Seinen ersten Oscar ergatterte Volker Bertelmann vor zwei Jahren für den Soundtrack zu Edward Bergers Kriegsdrama "Im Westen nichts Neues". Nun war der Komponist, der aus Kreuztal im Siegerland stammt und inzwischen in Düsseldorf lebt, für die Musik zu Bergers neuem Thriller "Konklave" erneut für die begehrte goldene Statue nominiert.
Gewonnen hat jedoch der britische Komponist Daniel Blumberg mit seiner Musik zum Drama "Der Brutalist". Blumberg setzte sich in der Kategorie der besten Filmmusik außerdem gegen Clément Ducol und Camille ("Emilia Pérez"), John Powell und Stephen Schwartz ("Wicked") und Kris Bowers ("Der wilde Roboter") durch.
Für "Konklave" fand Bertelmann außergewöhnliche Sounds
Vor seiner Nominierung hat Volker Bertelmann nach besonderen Klängen für seine Filmmusik zum Vatikan-Thriller "Konklave" gesucht: Dabei ist der 58-Jährige Künstler auf ein fast schon spirituelles Instrument gestoßen: Das Glas-Instrument Cristal Baschet, auch Kristall-Orgel genannt.
Dabei gleitet der Musiker mit befeuchteten Fingern über Glasstäbe und bringt sie so zum Vibrieren. Der dabei entstehende Sound wird über Metalltrichter verstärkt. Der Sound zieht sich wie ein Leitmotiv durch den Streifen.
Oscar-Gewinn hat sein Berufsleben verändert
Mit Regisseur Edward Berger hat der 58-jährige Komponist schon fünf Filme gemacht. Mit dem Gewinn des Oscars hat sich sein Leben schon sehr verändert, verriet er in einem Interview mit dem WDR: "Andere bekommen einfach eine andere Wahrnehmung von dem, was man macht. Die Arbeit bekommt einen respektvolleren Umgang. Jetzt ist meine Arbeit etwas mehr geschützt."
Bertelmann: Oscar-Gewinn war wie ein Rausch
Bertelmann, der auch unter dem Künstlernamen Hauschka bekannt ist, lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Düsseldorf. Als er vor zwei Jahren bei der Verleihung seinen Namen nach der berühmten Einleitung "And the Oscar goes to ..." hörte, war er komplett aus dem Häuschen: "Das ist total irreal", sagte er kurz darauf, "einfach unbeschreiblich."
Er bezeichnete den Tag des Oscar-Gewinns wie einen Rausch: "Es ist ein bisschen wie ein Schützenfest."
Düsseldorfer Studio im ehemaligen Industrie-Viertel
Das Studio von Bertelmann liegt in Düsseldorf-Flingern, einem früheren Industrie- und Arbeiter-Viertel, das einst vor allem für Eisen und Stahl stand: Die Namen Mannesmann und Klöckner bestimmten hier lange Zeit die Geschicke des Viertels. Nun tüftelt Volker Bertelmann an der Ronsdorfer Straße zwischen alten Kesselwerken und früheren Drahtindustrie-Gebäuden an Filmmusiken.
Komponist sucht immer neue Sounds
Und das passt eigentlich sehr gut, denn hier, wo Industrie-Pioniere neue Produkte für die Welt ersonnen, entwickelt der Komponist experimentelle Musik. Auf der Suche nach immer wieder neuen Sounds präpariert er sein Klavier mit allerhand Alltagsgegenständen, um die Klangpalette des Tasteninstrumentes zu erweitern.
In der Branche besitzt Bertelmann inzwischen einen exzellenten Ruf. Schon 2017 hatte ihn die Academy erstmals für einen Filmmusik-Oscar nominiert. Und zwar zusammen mit dem amerikanischen Musiker Dustin O'Halloran für den Soundtrack zu dem Film "Lion".
Ausnahme-Komponist entwickelte WDR 3-Klangdesign
Wenn Bertelmann nicht für andere komponiert, ist er mit seinen Solo-Projekten unter dem Künstlernamen "Hauschka" unterwegs. Als Komponist und Pianist veröffentlichte er viele Alben und ist unter anderem auch für das Klangdesign des Kulturradios WDR 3 verantwortlich.
Filmmusik: Kein zweiter Oscar für Düsseldorfer Hauschka. WDR Studios NRW. 03.03.2025. 00:49 Min.. Verfügbar bis 03.03.2027. WDR Online.
Unsere Quellen:
- WDR-Interview
- Live-Stream der Oscar-Nominierungen in Los Angeles
- Agentur: dpa