Erste Ernte des schnellwachsenden "Klimabaums" bei Sankt Augustin
Stand: 09.03.2023, 17:22 Uhr
Der Kiribaum gilt weltweit als der Baum, der am schnellsten wächst. Und er wächst bei uns: Ein Unternehmen aus Tönisvorst pflanzt ihn auf einer Plantage in Sankt Augustin an. Nach 12 Jahren wird jetzt zum ersten Mal Holz geerntet.
Es ist ein bedeutsamer Tag für Allin Gasparian und Peter Diessenbacher, das Gründungsteam von WeGrow: Vor 12 Jahren haben sie auf der Fläche am Rande von Sankt Augustin gemeinsam mit Studierenden der Uni Bonn eigenhändig 2.000 Kiribäume gepflanzt.
Die Bäume sind inzwischen gut 15 Meter hoch und haben mit bis zu 45 Zentimetern Durchmesser Industriemaß erreicht: Sie sind erntereif. Mit Kettensägen gehen die Arbeiter auf der Plantage den Sankt Augustiner Kiribäumen an den Kragen: Fällen, auf Maß schneiden - und dann geht's ab ins Sägewerk zur Weiterverarbeitung.
Leichtes Holz aus regionalem Anbau
"Kiriholz ist das vermutlich leichteste Holz, das wir in Europa produzieren können", erklärt Diessenbacher. Abnehmende Unternehmen kommen etwa aus dem Schiffs- und Wohnmobilbau. Auch Hersteller von Ski und Snowboards nutzen Kiriholz.
Und es kann im Städtebau Vorteile bringen, wenn zum Beispiel bestehende Gebäude aufgestockt werden sollen, so Gasparian: "Wenn wir Kiri einsetzen, sparen wir Gewicht, können also bei der gleichen Statik statt zwei Stockwerken drei draufbauen."
Holzmangel spielt dem Unternehmen in die Karten
WeGrow ist 2009 an der Universität Bonn entstanden. Inzwischen hat das Unternehmen mit Sitz in Tönisvorst nach eigenen Angaben über 35 Plantagen in Deutschland und Spanien. Die starke Nachfrage nach Holz, bedingt durch Gasmangel und Energiekrise, hat WeGrow in die Karten gespielt.
Kiriholz ist das vermutlich leichteste Holz, das man in Europa produzieren kann.
Neben rein wirtschaftlichen Aspekten geht es aber auch um eine nachhaltige Holzwirtschaft: Kiriholz bietet eine regionale Alternative zu Tropenhölzern, erklärt Deissenbacher. Zudem bindet es durch das schnelle Wachstum viel CO2 und seine Blüten dienen als Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten.
Erntepremiere in Sankt Augustin
Der kleine „Wald“, der auf der Plantage in Sankt Augustin in den vergangenen Jahren entstanden ist, wird nun abgeerntet. Nach und nach – denn manche Bäume brauchen noch ein oder zwei Jahre. Aber: "Selbst wenn wir alles heute ernten: Ende August ist die Fläche wieder grün. Denn der Baum treibt wieder aus, aus dem bestehenden Wurzelwerk", so Gasparian. Und die Folgegeneration wachse dann oft sogar noch schneller.
Über dieses Thema berichteten wir am 9. März 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr.