Streit über AfD im Bus eskaliert
Lokalzeit aus Bonn. 17.02.2025. 02:34 Min.. Verfügbar bis 17.02.2027. WDR. Von Joser Kaiser.
Streit um AfD im Bus eskaliert
Stand: 18.02.2025, 07:44 Uhr
Skurrile Szenen während einer Busfahrt in Hennef im Rhein-Sieg-Kreis. Der Fahrer hört nebenbei über sein Handy einen Radio-Beitrag mit Ausschnitten der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel. Darüber kommt es zum Streit mit Fahrgästen.
Von Josef Kaiser
Ein Streit mit Konsequenzen für den Busfahrer, denn von dem Vorfall gibt es Videos. Aufgenommen wurden sie von Jordan Tuaya. Er ist Schüler am Carl-Reuther-Berufskolleg in Hennef und saß an diesem Morgen mit im Bus. "Ich hatte meine Kopfhörer drin und habe erst gar nichts mitbekommen." Erst als er mehrmals laute "Raus"-Rufe hörte, wurde der 17-Jährige auf die Situation aufmerksam und begann zu filmen.
Mit im Bus saß zufällig auch einer seiner Lehrer. Der berichtete, wie es zu dem Streit im Bus der Linie 522 gekommen ist: "Ich saß mit dem Rücken zum Busfahrer und vernahm deutlich eine Rede der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel." Er habe den Fahrer gebeten, "diese Form der politischen Agitation zu unterlassen". Daraufhin habe ihm der Busfahrer gesagt, er könne hören, was er wolle. Laut Aussage des Busfahrers handelte es sich dabei um eine politische Sendung im Radio.
Busfahrer bedauert die Eskalation
So ergab auf der Fahrt mit der Linie 522 ein Wort das andere. Ein zweiter Fahrgast mischte sich ein, bis der Busfahrer lautstark beide Männer zum Aussteigen aufforderte.
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Busfahrer Pier Luigi Lombardo bedauert sein Vorgehen mittlerweile
Inzwischen bedauert Pier Luigi Lombardo sein Verhalten. Er habe so reagiert, weil die beiden Fahrgästen ihn zuvor mehrfach beleidigt hätten. Aber dass er unter anderem Alice Weidel gehört habe, das sei richtig.
Er habe in dieser Situation dann wohl überreagiert: "Wir haben so einen Druck derzeit, dass wir Fahrer ehrlich gesagt auch etwas gestresst sind. Da bin ich ehrlich gesagt etwas ausgerastet."
Drohung mit dem Besenstiel
Doch beim verbalen Streit blieb es nicht. Einen der beiden Männer bedrohte der 52-Jährige kurze Zeit auf der Straße mit einem Besenstiel, den er zuvor aus dem Bus geholt hatte. "Ich dachte wirklich, dass er ihn jetzt schlagen wird, aber Gott sei Dank hat er es nicht getan", erzählt Jordan Tuaya von dem Schreckmoment.

Ein Schüler filmte die Szenen im Bus
Er habe nie die Absicht gehabt, das zu tun, beteuert Pier Luigi Lombardo. "Der Mann hatte mir vorher Prügel angedroht. Ich habe mit dem Besen nur so getan. Ich sagte 'hau ab', und dann beruhigte sich das auch wieder."
Busfahrer fristlos entlassen
Ein Verhalten, das für den 52-Jährigen harte Folgen hat. Bereits kurz nach Bekanntwerden der Videos teilte die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft mit: "Als Konsequenz haben wir das in unserem Auftrag fahrende Unternehmen (…) angewiesen, den Fahrer nicht mehr einzusetzen. Er wird für den weiteren Einsatz auf unseren Linien gesperrt." Das Unternehmen hat inzwischen reagiert und Pier Luigi Lombardo fristlos entlassen.
In solchen Fällen geht die Bundesagentur für Arbeit übrigens von einem vertragswidrigen Verhalten aus. Eventuell könnte das bedeuten, dass der 52-Jährige deshalb in den ersten drei Monaten kein Arbeitslosengeld erhält.
Unsere Quellen:
- Busfahrer Pier Luigi Lombardo
- Schüler Jordan Tuaya
- Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft