Nach tödlicher Attacke in Wuppertal: Aufgeheizte Stimmung bei Prozess
Lokalzeit Bergisches Land. 02.05.2025. 02:27 Min.. Verfügbar bis 02.05.2027. WDR. Von Wolfram Lumpe.
Nach tödlicher Attacke in Wuppertal: Aufgeheizte Stimmung bei Prozess
Stand: 02.05.2025, 17:11 Uhr
Ein 24 Jahre alter Mann stirbt in Wuppertal im Juli 2024 durch mehrere Messerstiche. Verantworten müssen sich dafür jetzt zwei Angeklagte. Vieles deutet darauf hin, dass ein Streit zwischen zwei Gruppen von Heranwachsenden das Motiv der Tat gewesen sein könnte. Beim Prozessbeginn ist die Stimmung angespannt.
Geschrei in einem Hinterhof nahe der Stadtgrenze von Wuppertal und Haan. Es ist spätabends und stockdunkel. Anwohner rufen die Polizei. Sie sehen drei Männer flüchten. Zurück bleibt ein 24-Jähriger, der leblos auf der Straße liegend gefunden wird.
Reanimationsversuche bleiben erfolglos, der Mann stirbt noch in der Nacht. Es ist ein weiterer Schock für Nachbarschaft und Stadt im Sommer 2024: In den Wochen zuvor hatte es drei ähnliche Messer-Attacken gegeben, ohne Tote, aber mit Schwerverletzten.
War das Motiv für die Messerattacke Rache?
Warum der 24-Jährige sterben musste, bleibt zunächst unklar. Die Ermittler stoßen schließlich auf eine Schlägerei zwischen zwei Gruppen Heranwachsender im Juni 2022. Die prügeln sich auf einem Bolzplatz im Wuppertaler Osten. Warum, ist vor dem Prozessbeginn am Freitag unklar.
Sicher ist, dass dabei einer der jetzt Angeklagten geschlagen und mit Messerstichen traktiert wurde. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er dafür den Erstochenen verantwortlich gemacht hat und sich rächen wollte.
Der Verstorbene war als einer der Hauptbeteiligten der Bolzplatz-Schlägerei in erster Instanz zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Den Berufungsprozess erlebt er nicht mehr.
Prozess soll Antworten bringen
Für die Staatsanwaltschaft ist klar, dass der jetzt angeklagte Mord ein geplanter Racheakt war, die beiden Männer hätten ihrem Opfer aufgelauert. Ein dritter Mann ist seit der Tat flüchtig. Eine der Hauptfragen im Prozess dürfte sein: Was treibt jemanden zwei Jahre nach einer Schlägerei dazu, in dieser Form Rache zu üben?
Beim Prozessbeginn ist die Stimmung angespannt. Ein Großaufgebot von Justiz-Wachtmeistern und Polizei begleitete den Prozessauftakt. Und das offenbar nicht ohne Grund. Denn Familien und Freundeskreise, sowohl von den Angeklagten wie auch des Opfers, wollten den Auftakt verfolgen. Die Stimmung war aufgeheizt. Dass beide Seiten aufeinander losgehen könnten, wurde zumindest nicht ausgeschlossen.
"Sie sind extra aus Wuppertal weggezogen, um ja nicht irgendeinen Berührungspunkt zu haben." Anwalt Volker Schröder über die Familie eines Angeklagten
Volker Schröder, einer der Verteidiger, sah sogar eine konkrete Bedrohung für die Familie seines Mandanten. "Sie sind extra aus Wuppertal weggezogen, um ja nicht irgendeinen Berührungspunkt zu haben. Sie sehen das Ganze mit großer Angst. Jemand ist gestorben." Der Anwalt der Familie des Verstorbenen widersprach dem. "Es gibt keinen Anlass, dass sich ein Angeklagter oder dessen Verwandte bedroht fühlen müssten."
Vorerst keine Aussagen von Angeklagten
Die beiden Angeklagten selbst verfolgten die ersten Aussagen der Polizisten aus der Tatnacht ohne sichtbare Regung. Diese berichteten, dass sie das stark blutende Opfer mit massivsten Stichwunden vorgefunden hätten. Schreiende und weinende Angehörige hätten die Reanimations-Versuche zum Teil behindert.
Erfolglos seien die ohnehin gewesen. Der 24-Jährige konnte nicht gerettet werden. Die beiden Männer auf der Anklagebank wollen vorerst schweigen, so die eindeutige Aussage ihrer vier Verteidiger. Das Gericht muss sich an den nächsten acht Verhandlungstagen zunächst auf die Aussagen von mehr als 30 erwarteten Zeugen stützen.
Unsrere Quellen:
- Landgericht Wuppertal
- Staatsanwaltschaft Wuppertal