Was wird aus dem "Kaufhof an der Kö" in Düsseldorf?

Stand: 29.04.2025, 06:01 Uhr

Die Adresse könnte nobler nicht sein: "Königsallee 1-9". Die Immobilie: ein Warenhaus-Tempel von 1909 mit Jugendstilfassade. Der stadtbildprägende Bau steht am Ende von Düsseldorfs Luxus-Einkaufsmeile zwischen zwei Nobel-Hotels. Auf dem Dach ist noch der grüne leuchtende Schriftzug mit dem Namen zu lesen, unter dem das Haus seit Jahrzehnten bekannt ist: "Kaufhof an der Kö". Jetzt steht das Gebäude zum Verkauf.

Von Helge Drafz

Das stattliche Düsseldorfer Warenhaus gehört - wie viele Kaufhof- und Karstadt-Filialen - zu der Unternehmensgruppe Signa, dem unübersichtlichen Firmengeflecht des österreichischen Immobilienspekulanten und Kaufhaus-Moguls René Benko. Signa ist pleite, Benko hat fast 14 Milliarden Euro Schulden angehäuft und sitzt seit Januar in Wien in Untersuchungshaft.

In mehreren Ländern ermitteln Staatsanwälte gegen ihn. Damit seine Gläubiger an ihr Geld kommen, bringt der eingesetzte Berliner Insolvenzverwalter nach und nach die Signa-Immobilien auf den Markt. Wie man daraus hört, gibt es Kaufinteressenten für das Düsseldorfer Haus, ein Bieterverfahren läuft.

Düsseldorfer Händler hoffen auf Investor mit gutem Konzept

In Düsseldorf hofft man, dass sich beim Ringen um die Edel-Immobilie jemand durchsetzt, der ein zum Standort passendes Konzept vorlegt. Auch wenn den Warenhäusern als Einzelhandelskonzept wegen der starken Konkurrenz durch den Online-Handel allgemein keine Zukunft mehr nachgesagt wird, sei der "Kaufhof an der Kö" eine Ausnahme, sagt etwa Peter J. Wienen, Vorsitzender der "Interessengemeinschaft Königsallee".

So sah das Gebäude früher aus. | Bildquelle: WDR

Er vertritt die Anlieger der Düsseldorfer Nobelmeile und verweist auf die vielen Geschäfte, etwa für Schweizer Luxusuhren, französischen Schmuck und italienische Mode, die Kundschaft aus ganz NRW, ja sogar aus dem Ausland an die Königsallee lockten.

Stadt Düsseldorf liebäugelt mit Nobelkaufhaus

Auch bei der Stadt verfolgt man besorgt, was sich in Sachen Kaufhof-Verkauf tut. Alexander Fils, CDU, ist Vorsitzender des Planungsausschusses des Düsseldorfer Stadtrats. Er hat schon mit René Benkos Unternehmensgruppe über einen möglichen Umbau verhandelt. In Paris hat sich Fils jetzt die historischen Warenhäuser dort angeschaut. "Le Printemps", die "Galeries Lafayette" und das "Samaritaine" machten vor, wie es auch in Düsseldorf gehen könnte, sagt der Kommunalpolitiker.

Früher war im Galeria-Haus das Warenhaus Leonhard Tietz. | Bildquelle: privat

Das Kaufhaus der Zukunft dürfe kein 08/15-Geschäft sein, sondern eine Nobeladresse mit exquisitem Sortiment, einer interessanten Gastronomie und einer spannenden Innenarchitektur. Alexander Fils träumt sogar von der Wiederherstellung des zentralen Lichthofs mit einer Glaskuppel, der sich einst in dem Gebäude befand, als es noch "Warenhaus Leonhard Tietz" hieß.

"Kaufhof an der Kö" sticht heraus

Lage und Architektur unterscheiden den "Kaufhof an der Kö" von anderen ehemaligen Signa-Immobilien, die nicht mehr als Kaufhäuser weitergeführt werden. Der im vergangenen Jahr geschlossene Krefelder Kaufhof - ein schlichter Nachkriegsbau - wird, so hat der Stadtrat beschlossen, Zentrale der Krefelder Volkshochschule.

Wuppertaler "Kaufhof" wird zur Schule

So soll der Kaufhof in Neuss aussehen. | Bildquelle: Stadt Neuss

In den Wuppertaler "Kaufhof" im Stadtteil Elberfeld soll nach erfolgtem Umbau eine Gesamtschule einziehen. Und in Neuss, wo der "Kaufhof" in der Fußgängerzone zum leerstehenden Betonklotz zu verkommen drohte, hat die Stadt das Gebäude gekauft und plant, nachdem das Kaufhaus Anfang dieses Jahres geräumt wurde, nun eine Umgestaltung für eine gemischte Nutzung: unten Ladenlokale und oben Büros, Arztpraxen und Bildungseinrichtungen.

150 Millionen Euro Kaufpreis

Die Fassaden des Düsseldorfer "Kaufhof" wurden von dem Wiener Jugendstil-Architekten Joseph Maria Olbrich geplant und sie stehen unter Denkmalschutz. Das Gebäude wird noch immer vom Kaufhaus-Konzern "Galeria" genutzt, der die historischen Namen "Kaufhof" und "Karstadt" inzwischen offiziell gestrichen hat und seit dem letzten Jahr einem deutsch-amerikanischen Investorenkonsortium gehört.

Der Glanz aus alten Tagen im Düsseldorfer Kaufhaus | Bildquelle: WDR

Mit diesem Mieter wird sich der künftige Eigentümer des historischen Warenhaus-Gebäudes auseinander zu setzen haben, wenn es um die Zukunft des Hauses geht. Erst einmal aber muss sich jemand finden, der bereit ist, 150 Millionen Euro für ein Kaufhaus in Düsseldorfer Spitzen-Lage zu zahlen.

Unsere Quellen:

  • IG Königsallee
  • Alexander Fils, Vorsitzender Planungsausschuss der Stadt Düsseldorf

Über dieses Thema berichten wir am 29.04.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Düsseldorf, 19.30 Uhr.