In dem großen Tanklager von Shell tippelt ein gelber Robo-Hund über die asphaltierten Wege. Vor einem Bündel von Rohrleitungen bleibt er stehen und senkt seinen mit Kameras bestückten Kopf. Der Hunderoboter heißt Kowalski. Er ist etwa so groß wie ein Schäferhund. Mit dem Schwanz wedeln kann er zwar nicht und auch nicht bellen. Dafür kann der High-Tech-Vierbeiner Messgeräte ablesen und feststellen, ob irgendwo Gase austreten.
Bisher sind Mitarbeiter von Shell in dem Tanklager unterwegs und lesen ab, wie hoch der Druck in den Leitungen ist. Künftig könnte Kowalski das erledigen. "Das würde den Einsatz von Menschen sparen, die an anderer Stelle gebraucht werden", sagt Thomas Klein, der an diesem Standort das Projekt Digitalisierung leitet.
Mehr Sicherheit - weniger Zeitaufwand
In einer klimatisierten und mit Kameras überwachten Kiste wohnt die neueste Mitarbeiterin von Shell: Eine Drohne. Sie übernimmt jetzt Aufgaben, die bisher sogenannte "Operators" in dem Tanklager erledigen mussten.
„Es ist vorgeschrieben, dass wir alle 72 Stunden die Tankdächer inspizieren müssen“, sagt Projektleiter Klein. „Das heißt: Der Operator klettert die Leiter 25 Meter hoch und schaut sich um: Haben wir Regenwasser auf dem Schwimmdachtank, was abgepumpt werden muss? Ist die Erdung ordnungsgemäß mit dem Dach verbunden? Ist die Dichtung des Tankdachs ok?“
Jetzt überwacht die Drohne die 20 großen Mineralöl-Tanks in Wesseling. Sie fliegt automatisch ihre Inspektionsrunde ab.
Ferngesteuert aus einem Kontrollraum
In der Messwarte von Shell, ein paar Kilometer entfernt, verfolgt Norbert Stark die Live-Bilder der Drohne. Früher, als er und seine Kollegen noch an allen 20 Tanks die Treppen hochsteigen mussten, dauerten die Kontrollen mindestens zehn Stunden. Der Kontrollflug der Drohne dauert dagegen höchstens eine halbe Stunde.
„Ich finde das sehr spannend, weil ich weiß, wie anstrengend das ist und wie zeitintensiv das ist, auf die Dächer der Tanks steigen zu müssen. Das bleibt uns jetzt erspart“, sagt Operator Stark.
Mit Hilfe der Drohne kann er jetzt auch viel schneller eingreifen, wenn etwas an den Tanks nicht in Ordnung ist.
Drohne sendet pro Inspektionsflug 120 Fotos
Eine künstliche Intelligenz sucht auf den Bildern der Drohne nach Hinweisen auf Probleme an den Tanks und informiert Norbert Stark über verdächtige Stellen. Das spart Zeit bei der Auswertung der Fotos.
Das besondere an der Drohne: Das Luftfahrtbundesamt hat Shell Ausnahmegenehmigungen erteilt. Die Drohne darf selbstständig fliegen, ohne dass ein Drohnenpilot sie ständig im Blick hat. Das ist in Deutschland bisher einzigartig.
„Wir müssen bestimmte Systeme vorweisen, mit denen wir die Drohne beispielsweise jederzeit zum Absturz bringen können, falls sie aus Versehen in den zivilen Luftraum eindringt“, erklärt Drohnenexperte Marius Beul von dem Unternehmen Energy Robotics.
Die Drohne und der Robo-Hund Kowalski werden bei Shell nach und nach zu elektronischen Kollegen. Sie und andere Roboter sollen dem menschlichen Fachpersonal künftig immer mehr zeitraubende Routinetätigkeiten abnehmen
Über dieses Thema berichten wir am 30.08.2023 um 19:30 Uhr in der WDR Lokalzeit Köln.