Protest gegen Mottowagen für Kölner Rosenmontagszug

Lokalzeit aus Köln 25.02.2025 02:30 Min. Verfügbar bis 24.02.2027 WDR Von Christian David

Protest gegen Mottowagen für Kölner Rosenmontagszug

Stand: 24.02.2025, 18:34 Uhr

Das Erzbistum Köln und CDU-Politiker kritisieren einen Rosenmontagswagen, der sich mit Missbrauchfällen in der Kirche befasst.

Von Lena Wensch

Eine Woche vor Beginn des Kölner Rosenmontagszuges gibt es Proteste gegen einen Persiflage-Wagen - also einen Wagen mit großen Figuren. Dieser soll sich laut Zugleiter Marc Michelske mit sexuellen Missbrauch in der Kirche auseinandersetzen und die mangelnde Aufarbeitung seitens der Kirche kritisieren.

Bislang liegt dem Festkomitee nur eine Zeichnung des Wagens vor. Darauf zu sehen: Ein großer Beichstuhl, aus dem ein überdimensionaler Arm eines Priesters herausragt. Mit gekrümmtem Zeigefinger scheint er einen Jungen im Messdienergewand in den Beichtstuhl zu locken. Auf dem Beichtstuhl prangt in roten Buchstaben die Aufschrift: "Jesus liebt Dich".

Aufschrift "Jesus liebt Dich" sorgt bei Erzbistum für Empörung

Während das Festkomitee Kölner Karneval die Darstellung als "notwendige gesellschaftliche Satire" verteidigt, kritisiert das Erzbistum sie als "grenzüberschreitend". Frank Hüppelshäuser, Amtsleiter des Erzbistums, äußert in einem offenen Brief seine Bedenken: "Es wird suggeriert, dass Jesus selbst im Beichtstuhl sitzt und den Messdiener durch Handzeichen dort hineinziehen will; zumindest wird Jesus hier instrumentalisiert", schreibt er.

Wenn man dem Sohn Gottes ein Mitverschulden an den schrecklichen Missbrauchstaten, die auch und gerade in der katholischen Kirche geschehen sind, unterstellt, sei eine Grenze überschritten, die mit keinem Grund der Welt zu rechtfertigen ist. Frank Hüppelshäuser, Amtsleiter des Erzbistums Köln

Das Bistum fordert deshalb, dass der Wagen nicht wie ursprünglich geplant im Rosenmontagszug mitfahren soll.

Auch aus der CDU deutliche Kritik

Rolf Bietmann von der CDU Köln im Portrait

Rolf Bietmann von der Kölner CDU

Der ehemalige Bügermeister und CDU-Politiker Rolf Bietmann betont, dass sich zahlreiche Menschen an ihn und seine politischen Kolleginnen und Kollegen gewandt hätten, weil sie die Aufschrift "Jesus liebt Dich" in diesem Kontext als verletzend empfänden. Diese Worte seien eine zentrale Botschaft des Christentums und dürften nicht mit einer verbrecherischen Handlung in Verbindung gebracht werden. Das Festkomitee müsse sich bewusst sein, dass es mit dieser Darstellung das religiöse Empfinden vieler Menschen in Köln und darüber hinaus verletze.

Bietmann schlägt vor, stattdessen einen anderen Spruch zu wählen.

Karneval darf provozieren, Karneval soll im Rosenmontagszug auch provozieren. Dass man diesen Wagen präsentiert, dagegen hat niemand etwas. Aber es geht eben um diesen Spruch und dieser Spruch passt einfach nicht Rolf Bietmann, CDU-Politiker

Auch andere ehemalige Bürgermeister wie Ralph Elster (CDU), Hans-Werner Bartsch (CDU) und der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) bezeichneten den Wagen in einem Schreiben an Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn als "geschmacklos".

Festkomitee hält an Persiflage-Wagen fest

Michael Kramp, Festkomitee Kölner Karneval

Das Festkomitee will an dem Wagen trotz aller Proteste festhalten. Man habe zahlreiche Zuschriften von Missbrauchsopfern erhalten, die berichteten, dass genau solche Sätze wie "Jesus liebt Dich" benutzt wurden, um sie in die Kirche zu locken. Angesichts dieser Erfahrungen sei die Beschriftung des Wagens bewusst gewählt worden.

Geschmacklos und peinlich ist nicht der Wagen, der im Rosenmontagszug den Finger in die Wunde legt – geschmacklos ist der Missbrauch in der Kirche. Und genau darauf wollen wir aufmerksam machen Michael Kramp, Festkomitee Kölner Karneval

Am Wagen werde deshalb vor dem Rosenmontagszug nichts mehr geändert.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Erzbistum Köln

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