Vor dem Neusser Amtsgericht hat heute ein Strafprozess gegen drei mutmaßlich Verantwortliche begonnen – und wurde nach nur zweieinhalb Stunden ausgesetzt. Auf Betreiben der Anklägerin soll noch ein weiteres Gutachten zum Unfallhergang eingeholt werden.
Gutachten mehr als zwei Jahre nach dem Unfall - "eine Unverschämtheit"
"Das Gutachten hätte die Anklage schon früher haben können", meinen die Verteidiger und halten das "nach über zweieinalb Jahren für eine Unverschämtheit – auch gegenüber der Witwe des Toten". Angeklagt sind ein Kranführer, der damals zuständige Bauleiter und der Geschäftsführer der Baufirma. Den drei Männern wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Am Mittag des 6. Januar 2022 war in Kaarst bei Austauscharbeiten ein Laternenmast umgestürzt und hatte den 46-jährigen Familienvater aus Mönchengladbach erschlagen.
Unfall war laut Anklage vermeidbar
Der Unfall hätte nach Überzeugung der Anklägerin vermieden werden können. Und zwar, wenn der Kranführer den elf Meter hohen Mast damals ordnungsgemäß gesichert hätte, der Bauleiter den dafür nötigen Fixierhaken besorgt und der Geschäftsführer der Baufirma für die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften gesorgt hätte.
Unfallopfer erfahren und umsichtig
Das 46-jährige Opfer sei damals auf der Baustelle als Vorarbeiter eingeteilt gewesen, der Kranführer habe also dessen Anweisungen befolgen müssen, erklärte der Bauleiter. Er beschrieb heute den getöteten Kollegen und den 44-jährigen angeklagten Kranführer als sehr erfahren und umsichtig.
Mehrfach sah der Bauleiter bei seiner Erklärung im Prozess zu der Witwe des Opfers hinüber und kämpfte mit den Tränen. Nach eigenen Angaben arbeitet er seit knapp einem Jahr bei einem anderem Unternehmen und nannte heute die Sicherheitsstandards seiner Ex-Firma vorbildlich.
Bedauern – aber alle Vorschriften beachtet
Die Angeklagten erklärten heute alle ihr Bedauern über den tragischen Tod des Kollegen, betonten aber, damals bei den Arbeiten alle geltenden Vorschriften beachtet zu haben. Wann der Prozess fortgesetzt und erneut verhandelt wird, ist noch offen.
Unsere Quellen:
- Gerichtssprecher Amtsgericht Neuss
- Reporter im Prozess
Über den Prozess berichten wir heute im Fernsehen in der "Lokalzeit aus Düsseldorf" um 19.30 Uhr.