Beratungsstellen "Gewalt gegen Frauen" schränken Angebot ein
Aktuelle Stunde . 31.07.2024. 28:35 Min.. UT. Verfügbar bis 31.12.2024. WDR. Von Birgit Grigo.
Frauenberatung bei Gewalt: Bedarf hoch, aber Geld und Personal fehlen
Stand: 31.07.2024, 10:46 Uhr
Die Aachener Frauenberatungsstellen gegen Gewalt haben ihr Angebot eingeschränkt, obwohl immer mehr Frauen Hilfe suchen. Der Grund: Es fehlt an Geld, um genügend Personal einzustellen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO erleben zehn Prozent der jungen Frauen in Mitteleuropa Gewalt in einer Beziehung.
Von Ulrike Zimmermann
Hilfesuchende Frauen müssen zum Teil mehrere Wochen auf einen Termin für ein Erstgespräch warten. Diese Wartezeit sei für sie psychisch sehr belastend, sagt Agnes Zilligen, Geschäftsführerin der Aachener Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt "RückHalt". Manche Frauen verlieren in dieser Zeit den Mut, überhaupt eine Beratungsstelle aufzusuchen.
Die Beratungsstelle "Frauen helfen Frauen" mit den Schwerpunkten häusliche Gewalt und Gewalt in der Partnerschaft musste ihre offene Sprechstunde einstellen. Hier konnten Frauen ohne Termin und Anmeldung zur Beratung kommen. Die tägliche Nachfrage war zu groß, um die Anliegen angemessen bearbeiten zu können.
"RückHalt" fehlen die Mittel für mehr Personal
Geld und damit Personal und Zeit fehlen auch für Präventionsworkshops an Schulen, zum Beispiel zum Thema K.O.-Tropfen. Anfragen von Schulen, Hochschulen und Teams der Kinder- und Jugendhilfe nach Infoveranstaltungen und Fortbildungen müssen aus den gleichen Gründen abgelehnt werden.
Zahl ratsuchender Frauen steigt
Weltweit ist fast jede vierte Frau zwischen 15 und 19 Jahren, die in einer Beziehung ist, von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor, die Daten aus 161 Ländern ausgewertet hat. In Mitteleuropa erleben demnach zehn Prozent der jungen Frauen Gewalt in einer Beziehung.
Auch die Zahl der Frauen in der Städteregion Aachen, die bei den beiden Beratungsstellen Hilfe suchen, steigt. Wissenschaftliche Studien, ob mehr Frauen von Gewalt betroffen sind oder ob sich mehr Frauen trauen, Hilfe zu suchen, gebe es nicht, sagt Agnes Zilligen von "RückHalt". Sie hilft seit vielen Jahren Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben.
Nach ihrer Einschätzung trifft beides zu. Hinzugekommen sind neue Formen der Gewalt, vor allem im digitalen Bereich. Dazu gehört zum Beispiel die Veröffentlichung von intimen Fotos oder Videos.
Bedarfsgerechte Finanzierung gefordert
"Frauen helfen Frauen" hat seinen Sitz in Aachen
Die beiden Aachener Einrichtungen "Frauen helfen Frauen" und "RückHalt" erhalten Zuschüsse von Städteregion und Land. Darüber hinaus finanzieren sie sich über Spenden.
Sie fordern, dass der Bund Mittel für die Unterstützung gewaltbetroffener Frauen zur Verfügung stellt. Gewalt gegen Frauen sei als großes gesellschaftliches und auch als wirtschaftliches Problem anerkannt, sagen die Einrichtungen.
Sie verweisen auf die Folgekosten, etwa für medizinische und therapeutische Behandlung oder Arbeitsunfähigkeit. Aber: "Es reicht nicht aus, das Problem zu erkennen und auf leere Haushaltstöpfe zu verweisen. Der gesetzliche Anspruch von gewaltbetroffenen Menschen auf Beratung und Unterstützung muss endlich in der Realität umgesetzt werden", schreiben die beiden Einrichtungen in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Unsere Quellen:
- Frauen helfen Frauen e.V. - Beratungsstelle für Frauen und Mädchen
- RückHalt e.V. - Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt