Der Eichenprachtkäfer

Eichenprachtkäfer: Neue Bedrohung für unsere Wälder

Stand: 03.02.2025, 06:00 Uhr

In einigen Teilen von NRW vermehrt sich ein Käfer gerade viel schneller als bisher. Es geht um den Zweipunktigen Eichenprachtkäfer.

Von Marc-André Schröter

Seine Larven fressen sich immer leichter durch die Baumschichten und lassen so Eichen absterben. Durch die trockenen Sommer sind viele Eichen geschwächt und können sich nicht mehr genug gegen ihn wehren. Das Risiko für ein Massensterben ist da.

Befallene Bäume müssen gefällt werden

In einem Eichenwald bei Hennef im Rhein-Sieg Kreis ist jeder fünfte Baum rosa markiert. Diese Bäume sind stark mit den Larven des Eichenprachtkäfers befallen und müssen gefällt werden. "Die Eiche ist geschwächt durch die Trockenheit und kann sich nicht mehr so gut verteidigen", sagt Bezirksförster Michael Trippe, der die Ausbreitung des Käfers seit rund zwei Jahren beobachtet.

Zusammen mit Baum-Kontrolleur Sebastian Mittler entdeckt er an den Eichen die ersten Spuren der Larven: Halbmondförmige Fraslöcher, dunkle feuchte Verfärbungen, Flecken am Stamm und rote teils stark zerstörte Rinde. Hier hat der Specht nach den Larven gesucht. Heute werden sie mit den Fällungen beginnen und den Befall genauer untersuchen.

Eichenpracht Larve

Die Larve wird bis zu 30 Millimeter groß.

Zunehmende Trockenheit ist das Problem

Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer ist eine heimische Art. So ist es für die Eichen auch nichts Neues, dass die Käfer-Weibchen ihre Eier im Sommer in der Rinde ablegen. Das Problem der letzten Jahre ist die zunehmende Trockenheit. Während sich manche Eichen noch mit u.a. dunklem Schleimfluss wehren können, frisst sich die Larve bei geschwächten Bäumen in die Schicht des Stammes, die den Baum mit Nährstoffen versorgt. Die Eiche stirbt.

"Der Baum stirbt nicht sofort. Es ist ein langsamer Tod von ein bis zwei Jahren. Dann zieht der Käfer weiter." Michael Trippe, Bezirksförster Eudenbach/Hennef

Durch die zunehmend trockenen und warmen Bedingungen gelingt es immer mehr Larven sich schon in einem Jahr, statt wie normalerweise in zwei Jahren, zu einem Käfer zu entwickeln. "Die vermehren sich dann wieder und so wächst die Population schneller als zuvor", so Trippe. Das sei aber immer noch langsamer als der Borkenkäfer, der nur sieben bis zwölf Wochen braucht.

Sind die Eichenwälder in Gefahr?

In Sachsen, Hessen oder Rheinland-Pfalz sind in den letzten Jahren ganze Wälder betroffen gewesen. In Teilen des Rhein-Sieg-Kreises scheint es jetzt auch loszugehen. "Wir haben den Einschlag ungefähr verdreifachen müssen im letzten Winter", sagt Fabian Schreder. Er ist Forst-Betriebsleiter der Gräflich Nesselrodeschen Verwaltung, dem größten Privatwald-Besitzer im Rhein-Sieg-Kreis, die ihre Wälder vor allem rund um Ruppichteroth bewirtschaften.

Ein Mann sprüht eine Substanz auf Eichenstämme

Fabian Schreder markiert die gefällten Eichen für den Abtransport.

Normalerweise fällen sie rund 700 Festmeter Eichenholz im Jahr für Böden oder Möbel. Jetzt waren sie gezwungen, aufgrund des Befalls des Eichenprachtkäfers, 2.500 Festmeter zu fällen. "Das ist mehr als beängstigend und ein großer wirtschaftlicher Schaden. Das Holz ist oft von weiteren Schädlingen befallen und verliert erheblich an Wert", sagt Schreder. Das befallene Holz könne meist nur als Brennholz genutzt werden.

Die Gefahr der Massenverbreitung besteht

Beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW nimmt Dr. Christin Carl das Thema ernst. "Das Risiko, dass sich der Käfer flächendeckend ausbreitet ist gegeben", sagt die Leiterin "Wald- und Klimaschutz NRW". Die Förster seien im April 2024 per Rundmail informiert worden, mit der Bitte in ihren Revieren gezielt nach dem Käfer zu suchen. Bisher sei die Lage nicht so ernst wie in einzelnen anderen Bundesländern, allerdings gebe es neben dem Rheinland auch viele Meldungen aus dem Münsterland und vereinzelte aus dem Siegerland.

"Wir müssen die Lage und Entwicklung aufmerksam im Auge behalten." Dr. Christin Carl,
Leiterin Wald- und Klimaschutz Landesbetrieb Wald und Forst NRW

Fällung der Eichen das bisher einzige Mittel

Sebastian Mittler und Michel Trippe haben eine stark betroffene Eiche gefällt und untersuchen sie jetzt auf Anzahl und Größe der Larven. Gezielte Fällungen seien im Moment das einzige Mittel, die Ausbreitung des Käfers einzudämmen.

"Der Käfer sucht sich im Umkreis den nächsten lebenden Baum. In abgestorbene Bäume legen sie keine Eier", sagt Sebastian Mittler und findet eine Larve unter der Rinde. Mit circa zwei Millimetern ist sie sehr klein, was an dieser Stelle für eine zweijährige Entwicklung des Käfers spricht.

In Hennef werden sie noch öfter die Wälder kontrollieren müssen. Dazu hoffen sie auf einen möglichst nassen Sommer, damit sich die Eichen weiter erholen können. Auch die Vorgangsweise in Hessen, wo man im Sommer mit Drohnen aus der Luft noch besser geschwächte Eichen ausmacht, wäre eine Idee. Denn noch könne man ein ähnliches Massenstreben wie bei den Fichten verhindern.

Unsere Quellen:

  • Landesbetrieb Holz und Wald NRW
  • Umweltamt der Stadt Hennef
  • Gräflich Nesselrodesche Verwaltung
  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichten wir am 03.02.2025 auch im WDR-Fernsehen in der Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr und im Radio bei WDR5.