Noch sind es nur wenige der insgesamt 120 Containermodule, die seit Montagmorgen auf eine extra aufgeschüttete Fläche angeliefert wurden, auf der im kleinen Grevenbroicher Ortsteil Hemmerden eine neue Unterkunft für bis zu 160 Flüchtlinge entsteht.
Viele Anwohner kritisieren aber den Bau und damit das Vorgehen der Stadt. Ein Bürgerverein mit dem Titel "Grevenbroicher gegen Ghettos" hatte sogar erfolglos ein Bürgerbegehren dagegen gestartet.
Anwohner kritisieren fehlende Infrastruktur
Direkt gegenüber der geplanten Unterkunft wohnt Cornelia Dahmen seit mehr als 30 Jahren. Sie habe nichts gegen die ankommenden Flüchtlinge, kritisiert aber die schlechte Lage für solch ein Heim: "Wat sollen die denn hier machen? Für mich ist das Einpferchen!", klagt die Rentnerin. "Ich hab ein bisschen Angst davor, dass das andere Leute anzieht, die sich an der Unterkunft stören."
Dahmen bemängelt, dass die Stadt sie und andere Anwohner nicht vorab über die Pläne informiert habe: "Wir sind hier aus allen Wolken gefallen!" Sie befürchtet außerdem einen Wertverlust für ihr Haus.
Stadt verteidigt dezentrales Konzept
Grevenbroichs Sozialamtsleiter Dirk Reiff verteidigt das Konzept, die Flüchtlinge dezentral in der Stadt zu verteilen. "Hemmerden musste bisher noch kaum Flüchtlinge aufnehmen", begründet er die Entscheidung für den Standort.
Er könne verstehen, dass die Unterkünfte vor Ort erstmal auf wenig Gegenliebe stießen, weil viele nicht wüssten, was genau auf sie zukommt. "Die Gemeinde wird damit leben und sich anfreunden und es auch unterstützen", so Reiff. An den anderen Flüchtlingsstandorten in der Stadt gebe es bisher keine Probleme.
Bürgerverein fordert bessere Integration
Auch die Mitglieder des Vereins "Grevenbroicher gegen Ghettos" seien nicht per se gegen Flüchtlinge, betont die Vorsitzende Bianca Frohnert. "Man muss Standorte wählen, an denen die Leute auch integriert werden können, hier ist das eine reine Verwahrstelle", erklärt Frohnert. Es gebe im Ortsteil schon für die Einwohner nicht genügend Kita- und Schulplätze.
In der kommenden Woche sollen alle Module aufgebaut sein. Im Laufe des Sommers dürften dort dann die ersten Menschen einziehen. Nach Angaben von Sozialamtsleiter Dirk Reiff soll die Unterkunft maximal zu 80 Prozent belegt werden. Verein und Anwohner wollen die Entwicklung weiter kritisch begleiten.
Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Anwohner
- Stadt Grevenbroich
- Verein "Grevenbroicher gegen Ghettos"
Über dieses Thema berichtet der WDR am 22.07.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf.