"Ob die Bahn noch kommt…?" raunt ein Mann auf dem Bahnsteig der zentralen Haltestelle Neumarkt. Die Leitung der Kölner Verkehrs-Betriebe gibt ihm Recht. Seit dem Spätsommer sind immer mehr Fahrten verspätet oder fallen ganz aus, besonders am Wochenende. Mit einer Fahrplananpassung will die Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks ab dem 16. November jetzt die Notbremse ziehen.
"Wir wollen Schadensbegrenzung für die Fahrgäste betreiben, damit nicht drei oder vier Bahnen hintereinander ausfallen." Vor allem bei den Stadtbahnen machen sich fehlende Fahrer, ein hoher Krankenstand und kaputte Bahnen bemerkbar. Währenddessen warten viele Fahrgäste am Bahngleis vergeblich auf gute Nachrichten von der Anzeigetafel.
Weniger Fahrten für mehr Zuverlässigkeit?
So soll zum Beispiel der morgendliche Fünf-Minuten-Takt der Linie 1 ab Mitte November nur noch zwischen Brück und Moltkestraße angeboten werden. Die Linien 13 und 17 werden abends, am Samstagmorgen und am Sonntag nur noch im 30 Minuten-Takt unterwegs sein. Außerdem fährt die Linie 19 nur noch unter der Woche bis 9 Uhr morgens. Busse sollen von den Fahrplananpassungen nicht betroffen sein.
Die KVB hat sich laut ihrem Vorstand intensiv um neue Bahnfahrer und Auszubildende bemüht. Doch erst seit diesem Jahr können die aufgestockten Ausbildungsplätze des Unternehmens voll besetzt werden. Insgesamt fehlen der KVB 60 Vollzeitfahrer. Von den aktuellen Mitarbeitern sind viele krank. Weil der Schichtdienst stressig ist, wechseln viele in andere Bereiche oder Teilzeit.
Ersatzteile werden nicht geliefert
Der Blick auf die Lage bei der KVB gleicht einem Offenbarungseid. Denn zusätzlich zur schwierigen Situation beim Personal sind viele Bahnen der in die Jahre gekommenen Flotte kaputt. Sicherheitsrelevante Ersatzteile wie Bremsbelege oder Stoßstangen seien seit mehr als einem halben Jahr nicht lieferbar. Gleichzeitig ließen die neu bestellten Bahnen vom Hersteller Alstom weiter auf sich warten.
Mit dem ausgedünnten Fahrplan sollen die Bahnen ab Mitte November wenigstens wieder zuverlässig unterwegs sein. KVB-Chefin Stefanie Haaks versucht es mit Pragmatismus: "Ein stabiler Fahrplan ist immer noch besser als ein unkontrollierter Ausfall."
Warten auf die Mülheimer Brücke
Gleichzeitig bittet sie alle Fahrgäste darum, ihren Frust nicht beim KVB-Personal rauszulassen. Denn ihre Mitarbeiter seien für die schlechte Lage am wenigsten verantwortlich. Besserung sei erst wieder in Sicht, wenn die Mülheimer Brücke voraussichtlich Ende März 2025 wieder befahrbar ist. Dann hofft die Vorsitzende auf mehr Personal, reparierte Bahnen und einen volleren Fahrplan.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Kölner Verkehrs-Betriebe