Roboter gegen Unkraut: Bonner Forscher arbeiten an KI auf dem Acker
Stand: 17.01.2025, 06:00 Uhr
Mit Robotern und künstlicher Intelligenz wollen Wissenschaftler der Uni Bonn die Zukunft der Landwirtschaft sichern. Die Ziele: Die Pflanzenproduktion nachhaltiger machen und Ausfällen von Erntehelfern vorbeugen.
Von Gisela Hartmann
Mit Kabelbindern befestigen Christian Lenz und Rohit Menon rote, gelbe und grüne Paprikas an einem vertikalen Schlauch. Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter am Bonner Institut für Informatik wollen, dass ihr Roboter "Hortibot" das Gemüse gleich erntet.
Drei verschiedene Greifarme bewegen sich jetzt auf die Früchte zu. Der eine Greifarm hat eine Kamera und die Funktion, die Entfernung genau abzuschätzen. Der zweite schneidet die Frucht vom Stängel ab und der dritte greift die Frucht und wirft sie in einen Korb.
Der erste Versuch gelingt auf Anhieb, aber bei der zweiten Paprika setzt der Roboter zu niedrig an und bleibt im Fruchtfleisch hängen. Aber davon lassen sich die beiden Informatiker nicht abschrecken: Sie verändern etwas an den Parametern bis auch die nächste Frucht - eine gelbe - in den Korb unter dem Roboter plumpst.
Der Roboter erntet auch heute schon im Gewächshaus
Der Arm des Roboters greift nach einer gelben Paprika
Das, was die beiden heute in ihrem Labor auf dem Uni-Campus machen, findet in den Sommermonaten auch schon in einem richtigen Gewächshaus bei Meckenheim statt.
Im Moment hängen dort jahreszeitbedingt aber keine Paprikas an den Pflanzen, deswegen improvisieren die beiden. "Unsere Hoffnung ist, dass irgendwann alles automatisch funktioniert. Unser Ziel ein voll autonomes System", berichtet Rohit Menon stolz.
24 Stunden autonom unterwegs
Professorin Maren Bennewitz betreut das Projekt PheonRob an der Uni Bonn. Sie schaut den beiden Informatikern bei ihrem Versuchsaufbau über die Schulter. Gefördert wird PhenoRob von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. "Unsere Systeme werden 24 Stunden täglich autonom arbeiten können", ist Bennewitz überzeugt.
Die Universität Bonn
Ein Grund für die Forschungen sei der Arbeitskräftemangel bei Erntehelfern, erklärt die Wissenschaftlerin. Sie und ihr Team wollen so die Zukunft der Landwirtschaft sichern. Die Menge der Nahrungsmittel soll damit vergrößert und negative Auswirkungen auf die Umwelt minimiert werden.
Mehr Nahrungsmittel und weniger chemische Belastung
"Wir haben verschiedene Systeme entwickelt. Darunter sind zum Beispiel auch Roboter, die auf einem Feld herumfahren und Unkraut erkennen und dann punktgenau mit Laser oder Spray vernichten. So muss man nicht das ganze Feld mit Chemikalien einsprühen", erläutert die Professorin.
"Und wir haben Drohnen programmiert“, fügt sie hinzu. „Die tasten das Feld von oben mit Sensoren ab und erkennen Pflanzenkrankheiten, die sie dann gezielt behandeln", so Bennewitz weiter.
Die Wissenschaftler hoffen, dass "Hortibot" und die anderen Roboter in etwa fünf Jahren auch in der richtigen Landwirtschaft eingesetzt werden können.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Institut für Informatik an der Universität Bonn
Über dieses Thema berichten wir am 17.01.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Bonn, 19.30 Uhr.