Alter schützt vor Fernweh nicht - Als Leih-Oma ins Ausland
Stand: 09.06.2023, 07:42 Uhr
Nach dem Abitur ins Ausland gehen, dort herumreisen, jobben oder in einer Familie als Aupair leben – für viele junge Leute ist das nichts Ungewöhnliches. Es geht aber auch noch im Alter – zum Beispiel als Granny-Aupair.
Von Inke Köster
Karin Stein war Lehrerin. Als sie in Rente geht, ist für sie klar: nur daheim sein und sich um Haus und Garten kümmern, das reicht ihr nicht. Sie fühlt sich fit und möchte noch Abenteuer erleben.
Agentur "Granny-Aupair"
Durch Zufall liest sie einen Zeitungsartikel über eine Organisation, die Leih-Omas ins Ausland vermittelt. Sofort ist ihr klar: "Das ist was für mich, das möchte ich auch machen." Sie recherchiert und informiert sich und stößt auf die Hamburger Agentur "Granny-Aupair".
Bewerbung und Kontakt
Eine Agentur aus Hamburg vermittelt die Granny-Aupairs.
Karin Stein tritt der Organisation bei, füllt einen Steckbrief aus und kurze Zeit später hat sie die ersten Anfragen von Familien, die auf der Suche nach einer Leih-Oma sind. Der Kontakt läuft per E-Mail und telefonisch.
Als erstes entscheidet sie sich im Sommer 2020 für eine Familie in Ägypten, die eine Deutschlehrerin für ihren kleinen Sohn sucht, der auf eine deutsche Schule gehen soll. "Die waren total nett, haben mich sofort aufgenommen wie ein Familienmitglied", erzählt sie begeistert.
Arbeitszeiten und Bezahlung
Karin Stein bekommt Kost und Logie und hat außerdem jeden Freitag frei. Auch die Flüge bezahlt ihre Gastfamilie, und sie bekommt ein kleines Taschengeld. Feste Regelungen gibt es in dieser Hinsicht nicht, die Arbeitsbedingungen muss jedes Granny-Aupair mit der Familie individuell verhandeln.
Und das am besten im Vorfeld, rät Karin Stein, "man sollte auch das Verhältnis klären, ob man wie ein Familienmitglied, Freund oder als Angestellte behandelt wird." Auch die Dauer des Einsatzes ist variabel. Bei Karin Stein sind es mal drei Wochen, mal vier Monate.
Aufgaben und Umgang
In Ägypten hatte Karin Stein ihren ersten Einsatz und würde gerne nochmals hin.
Meistens soll sie mit den Kindern spielen und Deutsch sprechen, teilweise auch bei den Hausaufgaben helfen. Arbeiten im Haushalt muss sie nicht erledigen.
Viermal war sie inzwischen als Leih-Oma unterwegs. Zwei Mal in Ägypten, einmal in Abu Dhabi und einmal in Griechenland. Dort fühlte sie sich nicht wohl, sondern von oben herab behandelt: "Da hätte ich eigentlich meine Koffer packen und frühzeitig abreisen sollen".
Land und Leute besser kennelernen
Insgesamt ist sie aber von ihren Erfahrungen als Granny-Aupair begeistert, "weil man das Land und die Menschen ganz anderes kennenlernt, als wenn man als Tourist reist." Sehr gerne würde sie als Leih-Oma nach Indien oder erneut in Ägypten aushelfen, wo es ihr die Kultur besonders angetan hat.
Versicherungen und Visum
Granny-Aupairs sollten ebenso wie Touristen eine Auslandskrankenversicherung abschließen, die die Kosten für medizinische Behandlungen oder einen Rücktransport nach Deutschland übernimmt.
Liegt das Ziel außerhalb der EU muss geklärt werden, ob ein Reisepass ausreicht oder ein Visum erforderlich ist. Für Reisen innerhalb der EU reicht der Personalausweis, der mindestens bis zur Rückreise gültig sein muss.
Über dieses Thema berichten wir am 09.06.2023 in den Lokalzeiten aus dem Bergischen Land und Düsseldorf im WDR Fernsehen.