Traditionell einen Tag vor der Karlspreis-Verleihung diskutieren bei der Veranstaltung Experten über die Zukunft Europas. Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der häufig vorgetragenen Forderung, die Ukraine in die EU aufzunehmen, war beim diesjährigen Europa-Forum die aktuelle Situation in Ost-Europa immer wieder Thema.
Diskussion mit ukrainischer Friedensnobelpreisträgerin
Dafür sorgten auch die Besuche der ukrainischen Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matviychuk und der beiden belarussischen Oppositionsführerinnen Veronika Tsepkalao und Swetlana Tichanowskaja, die im vergangenen Jahr mit dem Karlspreis ausgezeichnet wurden.
Veronika Tsepkalo und Swetlana Tichanowskaja mit Oleksandra Matviychuk (von links nach rechts und ganz rechts die Moderatorin des Gesprächs)
In der Diskussion erklärte Oleksandra Matviychuk, dass nach ihrer Ansicht viele Menschen, die in Europa auf Demonstrationen einen Waffenstillstand in der Ukraine oder einen Kompromiss ihres Landes mit Russland forderten, nicht verstehen würden, was das in der Praxis bedeuten würde:
Unterstützung durch belarussische Aktivistinnen
Dem stimmte Swetlana Tichanowskaja zu. Sie betonte in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des diesjährigen Karlspreises für Wolodymyr Selenskyj. Die Auszeichnung zeige dem ukrainischen Volk, das nach einem Jahr des blutigen russischen Angriffskrieges weiter um seine Existenz kämpfe, dass Europa es nicht vergessen habe und weiter unterstütze.
Diskussion über die Erweiterung Europas und die Rolle der Ukraine
Auf dem Europa-Forum ging es am Samstagnachmittag auch um die Erweiterung der Europäischen Union. Dalia Grybauskaité, die frühere Präsidentin Litauens und Karlspreisträgerin von 2013, war eine der Diskussionsteilnehmerinnen. Sie hatte die EU schon vor der Annexion der Krim im Jahre 2014 vor der Aggressivität und den imperialen Ambitionen Russlands gewarnt.
Nun forderte sie eine verstärkte Zusammenarbeit der EU mit der Ukraine. Diese habe Europa nach einem Ende des Krieges mit Russland viel zu bieten – sowohl in wirtschaftlicher als auch in militärischer Hinsicht. Sie verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Erfolgsgeschichte der baltischen Staaten.