Noch immer ist der E-Mail-Posteingang von Alexander Zierden und seinen Mitstreitern voll. Hunderte Anfragen haben den "Cannabis Social Club Düsseldorf" (CSC) in den vergangenen Wochen erreicht. Die einen wollen direkt Mitglied werden, die anderen können sich sogar selbst vorstellen, einen ähnlichen Verein zu gründen.
Der Düsseldorfer CSC ist der erste in NRW – er wurde schon im August vergangenen Jahres gegründet. Seit der Ankündigung der Bundesregierung, die Cannabis-Legalisierung voranzutreiben, herrscht dort allerdings Ausnahmezustand.
Mitglieder sind bunt gemischt
"Wir sind überrannt worden. Da kamen plötzlich Mails rein ohne Ende", sagt Alexander Zierden. Entsprechend mussten er und seine Mitstreiter sich in kürzester Zeit sortieren und die bis zu 100 Anfragen täglich beantworten.
Viel zu tun für die normal Arbeitenden. Sie haben die unterschiedlichsten Jobs. Alexander Zierden etwa ist Schulbusfahrer. Mit seinen 52 Jahren gehört er beim CSC zu den Ältesten. Die meisten Vereinskollegen sind jünger.
Auch die bisherigen Mitglieder sind bunt gemischt, sagt Zierden: "Es hat sich das bestätigt, was wir immer gesagt haben, dass Konsumenten quer durch alle Gesellschaftsschichten, quer durch alle Altersstrukturen Interesse haben." In ihrem Ziel sind sich aber alle einig: Sie wollen zukünftig legal Cannabis anbauen und konsumieren.
Laut Plänen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach und Agrarminister Özdemir soll das in den Social Clubs künftig möglich sein. Die Clubs sollen bis zu 500 Mitglieder haben und dürfen an diese bestimmte Mengen Cannabis verkaufen.
An diesen Plänen gibt es auch Kritik. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) etwa bereiten vor allem Warnungen vor einem Risiko cannabisbedingter Hirnschädigungen bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen und die Suchtrisiken für alle Altersgruppen Sorgen. Laut Thomas Preis, Chef des Apothekerverbandes Nordrhein, ist die Cannabis-Legalisierung "medizinisch und pharmazeutisch nicht vertretbar".
Als Alexander Zierden davon gehört hat, war er zufrieden. Bereits seit Jahren setzt er sich für eine Legalisierung ein. Er selbst ist krank und bekommt deswegen Cannabis auf Rezept. Das helfe ihm sehr, sagt er. Solche Erfahrungen wolle er auch anderen ermöglichen. Aber unter bestimmten Bedingungen.
Denn der CSC macht sich für einen verantwortungsbewussten Umgang stark. Kritik, etwa wegen des Jugendschutzes oder der Weitergabe durch Mitglieder, nehmen er und seine Mitstreiter ernst. Beides wolle man künftig streng kontrollieren. Dabei sei ein eigenes Vereinsheim von Vorteil. Dort wolle man sich untereinander austauschen und eine richtige Gemeinschaft herstellen.
Etliche Cannabis Clubs in Planung
Ähnlich stellen sich das auch andere Vereine in NRW vor. Laut dem Dachverband der Cannabis Social Clubs sind bisher gut ein Dutzend Vereine in der Entstehung oder seit kurzem gegründet. So auch der Social Club Düsselhanf nur wenige Kilometer von Alexander Zierden und seinen Mitstreitern entfernt.
Düsselhanf ist im Vergleich aber noch deutlich jünger. Die Gründer sind alle unter 30 Jahre alt und wollen vor allem einen Treffpunkt für Gleichgesinnte schaffen und das möglichst in der Düsseldorfer Innenstadt, erzählt Vorstandsmitglied Christopher.
Social Clubs führt Aufnahmestopp ein
Auch bei Düsselhanf gab es zuletzt eine Flut an Anfragen: "Wir mussten jetzt auch schon einen kleinen Anfragestopp machen, da wir maximiert sind auf 500 Mitglieder. Wir sind jetzt schon bei 300." Viel größer solle es jetzt erst mal nicht werden, sagt er. Denn er und seine Mitstreiter wollen vor allem eine gute Atmosphäre schaffen. Das soll auch ihr Laden zukünftig ausstrahlen.
"Ein Ort, wo man sich wohl fühlt, wo man gerne hingeht, auch einfach mal zwischendurch nicht nur um Gras zu kaufen, sondern um sich einfach mit den Mitgliedern auszutauschen und einen Kaffee zu trinken. Einfach mal eine Pause vom Alltag nehmen."
Vereinsgründer bereiten sich auf Legalisierung vor
Um das auch umsetzen zu können, haben sich Christopher und seine Mitstreiter schon vorbereitet. Sie waren etwa zuletzt auf einer großen Cannabis-Messe in Barcelona und haben dort erste Kontakte zu Lieferanten und Herstellern geknüpft. Sobald es einen klaren Zeitplan gibt, wollen sie loslegen.
Bis dahin sei aber noch eine Menge zu tun. Unter anderem müssten noch Immobilien für den Laden und für die Produktion gesucht werden. Ähnlich sieht es auch beim CSC aus.