Campingplatz Woffelsbach: Pächter sollen Häuser abreißen
Lokalzeit aus Aachen. 25.02.2025. 03:16 Min.. Verfügbar bis 25.02.2027. WDR. Von Claudia Becker.
Campingplatz Woffelsbach: Pächter sollen Häuser abreißen
Stand: 25.02.2025, 17:37 Uhr
31 Parzellen, darauf winzige Häuser, liebevoll eingerichtet und gepflegt. Gleich daneben liegt der Rursee. Für die Pächter des Campingplatzes in Woffelsbach ein kleines Paradies. Jetzt ist der Platz verkauft worden.
Wenn Gabi Kustrin ihren kleinen Garten betritt, ist sie den Tränen nahe. Jeder Quadratzentimeter steckt voller Erinnerungen an 28 Jahre mit ihrem Mann. Letztes Jahr ist er nach langer Krankheit verstorben. „Er hat das alles aufgebaut, das soll ich jetzt innerhalb von zwei Monaten abreißen. Dann habe ich gar nichts mehr von ihm“. Und: So ein Abriss ist teuer: Bis zu 7000 Euro wird das kosten und die habe sie einfach nicht.
Online schon für Tinyhäuser geworben
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Gabi Kustrin muss ihr kleines Haus nach 28 Jahren abreißen
Den neuen Besitzer hat sie bis heute nicht kennen gelernt. „Der hat uns nur per Email über die Kündigung informiert.“ Per Zufall haben sie und andere Pächter dann eine Anzeige entdeckt. Dort bietet der Investor schon jetzt die 20 Parzellen an, auf denen später Tinyhäuser gebaut werden sollen. Kostenpunkt: Rund 140.000 bis 160.000 Euro. „Wer kann das denn bezahlen?“, fragt Gabi Kustrin. „Wir Pächter bestimmt nicht.“
Investor darf voraussichtlich bauen
Seit Tagen beratschlagen die Pächter, wie sie nun vorgehen sollen. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es zunächst. Die Städteregion Aachen als Genehmigungsbehörde müsse dem Bauvorhaben ja erstmal zustimmen, so jedenfalls dachten sie bis heute. Aber auf Anfrage teilt uns die Städteregion mit:
„Der Platz läuft als Wochenendplatz, deshalb wären Tinyhäuser grundsätzlich denkbar, sofern alle Vorschriften eingehalten werden.“ Städteregion Aachen
Haben die Tinyhäuser zum Beispiel Räder - wären also theoretisch beweglich - müsste der Investor gar keine Baugenehmigung einholen, sondern könnte direkt bauen.
Ein ganzes Häuschen landet auf dem Müll
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Anja und Peter Decker haben 50.000 Euro in ihr Haus gesteckt - jetzt muss alles auf den Müll
Ein Stück weiter den Weg hinauf haben sich Anja und Peter Decker ihren kleinen Traum erfüllt. Ein edles Minihaus mit Bad, Küche, Wohnzimmer - alles auf 25 Quadratmeter. 50.000 Euro Material hat Peter Decker hier in Eigenleistung verbaut. „Rigips-Wände weg, Fenster weg, alles weg,“ sagt Peter Decker. „Das kann nur noch auf den Müll. Da bekommt man ja nichts mehr für.“
Behörden können nicht helfen
Jetzt wollen sie eine Sammelklage einreichen. Allzu viel versprechen sie sich davon aber nicht. Die Behörden jedenfalls können ihnen nicht helfen, weder die Gemeinde Simmerath noch die Städteregion Aachen. Denen sind die Hände gebunden. „Das ist juristisch vielleicht richtig, aber menschlich ist das nicht,“ sagt Gabi Kustrin mit einem traurigen Blick in ihren Garten.
Unsere Quellen:
- Städteregion Aachen
- Reporterin vor Ort