Ein Projekt in Elsdorf soll Elterntaxis überflüssig machen
Stand: 10.11.2022, 14:07 Uhr
An den drei Elsdorfer Grundschulen hat heute ein Modellprojekt begonnen, mit dem die Stadt sogenannte Elterntaxis verhindern will. Die Grundschüler sollen nicht mehr von Mama oder Papa gefahren werden, sondern gemeinsam zur Schule gehen.
Von Stephan Pesch
Es ist halb acht. An der Kanalstraße im Elsdorfer Stadtteil Esch macht sich eine Gruppe Grundschüler startklar. Die Kinder haben sich an einer Laterne getroffen. An ihr hängt ein Schild aus Metall. "Schulweghelden" steht da drauf. "Das sind wir !", ruft eines der Kinder den anderen zu.
Alle tragen knatsch-gelbe Westen und sind ganz aufgeregt. Zusammen mit ihren Eltern werden sich die Pänz gleich auf ihren Weg zur Erich Kästner-Grundschule machen. Die ist knapp einen Kilometer vom Treffpunkt an der Kanalstraße entfernt. In etwa zehn Minuten müssen alle da sein, denn um 8 Uhr beginnt der Unterricht.
Viel Frust über Elterntaxis
Auch die Rektorin der Erich Kästner-Grundschule geht heute mit. Seit zehn Jahren ist Katharina Knöfel Leiterin in Esch und das Problem hier werde auch an ihrer Grundschule immer größer, sagt sie. "Es ist eine große Not bei den Eltern. Immer wieder wird in den Schulpflegschaften besprochen, wie schwierig es ist mit der Situation vor der Schule. Das es gefährlich ist, weil so viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen", ergänzt Katharina Knöfel. Um den Stress vor dem Schulhof zu verringern, sei in den vergangenen Jahren schon viel ausprobiert worden - jedoch ohne Erfolg. So scheiterte beispielsweise eine Initiative, die sich für eine Änderung der Verkehrsführung rund um die Erich Kästner-Grundschule stark gemacht hatte.
Auch mit Elternlotsen hat die Rektorin kein Glück. Kaum einer der Väter und Mütter habe dafür Zeit gehabt, sagt Katharina Knöfel. Nun hoffen alle an Elsdorfs Grundschulen auf das neue Modellprojekt "Schulweghelden". Die Routen für die Schülerinnen und Schüler hat die Stadt Elsdorf festgelegt. Es gibt drei für jede der drei Grundschulen im Stadtgebiet. Sie führen über ruhige Seitenstraßen, vorbei an Wohnungen und Häusern.
Elsdorfs Grundschulen wollen autofrei werden
In Esch sind es mittlerweile zehn Kinder, die gemeinsam zu ihrer Grundschule unterwegs sind. Zwei haben sogar einen Roller dabei. Circa zehn Meter hinter ihnen verfolgen einige Eltern ihre Schulweghelden. Entwickelt hat das im Rhein-Erft-Kreis bislang einmalige Modelprojekt Claudia Nief von der Stadt Elsdorf. "Das ist wirklich eine Aktion, die vom Mitmachen lebt. Wir sind darauf angewiesen, dass viele mitmachen. Wir können nur an die Eltern appellieren: Bitte, bitte, fahrt die Treffpunkte an. Traut euren Kindern zu, dass sie alleine zur Schule und sicher zur Schule kommen. Damit wir wenig Autos vor den Schulen haben. Denn jedes Auto, was hier weniger anfährt, zählt", ergänzt die 37-Jährige.
Die Schulweghelden in Esch haben mittlerweile ihren Schulhof erreicht. Rektorin Katharina Knöfel ist hoch erfreut. Die Zahl der Autos mit Müttern und Vätern am Steuer sei heute sehr übersichtlich, sagt sie. Kurz vor acht Uhr schrillt dann die Schulklingel. Die Kinder dürfen nun rein. Auch Rektorin Knöfel muss jetzt zum Unterricht. Die Eltern, die heute mitgegangen sind, wollen ihre Kinder nun regelmäßig zu Fuß zur Schule gehen lassen. Alle hoffen, dass es noch mehr werden und das Modellprojekt ein Erfolg wird. In einigen Monaten will die Stadt Elsdorf eine erste Bilanz ziehen.