: Das Objekt ist das achte und letzte Original. Lange war es noch im Besitz der Künstlerin selbst. Anfang der 1970er Jahre verschenkte sie es an eine Freundin. Der Briefverkehr mit der Freundin, der im Bauhausarchiv in Berlin dokumentiert ist, dient als Beleg für die Herkunft des Kännchens. Das alles erzählt Henrik Hanstein den Bietern im Saal.
Außerdem wird die Auktion auch ins Internet übertragen. So können die vielen Telefonbieter live verfolgen, was an diesem Vormittag angeboten wird. Am Telefon wird das Rennen um das Kännchen dann auch entschieden.
Kanne geht an ein Museum in Hamburg
Anders als erwartet beginnt der Auktionator unter 200.000€. Doch in fünfstelligen Schritten geht es Schlag auf Schlag. Bei einer stundenlangen Versteigerung wird zeitlich kein Unterschied gemacht zwischen einem Los für 1.000 Euro oder einem für eine Viertel Million. Schnell sind 260.000 Euro geboten. Doch Hanstein will mehr. Wartet lange, ehe er den finalen Schlag mit seinem hölzernen Hämmerchen gibt. Doch niemand legt noch etwas drauf. Es bleibt bei 260.000€. Mit dem Aufgeld und den 19 Prozent Mehrwertsteuer, die dafür fällig werden, ergibt das einen Gesamtpreis für den Käufer in Höhe von 340.500€.
"Die Käufer haben am Telefon gejubelt!", berichtet Hanstein in einer kurzen Pause. Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Das Bauhaus-Original verschwindet nicht in einer Privatsammlung. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe hat das Kännchen bekommen. Das heißt, die Öffentlichkeit kann in Zukunft den kleinen, wertvollen Pott bewundern.
Unsere Quellen:
- Kunsthaus Lempertz
- Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 15.05.24 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln.