Hübsch sieht sie von außen nicht gerade aus, die ehemalige Sparkassen-Filiale an der Hauptstraße von Roetgen in der Städteregion Aachen. Drinnen flackert eine Lampe, das restliche Licht ist eher düster, die Räume sind fast leergeräumt. Und doch sollen hier in Kürze bis zu 17 Menschen leben. "Die Idee dazu hatte unser Bürgermeister Jorma Clauss, als ich mit ihm im Büro saß und wir beide über Lösungen für neue Flüchtlingsunterkünfte nachdachten", erzählt Corinna Schreiber, die als Fachbereichsleiterin der Gemeinde auch für Flüchtlinge zuständig ist. "Wir schauten aus dem Fenster, sahen das alte Sparkassen-Gebäude, und da meinte er: Was ist eigentlich damit? Könnten wir das nicht nutzen?"
Entweder nur Männer oder nur Frauen
Ein Anruf bei der Sparkasse, und schon war man sich einig. Zunächst auf ein Jahr befristet wird die Gemeinde die Räumlichkeiten anmieten, um sie für die Unterkunft von Flüchtlingen zu nutzen. Dazu muss noch einiges umgebaut werden, und im Keller sollen Duschen installiert werden. Toilettenräume für Damen und Herren gibt es schon, aber nach jetzigem Stand wird es diese Trennung wohl nicht geben, denn: "Wir planen, in dem Gebäude entweder nur Frauen oder nur Männer unterzubringen, damit es nicht zu Konflikten kommt und die Privatsphäre der Geflüchteten gewahrt bleibt", sagt Corinna Schreiber. Wenn alles klappt, man genug Handwerker finde, dann könnten hier schon im Februar die ersten Flüchtlinge einziehen.
Siersdorfer Erlöserkirche im Blickpunkt
35 Kilometer weiter nördlich liegt Siersdorf, ein Ortsteil der Gemeinde Aldenhoven im Kreis Düren. Und mitten drin die evangelische Erlöserkirche. Die ist schon seit Jahren entwidmet und wird seitdem nicht mehr genutzt. Aber die Räume sehen noch immer angenehm und modern aus. Es gibt einen größeren Aufenthaltsraum mit voll eingerichteter Küche, Tischen und Stühlen. Auch hier soll eine Notunterkunft für Flüchtlinge entstehen. Was fehlt, sind natürlich auch hier die Duschen. "Aber da werden wir mit Sanitär-Containern arbeiten, das haben wir uns auch schon angeschaut, zusammen mit der Kirchengemeinde", sagt Bürgermeister Ralf Claßen (CDU), "das lässt sich mit relativ geringem Aufwand machen."
Privatsphäre statt großer Schlafsaal
Claßen ist dankbar, dass die evangelische Kirche der Kommune das Gebäude kostenfrei zur Verfügung stellt. Momentan sei man noch auf der Suche nach einem Betreiber der Unterkunft, und dann müsste noch einiges umgebaut werden. Denn der Kirchensaal soll kein großer Schlafsaal, sondern in kleinere Wohnbereiche aufgeteilt werden, damit die Flüchtlinge ihre Privatsphäre haben. Und außerdem muss geklärt werden, wie der kirchengemäß hohe Raum sinnvoll und energiesparend geheizt werden kann.
Turnhallen und Freizeitheime nur als letzte Lösung
Bislang hat die Gemeinde Aldenhoven gut 300 Flüchtlinge untergebracht, die meisten aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine. Die meisten in angemieteten Wohnungen. Zwar hätten dadurch andere, private Wohnungssuchende Konkurrenz bekommen, "aber wir gehen ganz normal über den Wohnungsmarkt, und ob wir diese Wohnungen bekommen, entscheidet letztlich der Vermieter", so Claßen, der betont: "Wir wollen es vermeiden, Turnhallen oder Freizeitheime für die Flüchtlingsunterbringung zu nutzen. Langfristig könnte es allerdings doch passieren, dass wir die brauchen, je nachdem wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt."
Aber bis dahin wolle man weiter auf die Anmietungen von Wohnungen, die Sanierung eines ehemaligen Jugendtreffs und den Umbau der Erlöserkirche setzen. Bis die bezugsfähig ist, dürfte es allerdings noch mindestens bis zum Sommer dauern.
Weitere Lösungen werden gebraucht
In Roetgen sind derzeit etwa 180 Flüchtlinge untergebracht. Sowohl dort wie auch in Aldenhoven ist man sich klar darüber, dass auch die Kirche und die ehemalige Sparkassen-Filiale nicht ausreichen werden, alle zugeteilten Flüchtlinge aufzunehmen, wenn sich der Krieg in der Ukraine noch länger hinzieht. Beide planen deswegen zusätzlich auch noch mit Wohn-Containern oder Modul-Häusern.
Über dieses Thema berichten wir auch in der Lokalzeit aus Aachen am Mittwoch, 21.12.2022 um 19.30 Uhr im WDR Fernsehen.